Avanias der Große
sie erfahren.“
„ Weißt du, was, ich habe da eine Idee. Sie sind alle drei gute Tänzerinnen und Sängerinnen. Da wir heute meine Rückkehr feiern, werde ich sie bitten, für uns zu singen und zu tanzen. Dann wirst du besser eine Entscheidung fällen können. Was hältst du davon?“
„ Von Tanzen halte ich nicht viel, aber ich liebe Musik und Gesang. Wenn es deinen Schwestern nichts ausmacht, dann habe ich nichts dagegen. Ich freue mich schon sehr darauf.“
Urtschana grinste. Wenn es etwas gab, was sein Herz unendlich erfreute, dann war es der Tanz der kolakkischen Frauen und der Gesang ihrer betörenden Stimmen.
Die Sonne war schon untergegangen. Urtschana stellte Avanias einige seiner besten Freunde vor, die zu seiner Wiedersehens-Feier gekommen waren. Der kolakkische Prinz verschwand für kurze Zeit, um seine Schwestern auf ihren Auftritt vorzubereiten.
Dann plötzlich verdunkelte sich der Raum und mehrere Frauen in prächtigen Kleidern und mit kurzen Röcken, traten in die Mitte des Festsaals. Unter ihnen, vorne an der Spitze, standen Urtschanas Schwestern. Es waren mehrere Dutzend von Frauen, die den Tanz vorher einstudiert hatten. Eine jede von ihnen bewegte sich frei von den anderen Tänzerinnen und schwang ihre Arme passend zum Takt der Musik, simultan zu den anderen. Erst sang Miran eine Strophe, dann Pandali und die restlichen Strophen Landari. Solch eine schöne Frauengesangsstimme hatte Avanias noch nie gehört. Sie eroberte ihn mit diesem Gesang.
Die Instrumente schlugen endlich den Takt an, und dann, nach einigen Schritten, begannen sie zu singen:
lire gul busch mik lanna kai
lire ira mik lanana ti muk kai
tschak nira mire hul kek
tschak nira lija mulach milachir harek
nori biki biki du
nori katan katan du
uscha biki biki du
uscha tekkatan tekkatan du
sota sota mik pischin hora kai
schih schih peschi sabba kai
keda kada schuha ti berin otan liki kai
ola bari hu doran kai
la it tu das bulan meran
na dulan lija harek ola uschan
gelin lija ola gus lija kai
tire meran tu das ola uschija kai
na bi bi kota schira lija
na bi bi lanta perke lija
na bi bi du herke lija
na bi bi la du herke kai
kus ke nija ola na mehes lire arka kai
kus ka nire keda ola la seta sabba irhan kai
(dein Herz ist voll von Kummer
deine Seele wird von Schmerz geplagt
Lass mich das Leid mit ertragen
Lass mich dir helfen, rastloser Pilger
eine Frau hast du verloren
eine Frau hast du gewonnen
das Glück hast du verloren
das Glück hast du wiedergewonnen
reich ist das Leben an Wunder
herrlich ist Gottes Schöpfung
die Welt wird jeden Tag vom Tautropfen geweckt
und die Nachtigall schläfert sie ein
du aber sollst nicht mehr trauern
beglücken und unterstützen will ich dich
dich lieben und dir treu sein
drum trauere nicht mehr und sei glücklich
ich bin die, die dich am besten kennt
ich bin die, die dir die Lasten abnimmt
ich bin die, die dich erwartet hat
ich bin die, die du erwartet hast
Komm zu mir und ich werde dein Fieber senken
Komm in meine Arme und du wirst Gottes Nähe spüren)
Die letzte Strophe hat Landari zwei Mal wiederholt. Ihre Stimme war so angenehm, dass auch Avanias sich wünschte, dass sie nicht mehr zu singen aufhöre.
Zwar verstand Avanias kaum Kolakkisch, oder „Durasch“, wie die Kolakken sich selbst und ihre Sprache nannten, aber das war auch nicht von Belang für ihn, denn die Melodie des Liedes an sich war sehr schön und wurde wunderbar von Urtschanas Schwestern vertont.
So schnell wie die Frauen sich perfekt abgestimmt bewegten, das konnte der König nicht glauben. Die jüngste von ihnen, Miran trat sogar aus den Reihen heraus und näherte sich Avanias und warf sich, passend zum Lied, vor ihm auf den Boden. Es wirkte, als ob auch diese Einlage einstudiert worden war, was sie tatsächlich auch war, denn Urtschana ging davon aus, dass Miran dem jungen König am meisten von allen gefiel. Da hatte er sich aber verschätzt, denn Avanias hatte von Anfang an Augen nur für Landari. Als er dann unter vier Augen mit ihr persönlich und allein sprechen durfte, eroberte sie ihn mit ihrer charmanten Art. Sie war hochintelligent, sprach Avanias' Muttersprache fließend und beherrschte auch Palparisch. Dem König kam es so vor, als ob sie ein perfekter Ersatz für Sarafie war. Und sie war sogar noch schöner als Sarafie. Avanias war sich sicher, dass er mit dieser Frau glücklich werden konnte. Er nahm sie mit nach Avania und er ließ direkt nach seiner
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