Avanias der Große
Dinjakis hielt die ganze Zeit seinen Kopf gesenkt und sprach kein Wort. Böntschakis betrachtete ihn von unten nach oben, bückte sich vor ihm und schaute ihm direkt ins Gesicht. Dann stolzierte er um Dinjakis herum. „Sie sagen, du seist ein Zauberer. Dann zaubere etwas herbei für mich! Wie wäre es mit einer Frau? Zaubere jetzt eine Frau herbei!“
Dinjakis starrte weiterhin regungs- und sprachlos auf den Boden
vor ihm. Leanis kicherte. „Er hat eine Frau in seinem Gefolge. Bestimmt schläft er mit ihr!“
Böntschakis drehte sich verwundert zu Leanis um, dann wandte er sich schnell wieder Dinjakis zu und lachte laut. „Ist sie hübsch? Besorgt sie es dir auch gut?“
Diabolisch grinsend kreiste er um den Prediger herum. „Auf was für einen Typ von Frauen stehst du? Magst du Vollbusige? Dann nimm dir eine aus meinem Harem!“
Nun kicherte auch Bronanis. Anakis blickte besorgt, er ekelte sich
vor der Szene, die sich vor ihm abspielte. Er wäre gerne dazwischen gegangen, aber dann hätte er sein Leben riskiert.
Böntschakis befahl einem der Wächter neben seinem Thronsessel Ganania, eine der Bentschuren, die vor vielen Jahren versklavt wurden, zu holen. Die blonde Ganania kam knapp bekleidet. Böntschakis stellte sie genau vor Dinjakis. Ganania verführte Dinjakis mit ihrem Dekolleté. Auch sie lächelte und lachte laut ab und an. Von den drei verdorbenen Priestern konnte nur noch Leanis dem perversen Schauspiel zugucken.
„Du darfst sie dir nehmen, wenn du willst. Ich lasse dich dann sogar frei und stelle einen leere Kammer nur für euch beide zur Verfügung. Also, was ist? Sprich endlich!“
Dinjakis regte sich immer noch nicht. Böntschakis wurde nervös und geriet in Rage. Er schlug Dinjakis auf seine linke Schulter. Aber auch danach sagte Dinjakis nichts. Der General Götschmin trat heran, aber Böntschakis hielt ihn zurück. „Es heißt, du erweckst die Toten wieder zum Leben. Was ist, wenn ich diese schöne Frau jetzt töten würde? Würdest du sie dann sofort wieder zum Leben erwecken? Beweise es uns doch!“
Böntschakis ergriff Ganania, um Dinjakis zu zeigen, dass er es ernst meinte. Ganania lachte nicht mehr und bekam Angst und wehrte sich. Böntschakis wich ihren Schlägen aus und hielt sie weiter an ihrem Hinterkopf fest. Nun machte auch Leanis ein ernstes Gesicht. Würde Böntschakis das wirklich tun?
Der König der Palparen ließ Ganania los und sie abführen. Er verzog sein Gesicht und sprach nun deutlich lauter: „Wenn du doch so groß bist, warum hast du dann Angst vor uns und sprichst kein einziges Wort? Du bist doch so ein großer Prediger!“
Dinjakis blieb weiterhin standhaft. Böntschakis konnte nicht
verstehen, wie dieser Mann solch eine Charakterstärke zeigen konnte. Ein wenig Bewunderung dafür hatte Dinjakis von ihm schon abgewinnen können. Er schaute zu den Priestern herüber, und er sah die gierigen Augen des Leanis. Böntschakis durfte keine Schwäche zeigen, auch wenn er persönlich nicht viel gegen diesen Mann hatte, musste er zum Wohle seines Königreiches weiter hart durchgreifen. „Sie erzählten mir, du behauptest, ein Gott zu sein. Bist du ein Gott? Los, sprich!“
Dinjakis rührte sich überhaupt nicht, als wäre er versteinert.
Böntschakis regte sich nun richtig auf und rastete beinahe aus. „Nun sprich endlich, du verfluchter Priester!“
Der Prediger zeigte keine Reaktion. Dinjakis war klar, dass eine Verteidigung oder verbale Reaktion vor diesen Männern sinnlos war. Er war schon verurteilt, und er würde nichts mehr dagegen machen können und wollte sich nun nur noch dem göttlichen Schicksal fügen. Nur aus diesem Grund war er geboren.
Böntschakis hatte keine Lust mehr, ihn plagten schon wieder heftige Kopfschmerzen. Er befahl Götschmin, den Prediger in den Kerker zu werfen.
Bronanis, Anakis und die beiden anderen Priester traten näher an
den Thron ihres Königs heran.
„Ihr müsst ihn hinrichten, Majestät! Er darf nie wieder unter die Menschen und nie wieder predigen!“, sprach Leanis laut mit erhobener rechter Hand.
„ Nein, das dürft Ihr nicht tun, Majestät! Wie würden seine Anhänger denn reagieren und all die Menschen, die ihn lieben?!“, widersprach ihm Anakis.
Böntschakis fasste sich an seine Stirn und überlegte.
Magria spielte nun die Frau gebrochenen Herzens. Avanias war so heftig schockiert. Mit solchen Überraschungen hatte er nämlich vor seiner Abreise nicht gerechnet.
„Unsere Mutter ist schon seit vielen
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