Avanias der Große
Ankunft die Hochzeit vorbereiten.
Der Zug mit dem Gefangenen Böntschakis traf vor dem Schloss ein. Böntschakis bekam eine der belichteten Zellen. Ein Jeder im Schloss sah den Gefangenen. Besonders Nandia missfiel, dass der ehemalige grausame Herrscher sich in einem Gebäude mit ihnen zusammen befand. Und vielmehr bereitete es ihr Unbehagen, dass er noch am Leben war. „Warum hast du ihn nicht öffentlich hinrichten lassen? Ach, was sage ich, eine schnelle Exekution wäre doch immer noch zu gut für ihn gewesen! Man sollte ihn lynchen!“
„ Beruhige dich, kleine Schwester! Du musst lernen, dein Temperament unter Kontrolle zu kriegen! Er wird nicht hingerichtet werden! Ich will es nicht! Was würde es bringen? Man kann nicht ein Verbrechen mit demselben vergelten und dann voll zufrieden sein! Das wird die Toten nicht wieder lebendig machen!“
„ Ich verstehe dich nicht, Bruder! Du hast dich wirklich sehr verändert in letzter Zeit. Du scheinst ein großer Freund der Palparen geworden zu sein!“
„ Ja, ich bin ein Palpare und ich bin ein Alvestier! Ich bin ein Kolakke und ein Moighuse! Ich bin ein Halusse und ein Mentschake! Ich mache gar keinen Unterschied zwischen ihnen!“
Nandia wandte sich ab von ihm. In diesem Moment dachte sie, Avanias habe den Verstand verloren.
Der König machte sich auf nach unten zur Zelle des Böntschakis.
Wie Avanias schon erwartet hatte, zeigte Böntschakis kaum eine Reaktion, als er ihm endlich von Dümnakis' Ende erzählte. Aber nicht, weil das Schicksal seines Sohnes ihm gleichgültig war, sondern weil er sich zahlreiche Vorwürfe machte.
„Du bist ja irgendwie auch selbst daran schuld! Du hättest ihn aufklären müssen, dann wäre es bestimmt nicht dazu gekommen!“
Der Gefangene lachte. Avanias verstand diese Reaktion nicht.
„Er hat den Lügen dieser Göre geglaubt, der kleine Trottel.“
Der König trat einen Schritt zurück. „Sag mir jetzt endlich die Wahrheit! Was ist damals geschehen? Wessen Tochter ist Sarafie? Mit welcher Frau hast du Dümnakis gezeugt?“
Böntschakis lachte jetzt lauter. Dem Alvestier wurde es unbehaglich.
„ Ich habe Dümnakis mit Lalindria gezeugt, ja. Oder nein, warte, ich habe ihn mit Palanie gezeugt. Oder nein, Lalindria hat mir damals doch eine Tochter geschenkt.“
Der König war geschockt. Der Gefangene lachte wieder sehr laut. Er hatte seinen Verstand verloren. Wer wusste schon, ob er die Wahrheit sagte. Avanias rannte weg. Während seines Ganges nach oben zum Empfangssaal konnte er immer noch den Nachhall von Böntschakis' Lachen in seinen Ohren hören. Es durfte nicht sein! Er hatte sich doch nicht in seine Halbschwester verliebt! Diese Ungewissheit zerfraß ihn. Wer sonst kannte noch die Wahrheit? Malgarias? Seine Eltern? Sie waren schon tot. Er eilte zu Malgarias' Kammer.
„ Nein. Dümnakis ist dein Halbbruder gewesen. Lalindria hat damals einen Sohn gezeugt mit Böntschakis.“
Der junge König schritt ungeduldig die Kammer auf und ab. Das Rätsel ließ seine Seele nicht mehr in Frieden. „Kannst du es mit Sicherheit sagen?“
„Ich bin nicht dabei gewesen, die Leute haben es mir damals so erzählt.“
„ Ach, Malgarias! Die Leute, ja, die Leute! Was ist mit meinem Vater? Hat er es dir damals bestätigt?“
Der alte Mann schwieg für einen Moment und zupfte an seinem langen Ziegenbart. Wie konnte er den Herrscher beruhigen?
„Ich habe einen großen Fehler gemacht, ich habe Dinjakis nicht gefragt. Ich hätte auch meinen Vater fragen sollen, auch wenn er sich dort in der Todeszelle befand.“
„ Du musst verstehen, es ist schon sehr lange her, und es war ein Tabuthema. Wir wollten diese schreckliche Vergangenheit hinter uns lassen und von vorne beginnen.“
„ Du weißt es nicht! Du weißt es nicht! Oh mein Gott! Sie ist meine Schwester gewesen. Warte, sagte Magria in der Vision nicht, meine Eltern hätten Sarafie als ihre Tochter angenommen?“
„ Das muss nichts bedeuten. Sie meinte es anders. Als deine Ehefrau gehört sie zur Familie und ist damit ihre Tochter.“
„ Diese Ungewissheit bringt mich um!“
„ Zerbrich dir nicht den Kopf darüber! Es ist sowieso nichts Geschehen zwischen euch.“
Avanias ließ das Gefühl nicht los, dass der alte Mann ihm etwas vorspielte. Wahrscheinlich war eben diese Tatsache, dass Sarafie seine Halbschwester war, warum der Alte damals in Halussien gegen ihre Liebe war. Er konnte Malgarias nicht trauen. Er würde wohl niemals die Wahrheit erfahren.
Die Jahre
Weitere Kostenlose Bücher