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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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ihn?«
    Tartuffe hörte zufrieden die Angst in seiner Stimme. Der Junge hatte den Köder geschluckt.
    »Ja, junger Herr, ich kenne seinen Namen nicht, aber er ist einer der übelsten Verbrecher der dunklen Viertel, Gesindel, mit dessen Bekanntschaft ein junger Herr wie Ihr sich nie besudeln würde ...«, er quiekte entsetzt, die Worte hatten eine ebenso unerwartete wie unangenehme Wirkung: Donovan packte ihn und zerrte ihn hoch.
    »Konntest du ihn sehen? Wie sah er aus? Schnell, rede!«
    »S...sachte, junger Herr«, stotterte Tartuffe, »er ... er hat rotes Haar, stachlig wie ein Reisigbesen und einen langen dünnen Zopf an der Sch...«
    Donovan stieß ihn zurück in den Stuhl, er war totenblass.
    »Jermyn! Oh, ihr Götter, er ist ihr gefolgt. Ich muss sie warnen, ihr helfen.« Er stürzte zur Tür, hielt inne und rang die Hände.
    »Aber wo ist sie hingelaufen? Er wird sie finden, mit seinen verdammten Kräften - die Wachen, ich muss die Wachen rufen! Nein, das nicht ... oh, Götter, steht mir bei.«
    Verzweifelt fuhr er sich durch das blonde Haar und Tartuffe betrachtete aufmerksam die Gedanken, die sich in seinem Hirn jagten:
    Verursachte er jetzt einen großen Aufruhr, fiel den Wachen am Ende auch Ava in die Hände, Ava, die den Mondenschleier bei sich trug.
    Tartuffe frohlockte, er hatte richtig gewettet. Der Trottel hatte Margeau den Mondenschleier gegeben, noch war nichts verloren und wenn er es geschickt anstellte, würde ihn dieser harmlose Idiot zu ihr führen. Dann konnte er den Betrug aufdecken. Zutiefst verletzt würde Donovan den Schleier wieder an sich nehmen, und in seinem verwirrten, aufgewühlten Zustand dürfte es nicht schwerfallen, ihn von dem kostbaren Stück zu befreien. Was ging dem armen Schaf noch durch den Kopf?
    Gewiss, sie konnte sich verteidigen, aber wenn Jermyn dazukam, wenn sie die Wachen und ihn gegen sich hatte - war sie einem doppelten Angriff gewachsen? Man würde ihr nicht glauben, dass er ihr den Mondenschleier gegeben hatte, und sie für eine gemeine Diebin halten. Und ihre furchtbaren Kräfte - wenn sie so verzweifelt war, dass sie die Mauern über sich einstürzen ließ, oder wenn Jermyn sie dazu zwang ... all die Menschen im Palast ... und wenn der Vater erfuhr, dass er den Schleier weggegeben hatte, der ihm anvertraut war...
    Donovans Gedanken verhedderten sich, sie lähmten ihn.
    »Was soll ich nur tun?«, blökte er und Tartuffe frohlockte. Der Thronfolger, der junge Herr bat ihn um Hilfe, wie erwartet! Er hatte Mühe, seine Genugtuung zu verbergen, doch seine Miene blieb unverändert ergeben und ehrerbietig.
    »Wenn Ihr erlaubt, junger Herr, ich vermag einen Menschen auf dem geistigen Plan zu finden. Geduldet Euch einen Augenblick, bis ich mich versenkt habe.«
    »Du bist auch ein Gedankenlenker?«, fragte Donovan misstrauisch. Tartuffe richtete sich würdevoll auf.
    »Ja, Herr, es gibt auch anständige Menschen in unserer Zunft«, erwiderte er tugendhaft, dann schloss er die Augen und zwang sich, alle äußeren Eindrücke auszuschalten.
    Er war niemals wirklich geschult worden. Wie Jermyn hatte er eines Tages die Fähigkeit in sich entdeckt, die Gedanken seiner Mitmenschen zu sehen. Er hatte tatsächlich im Dienste einer vornehmen Familie gestanden, wie er Babitt erzählt hatte, aber er war kein unschuldiges Opfer adeliger Willkür gewesen. Dienerschaft und schwache Mitglieder der Familie hatte er in Angst und Schrecken versetzt, indem er drohte, ihre kleinen Geheimnisse zu verraten. Geheimnisse, von denen kein Mensch frei ist und die niemand vor aller Augen ausgebreitet sehen möchte. Auf diese Weise hatte er sich manches Geldstück und manchen Gefallen erschwindelt, bis er an den Falschen geraten war.
    Der Ehemann der jüngsten Tochter des Hauses hatte den Schwiegereltern und seiner Braut die Existenz einer kranken Geliebten und eines kleinen Sohnes noch in der Nacht vor der Hochzeit gestanden und Verzeihung erlangt. Als Tartuffe ihn mit diesem Wissen erpressen wollte, hatte der junge Mann ihn an seinen Schwiegervater ausgeliefert, einen mächtigen und zornmütigen Mann. Der vornehme Herr hatte trotz seiner hohen Stellung die Fäuste gebraucht und Tartuffe hatte sich, übel zugerichtet, nur dadurch retten können, dass er dem Rasenden seinen Tod vorgespielt hatte. Man hatte ihn in die Gosse geworfen, er hatte sich in einen Schlupfwinkel geschleppt und seine Wunden geleckt, bis er wieder laufen und aus den Augen schauen konnte.
    Danach war er spornstreichs zu

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