Avanias der Große
schaute nur noch auf den Boden. „Die Tochter von Böntschakis.“
Lumkin hielt inne und drehte sich verwundert zu Avanias um. „Habe ich richtig gehört? Du hast dein Leben für Böntschakis' Tochter riskiert und dabei einige Mentschaken niedergemacht?“
„ Genau so war es! Wir wussten aber nicht, dass sie es in der Sänfte war.“
„ Aha. Und dann ward ihr so lebensmüde, dass ihr danach ins Land der Mentschaken gezogen seid?“
„ Ihr König hat mich bewundert, oder so. Und schlug mir einen Zweikampf gegen seinen Sohn vor. Ich habe ihn besiegt, so konnte ich sie für uns gewinnen.“
„ Oh Mann, was ich alles verpasst habe! Und was habt ihr mit der Prinzessin gemacht?“
„ Sie ist nicht so wie in deiner Vorstellung! Sie ist sehr nett und freundlich.“
„ Und sehr hübsch.“
Auch Avanias konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er schämte sich, Lumkin von Sarafie und von seinen tiefen Gefühlen für sie zu erzählen. Aber er musste es ihm erzählen. „Ja, sie ist sehr hübsch! Die schönste Frau, die ich je gesehen habe.“
„Ach, sieh mal einer an! Du hast dich in sie verliebt.“
Lumkin grinste, aber wurde dann wieder ernst. Avanias wurde verlegen, seine Wangen waren rot und er bewegte seinen Kopf nervös hin und her.
„Du hast dich wirklich in sie verliebt? Ach du Scheiße! Sie ist die Tochter unseres Erzfeindes, Mann!“
„ Ja, ich weiß! Es ist eben passiert! Es war nicht ihr Äußeres, es war vielmehr ihre Art, mit der sie mein Herz erobert hat.“
„ Hm, und warum hast du sie dann nicht mitgenommen?“
„ Sie ist an den Thronfolger von Moighesia versprochen. Auf der Hinreise dorthin wurde sie von den Mentschaken gefangengenommen. Nun ist sie bestimmt dort und hat ihn schon geheiratet.“
Lumkins Gesichtsausdruck verzog sich, er wurde so ernst, wie Avanias ihn noch nie gesehen hatte.
„Tja, dann musst du sie eben vergessen! Traurig, aber so hart kann die Liebe manchmal sein.“
Avanias wusste, worauf Lumkin sich bezog, aber er wollte ihn noch nicht auf Nandia ansprechen, sondern erst einmal mit seinem besten Freund über dieses sein intimes Problem diskutieren. „Das Schlimmste aber ist, dass sie nicht weiß, wer ich bin. Ich konnte ihr nicht verraten, wer ich bin. Auch deswegen plagt mich mein Gewissen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie ein gutes Herz hat. Sie hätte mich nicht verstoßen, wenn ich ihr meine wahre Identität enthüllt hätte! Aber Malgarias hielt mich davon ab.“
Lumkin suchte sich einen Stuhl und setzte sich genau in die Ecke gegenüber von Avanias hin. Er wurde so ruhig und gelassen, wie Avanias ihn wirklich noch nie erlebt hatte. Eigentlich hätte er ihn in jenem Moment gefragt, was mit ihm denn los sei, aber er wusste ja schon, was in ihm brodelte. „Dann ist es bei dir ja viel schlimmer als bei mir!“
„ Ja, Nandia und du. Ich weiß schon.“
„ Hat sie mit dir über uns gesprochen?“
„ Nein. Ich konnte es in euren Augen sehen. Sie mag dich.“
Nun wurde Lumkin nervös und bewegte seine Beine auf und ab. „Das Problem ist, solch eine Verbindung darf nicht bestehen!“
„Ach, wir sind nicht wie andere Königshäuser! Bei uns zählt nur die Liebe. Wenn sie dich auch liebt, dann kann keiner von uns etwas gegen eure Beziehung sagen!“
„ Ich schwöre bei Allem, was mir heilig ist, dass ich sie wirklich aus tiefstem Herzen liebe! Ich weiß auch von ihrer Krankheit und dennoch liebe ich sie weiterhin, jetzt sogar mehr als zuvor!“
„ Welche Krankheit denn?“
„ Wusstest du das etwa nicht? Magria hat mir davon erzählt. Sie hat seit ihrer Kindheit große Flecken oder so auf ihrem Rücken.“
„ Nein, das habe ich nicht gewusst. Die arme Nandia! Und wieso hat Magria es dir erzählt?“
Lumkin wurde es ungemütlich. Jetzt war der entscheidende Moment gekommen, wo er seinen Freund über seine Schwester aufklären musste, was ihm aber sehr schwer fiel. „Dieses Mädchen ist listig und hinterhältig!“
„Wie redest du über sie? Was ist in meiner Abwesenheit geschehen?“
„ Sie mag dich nicht, Avanias! Sie schwor, dein Leben zugrunde zu richten. Deswegen wollte sie mit deinem Vater mitgehen.“
Avanias machte große Augen. Es war unglaublich für ihn, was er da hörte.
„ Unglaublich, das hätte ich nie von ihr gedacht! Sie wird also unseren Plan an Östrake verraten. Wieso hast du sie eigentlich nicht aufgehalten?“
„ Ich sagte doch, sie ist listig wie keine andere! In diesem Fall drohte sie, ihrem Vater die
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