Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
wahrhaftig nicht, was ich ohne dich täte.«
    Duquesne starrte ihn an, dann neigte er steif den Nacken. Malateste öffnete die Tür und folgte ihm, um die Lakaien zu holen, die den schweren Leib des Patriarchen ins Bett heben mussten. Er streifte den gefürchteten Hauptmann mit scheuem Blick und erschrak über die finstere Qual in den scharfgeschnittenen Zügen.
     
    Duquesnes Schritte hallten in den leeren Korridoren des nördlichen Palastviertels. Wenn der Patriarch sich nicht gerade dem Würfelspiel hingab, endete sein Tag früh und niemand wanderte mehr durch die Gänge, nachdem der alte Herr sich zur Ruhe begeben hatte.
    Auch das Arbeitszimmer war verlassen. Donovan hatte sich davongemacht, offenbar mit dem geschmähten Manuskript, es lag nicht mehr auf dem Schreibtisch, als Duquesne nach seiner Gewohnheit die Papiere durchsah.
    Die meisten interessierten ihn nicht: Bittgesuche um Plätze für die Eröffnungsspiele, Vorschläge für Schauspiele und Gaukelstücke für die Feierlichkeiten, empörte Klagen über angeblichen Betrug und immer wieder Forderungen vornehmer Familien nach der letzten Loge. Ganz unten fand er einen Bericht des Verwalters der Handelshallen, eine Aufstellung über den Umfang der Waren, die im Vergleich zum Vorjahr über seinen Tisch gegangen waren. Es war kein beruhigender Anblick. Der Warenumschlag war zurückgegangen und aus einer Notiz am Ende der Liste ging hervor, dass besonders der Seehandel betroffen war. Als Duquesne die Blätter zurücklegte, sah er, dass ihre Rückseite mit Überlegungen zum Ablauf der Feier vollgekritzelt waren. Mit bitterem Lächeln schob er sie unter die anderen Papiere.
    Er holte den schwarzen Hengst, ein Geschenk seines Großvaters, und machte sich auf den Weg zum Stadthaus. Hart und hell klapperten die Hufe über die glatten Steinplatten, das Tier kannte den Weg, Duquesne konnte seinen Gedanken nachhängen. Als er aus dem Windschatten des Palastes kam, traf ihn eine kalte Bö. Es herrschte Nordwind, daher das ungewöhnlich schöne Wetter. Es musste noch eine Weile anhalten, wenigstens bis zu den Feierlichkeiten, damit nicht all seine Mühe umsonst gewesen war.
    Es war dunkel, er konnte den Zirkus nicht sehen, aber er spürte die Verantwortung dafür wie eine gewaltige Last auf seinen Schultern. Er hatte den Wiederaufbau gutgeheißen, weil er sich mehr Kontrolle über den unberechenbaren Pöbel versprochen hatte, aber nun verrannten sich auch die, die es besser wissen sollten, in die selbstverliebte Spielerei mit der Vergangenheit. Die adeligen Familien, so eng mit der Geschichte Deas verknüpft, die Kaufleute, auf deren Erfolg bei Handel und Wandel der neue Aufstieg der Stadt gründete - sollte ihnen nicht anderes wichtig sein als eine Steinruine und die Teilnahme an ein paar Ringkämpfen und einem albernen Schauspiel?
    Und schließlich der Patriarch selbst. Papiere, die ihn vor einer drohenden Gefahr warnten, benutzte er als Schmierzettel, die Schule des Bullen galt mit einem Mal mehr als die Schiffe, die die Versorgung der Stadt sicherten und ihre Gewässer verteidigten, und die Eröffnungsfeierlichkeiten hatten Vorrang vor der Ahndung eines dreisten Raubes! Und er, Duquesne, der den Dienst an der unsterblichen Stadt zu seinem obersten Ziel gemacht hatte, musste den alten Mann bei diesen Verirrungen unterstützen und vernachlässigte darüber seine vornehmste Aufgabe - die Stadt zu hüten und schützen!
    Es wäre seine Pflicht gewesen, dem Patriarchen mitzuteilen, was Dubaqi gesehen hatte. Der alte Mann musste wissen, dass die räuberischen Battaver Verstärkung durch eine größere, gefährlichere Macht bekamen. Eine Macht, die nicht damit zufrieden war, Schiffe und Küstenorte zu überfallen und zu plündern, sondern ihre Hand nach der Großen Stadt selbst ausstreckte und mit nichts Geringerem zufrieden war, als ihrem Besitz ...
    Der Hengst trottete am Rande des Platzes entlang, der sich um den Tempel Aller Götter erstreckte, aus dem Augenwinkel sah Duquesne das Blinken des goldenen Frieses unter dem schemenhaften Rund der Kuppel.
    Es war seine feste Absicht gewesen, heute mit dem Patriarchen zu reden. Ein glücklicher Umstand hatte ihn in das Schlafgemach des alten Mannes geführt, aber er hatte die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen. Was hatte ihn zurückgehalten?
    Sein Ross scheute vor einem Betrunkenen in der Gosse so wie Duquesne vor den Gründen für sein Schweigen scheute. Heftiger als nötig zog er an den Zügeln, der Hengst schnaubte

Weitere Kostenlose Bücher