Avanias der Große
was er sagen sollte. Inzwischen saß Böntschakis wieder auf seinem Thronsessel. Er entspannte sich.
„Er wird sich nicht verändert haben. Ich glaube nicht, dass er die Schmach der Vergangenheit überwunden hat.“
„ Ja, da sagst du etwas Wahres. Wie steht es im Augenblick mit unseren Truppen? Wären wir in der Lage einem Angriff der Alvestier und ihrer potentiellen Verbündeten zu überstehen?“
Aljakis hätte jetzt seinem Oberbefehlshaber am liebsten all die von jenem begangenen Fehler in der Verteidigung des eigenen und der Herrschaft der eroberten Länder aufgelistet. „Wir haben viele Männer verloren, um die Teltschurane wieder fest in unsere Hand zu bekommen. Unsere Truppen werden alle Feinde von außen zurückschlagen können. Jedoch sollten wir uns auch um neue Verbündete bemühen.“
„Ja, du hast recht. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Alvestia jetzt schon wieder erstarkt ist. Ich kenne Sassanias schon seit meiner Jugend. Ich werde ihn schon durchschauen.“
„ Das mag ja stimmen, aber dennoch wird er in all den Jahren viel hinzugelernt haben. Und er wird dir ja wohl immer noch nicht verziehen haben, was du ihm angetan hast.“
So sprach Aljakis nun als Freund zu seinem Vorgesetzten. Böntschakis nickte nur. „Dann wenden wir eben die Folter an, wenn ich erkenne, dass er uns nur etwas vormacht!“
„Wie ich erfahren habe, hat er noch eine junge Frau bei sich.“
Böntschakis zog die Augenbrauen hoch. „Eine junge Frau?“
„Ja, vermutlich eine seiner Töchter.“
Mit einem Schlag schien der König all seine familiären und politischen Probleme vergessen zu haben. Er zupfte mit den Fingern seiner rechten Hand an seinem gestutzten Ziegenbart. Er grinste wie ein ein großes Geschenk erwartendes Kind. „Ich freue mich schon sehr. Sie müssten
gleich ankommen.“
Der Aufbruch
Auch Mirtas bedrückte das traurige Gesicht, dass ihre Herrin Sarafie machte. An diesem frühen regnerischen Morgen saßen sie in einem der kleinen Speisesäle und tranken ihren Kaffee. Sie saßen eng beieinander. Mirtas hatte sich, wie jeden Tag, schön zurecht gemacht und hatte eines der vielen schönen, aber älteren Kleider, die die Prinzessin als Geschenke von ihrem Gemahl bekommen und aber nicht tragen wollte, angezogen. Sarafie dagegen trug eines der nicht mehr feinen Kleider. Sie zeigte ganz offen, dass sie unglücklich war.
„Herrin, was habt Ihr?“
„ Ich habe dir doch gesagt, dass wir von nun an gute Freunde sind. Also nenne mich nie wieder Herrin!“
„ Es fällt mir schwer. In Ordnung. Was bedrückt dich, Sarafie?“
„ Gestern wurde mein Mann handgreiflich.“
„ Allmächtige Götter! Warum denn das?“
„ Er schöpft Verdacht. Ich glaube, er weiß es.“
„ Nein, das kann nicht sein! Ich habe ihm nichts erzählt.“
„ Ich war leichtsinnig. Ich habe eine dumme Bemerkung gemacht und so war er darauf gekommen.“
„ Du musst vorsichtiger sein! Das habe ich dir doch gesagt! Mohagos ist im Grunde seines Herzens ein guter Mensch. Es ist der schlechte Einfluss seines Vaters.“
„ Ich kenne ihn noch nicht so gut, aber ich denke, du hast recht. Er hat sich gleich danach auch entschuldigt.“
„ Ich irre mich nicht, du kannst mir glauben! Spiele ihm doch die geliebte Ehefrau vor! Wenn sein Vater Wind davon bekommen sollte, dann, oh göttlicher Sotos!“
Sarafie nippte an ihrer Tasse. Sie bekam aber keinen Schluck herunter. Nicht so sehr, dass sie jetzt den Rest ihres Lebens mit Mohagos zusammenleben musste, deprimierte sie, sondern, dass sie ständig an diesen Halussen denken musste, an seine heldenhaften Taten und an seine romantischen Worte. Sie wollte ihn vergessen, aber sie schaffte es einfach nicht. „Ich kriege diesen Bolkrias einfach nicht mehr aus meinem Kopf.“
Mirtas nickte leicht. Sie selbst hatte noch nie erfahren, was wahre Liebe ist, aber in diesem Fall, war sie sich sicher. „Dann muss es wohl wahre Liebe sein.“
„ Meinst du wirklich?“
„ Ja! Man sagt, wenn man für einen längeren Zeitraum an eine bestimmte Person denken muss, dann ist es Liebe.“
Sarafie starrte regungslos auf die Tasse auf dem Tisch vor ihr. Wie würde sie diesen unbekannten Liebhaber aus ihrem Gedächtnis löschen können? Heimlich träumte sie von leidenschaftlichen Nächten mit ihm. Was wäre in jener Nacht geschehen, als er in jener Herberge an ihre Tür klopfte, wenn sie ihn hereingebeten hätte? Sie wünschte sich, sie hätte es getan.
„Ganz gleich, du musst ihn
Weitere Kostenlose Bücher