Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
obwohl Malateste in einer Ecke des Zimmers schon unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Eine fast geleerte Karaffe Rotwein und ein Glas standen an seinem Ellenbogen und die feisten Wangen, die sonst eher fahl unter dem grauen Schimmer des Bartes waren, glühten in ungesunder Röte.
    Auf einem Stuhl neben ihm lehnte Donovan. Er mied den Blick seines Halbbruders und beschäftigte sich angelegentlich mit den Schriftstücken vor sich, aber Duquesne spürte sein Unbehagen.
    Auch ihm passte es nicht, den anderen hier anzutreffen, aber in der letzten Zeit fand er Donovan oft in der Gesellschaft des Patriarchen. Auch an den Ratsitzungen nahm der Halbbruder häufiger teil als früher. Er redete nicht viel, saß nur da und verfolgte in mürrischem Schweigen die Verhandlungen. Er schien verändert, düsterer, verschlossener, und Duquesne fragte sich, was es mit dieser Veränderung auf sich hatte. Sie gefiel ihm nicht, der lauteschlagende Dichter war ihm lieber gewesen.
    Für den Patriarchen hatte sich jedoch an der Verteilung der Aufgaben an seine Söhne nichts geändert. Er schob das Manuskript, das vor ihm lag, zu Donovan hinüber.
    »Prüfe du einmal dieses Geschwätz, mein Lieber. Mir will scheinen, der Text, den dieser Stückeschreiber mir für den Prolog des Ulissos unterjubeln will, wird von Mal zu Mal schlechter. Er versteht einfach nicht, dass es darum geht, eine direkte Linie zwischen ihm und uns zu ziehen. Du kannst doch so etwas. Also Duquesne«, er wandte sich an den dunklen Mann, der respektvoll vor ihm stand, »wie sieht es im Zirkus aus? Können wir zum festgesetzten Termin beginnen?«
    »Ich denke schon, Herr. Der Boden ist immer noch nicht fertig, aber«, fügte er eilig hinzu, als sich die Röte im Gesicht des alten Mannes drohend verdunkelte, »die Meister sagen, es sei genug Holz vorhanden und Leute treiben wir schon auf. Die Eröffnung wird stattfinden, wie Ihr es befohlen habt.«
    »Sehr schön, sehr schön«, der Patriarch rieb sich die feisten Hände. »Sorge nur dafür, dass alles ruhig bleibt, mein lieber Duquesne. Wenn die Spiele erst angefangen haben, werden sie sich um nichts anderes mehr kümmern, als in den Zirkus zu gelangen. Liegt das Korn bereit?«
    »Ja«, erwiderte Duquesne, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Speicher waren keineswegs ganz gefüllt, die dreimal verfluchten Battaver suchten immer noch die Frachtschiffe vor der Küste heim. Doch hatte er schon Wächtertrupps, verstärkt durch die skrupellosen Schläger, die er aus den dunklen Vierteln rekrutieren konnte, ins Umland geschickt, um von den Bauern das fehlende Korn einzutreiben, auf dass der Herr der Stadt sein Wort halten konnte.
    »Es gibt immer mehr Unruhen wegen der Plätze unter den Armen«, sagte er zögernd, aber der Patriarch schnaufte abfällig.
    »Nicht nur unter denen, mein Guter. Was glaubst du, was ich mir wegen dieser vermaledeiten letzten Loge anhören muss? Jeder hat selbstverständlich einen Anspruch darauf, nicht wahr? Der eine, weil sein Ahnherr Ulissos das Rasierbecken gehalten hat, der andere, weil seine Frau von der Aufwärterin der Demaris abstammt, der nächste, weil ihm die Gnade zuteil wurde, mir die bescheidene Summe von fünftausend Goldstücken zu leihen - ein Grund so gut wie der andere. Ich habe schon überlegt, Donovan hineinzusetzen, aber ich habe ihn doch lieber an meiner Seite. Außerdem ist mir noch etwas besseres eingefallen«, er lächelte und tätschelte den Arm des jungen Mannes. Zu seiner Überraschung sah Duquesne, wie sich Donovans Kiefer spannte, als müsse er sich zusammenreißen, um die Liebkosung zu ertragen.
    Der Patriarch merkte es nicht. Sein Blick war auf Duquesne gerichtet, damit ihm nicht entging, wie dieser die liebevolle Geste aufnahm. Die kleinen Zärtlichkeiten waren immer auch als Stachel gegen ihn gedacht und Duquesne spürte, wie die Galle in ihm hochstieg. Er verfluchte die Fähigkeit, die Beweggründe der anderen Menschen zu durchschauen. Ein wenig Selbsttäuschung würde ihm das Leben leichter machen. Voller Bitterkeit musste er sich eingestehen, dass er nichts gegen etwas freundliche Anerkennung einzuwenden gehabt hätte.
    »Sind denn alle Plätze verteilt?«, fragte er rasch.
    »Ich weiß es nicht. Frag die Grauen Brüder und wenn es wirklich zu weiteren Tumulten kommt, müssen wir uns eben etwas einfallen lassen. Fünfzigtausend soll der Zirkus in den Alten Zeiten gefasst haben, soviel werden wir doch auch hineinpressen können.« Er kicherte boshaft.

Weitere Kostenlose Bücher