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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Paul de Berengar bei der Erwähnung seines Onkels zusammenzuckte und sich seine Wangen dunkler färbten. Seine Hand umklammerte den Schaft der Hellebarde, so dass die Knöchel weiß hervortraten und Caedmon stellte zufrieden fest, dass er Eindruck gemacht hatte.
    Der junge Mann schluckte ein paar Mal. Er schien Mühe zu haben, die Worte herauszuwürgen, aber schließlich kamen sie doch. Etwas gepresst zwar, als stieße er sie zwischen fest zusammengebissenen Zähnen hervor, aber immerhin verständlich.
    »Ja, Leutnant, ich habe verstanden.«
    Nun da die Strenge ihre Wirkung gezeigt hatte, durfte man wieder Nachsicht walten lassen, wie es auch der Hauptmann getan hätte. Der Leutnant senkte die Laterne, deren Licht Berengar peinlich geblendet hatte, und fuhr milder fort: »Ich könnte Euch zwei Tage unter Arrest stellen, aber ich bin kein Unmensch, ich will Euch noch einmal Gelegenheit geben, Euer Pflichtbewusstsein unter Beweis zu stellen. Kehrt auf Euren Posten zurück und lasst Euch nicht von jedem Liebespaar ins Bockshorn jagen. Rührt Euch, Berengar!«
    Wohlwollend sah der Leutnant zu, wie der junge Wachmann die beiden Stufen hochstieg und steifbeinig die Galerie entlang schritt. Mit dem Gefühl, sich der ihm anvertrauten Aufgabe würdig erwiesen zu haben, ging er die Treppe hinunter, um seinen Rundgang fortzusetzen.

    »Aufgeblasener Wichtigtuer - soll er doch ersticken an seinem Geschwafel!«
    Es war ein Glück, dass der gute Leutnant nicht ahnte, was in den Herzen seiner Mitmenschen vorging, die Mordlust, die Paul de Berengar erfüllte, hätte ihn gewiss entsetzt.
    Als der alte Sack so unvermutet vor ihm gestanden und eine Erklärung gefordert hatte, war Pauls erste Regung gewesen, einen Alarm auszulösen, indem er behauptete, Einbrecher im Labyrinth gesehen zu haben. Dann war ihm durch den Kopf geschossen, was geschehen würde, wenn aus allen Richtungen die Wachmänner herbeikamen und auf Margeau stießen, die in Männerkleidung mit dem Mondenschleier unter dem Arm durch die dunklen Gänge schlich. Fiel ihnen jedoch der Verfolger in die Hände, so plauderte er am Ende aus, was er von dem heimlichen Treffen mitbekommen hatte, so dass das ganze Spiel aufflog. In jedem Fall aber wäre der Mondenschleier verloren.
    So hatte er die Worte heruntergeschluckt und verlegen etwas von zwei Leuten im Irrgarten gemurmelt, die der Leutnant sogleich als harmloses Liebespaar abgetan hatte. Als Caedmon an das Fenster getreten war, hatte sich natürlich keine Seele mehr im Labyrinth gezeigt und er hatte seinen höchst unerwünschten Sermon über die Ehre der Wache vom Stapel gelassen, während Paul der Boden unter den Füßen brannte.
    Der junge Mann knirschte mit den Zähnen und lauschte angestrengt nach unten, wo sich der übereifrige Schnüffler immer noch herumtrieb. Er musste unbedingt zu Margeau gelangen, die ganze Zeit wuchs das Gefühl in ihm, dass von dem geheimnisvollen Verfolger große Gefahr drohte. Aber er durfte sich kein zweites Mal erwischen lassen. Er musste warten, bis Caedmon seinen Rundgang in diesem Teil des Palastes beendet hatte, auch wenn er vor Ungeduld seine Nägel abkaute.

    Langsam kehrte das Bewusstsein in Tartuffes dröhnenden Schädel zurück. Seine linke Schläfe pochte und unter seinen tastenden Fingern wölbte sich eine eigroße Schwellung. Er schluckte, seine Kehle brannte, wo der andere zugedrückt hatte. Als er vorsichtig die Augen öffnete, umgab ihn tiefe Dunkelheit. Er richtete sich auf und heftiger Schwindel überfiel ihn, sein Magen hob sich drohend, so dass er sich schleunigst zurücksinken ließ. Als er sich ein wenig beruhigt hatte, kroch er über den Boden, bis er gegen ein Tischbein stieß, an dem er sich mühsam hochzog. Ächzend hangelte er sich an der Kante entlang bis zu einem Stuhl, auf den er niederfiel. Bunte Kreise drehten sich vor seinen Augen und er musste seine ganze Willenskraft zusammennehmen, um nicht sein Abendessen von sich zu geben.
    Von Tätlichkeiten war bei diesem Auftrag nicht die Rede gewesen!
    Der Ehrenwerte Fortunagra hatte sich zum Ausgehen fertiggemacht, als Tartuffe vor ihn getreten war. Sein Kammerherr hatte die Silberspitze zurechtgezupft, die in üppigen Falten über seine Brust und die Handgelenke fiel, und eine große, von Diamanten blitzende Nadel in das schwarze Barett gesteckt.
    Tartuffe war sich seines eigenen schäbigen Anzugs aus verblichenem schwarzem Tuch nur allzu bewusst und seine Augen wanderten neidvoll über die schimmernde Pracht des

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