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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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des Fürsten. Er trat ein wenig zur Seite, aus dem Widerschein des Kaminfeuers.
    »Sie hatten plötzlich Holz, obwohl kein Holzhändler in der Stadt auch nur einen Span mehr verkaufen konnte. Auf meine Frage zeigten sie mir eine Anweisung an den Hafenmeister, von Euch gesiegelt, die es ihnen gestattete, Holz vom Hafen zu nehmen. Dies dünkte mich merkwürdig und da ich diesen Leuten misstraue, wollte ich Euch davon berichten.«
    Der Patriarch legte einen dicken Finger an die Lippen.
    »Es wäre freilich keine geringe Sache, das Holz für die Schiffe anzugreifen ... ich kann mich nicht an einen solchen Auftrag erinnern«, er starrte grübelnd ins Feuer und Duquesne frohlockte, bis der alte Mann den Kopf hob. »Aber es ist für den Zirkus und ich habe in letzter Zeit so viele Anweisungen gegeben und meine Schreiber so oft in die Schatzkammer hinuntergeschickt, um Erlasse zu siegeln, dass es mir schon entfallen sein kann. Der Bulle hat mich besucht, ein angenehmer Mensch, seine Begeisterung hat mir das Herz erwärmt und er hat mir erzählt, wie schwierig es ist, Material aufzutreiben. Da werde ich ihm wohl meine Hilfe zugesichert haben. Er hat mir eine besondere Überraschung versprochen«, der alte Mann rieb sich die Hände, voller Vorfreude wie ein Kind.
    »Nein, es hat alles seine Richtigkeit, mein Guter«, er rührte sich stöhnend in seinem Stuhl. »Malateste, bring den Schemel«, brüllte er plötzlich, »dieser verfluchte Fuß kneippt wie alle Teufel der Hölle ... ah, ich danke dir. Sei unbesorgt, Duquesne, wenn mein Siegel darunter stand, hat alles seine Ordnung. Der Bulle ist ein anständiger Mann ...«
    »Der Bulle vielleicht, aber sein Teilhaber nicht«, entfuhr es Duquesne.
    »Sein Teilhaber?«
    »Ja, der rothaarige Gedankenlenker, der ...«, Duquesne stockte, er wollte den Patriarchen nicht an den Einbruch in der Schatzkammer und seine eigene unrühmliche Rolle dabei erinnern, »... der die Statue des Merses gestohlen hat, die unter dem Boden der Arena zum Vorschein gekommen ist.«
    Der Patriarch runzelte die Stirn.
    »Ah, ja. Braggo di Poccole hat mir die Ohren vollgeschwatzt von dieser wundersamen Auffindung und dem viel weniger wundersamen Entschwinden der Figur. Er hat bewaffnete Truppen und Rammböcke verlangt, um sie heimzuholen, wie er es ausdrückte. Dummes Zeug, hab ich ihm gesagt, er soll dem Spitzbuben Gold anbieten, was kann solch ein Bursche schon mit einer alten Statue aus vergoldeter Bronze anfangen? Es wird ihm nichts bedeuten, dass der Merses vielleicht aus den Händen von Parikletes selbst stammt. Hat di Poccole meinen Rat nicht befolgt?«
    »Doch,« erwiderte Duquesne widerwillig, »aber der Schuft hat das Geld nicht angenommen. Der Merses sei ihm nicht feil. Er hatte sogar die Stirn, die Abgesandten des Hohen Priesters wegzuschicken.«
    Duquesne knirschte mit den Zähnen. Er hegte keine Liebe für di Poccole und seine Sammlerfreunde noch für die Priester, aber er ärgerte sich über die Dreistigkeit, mit der einer, der dem untersten Abschaum der Gosse entstammte, den Edlen und Vornehmen Deas begegnete. Es war eine Umkehrung von Sitte und Ordnung, die man nicht dulden durfte.
    »Ich könnte ihren Forderungen mit einem Trupp Bewaffneter Nachdruck verleihen«, stieß er hervor, »dieser Hund beleidigt die Götter und Euch mit dieser Weigerung.«
    Prüfend sah der Patriarch in das dunkle, zornige Gesicht.
    »Nun, nun, Duquesne, seit wann sind dir die Götter wichtig? Wenn ich mich recht entsinne, hältst du nicht allzu viel von ihren Dienern. Freilich ist der Kerl unverschämt, aber ich denke, ein Strafzug gegen ihn hat Zeit bis nach unserer Eröffnungsfeier.«
    Er gähnte gewaltig und brach in heiseres Husten aus.
    Malateste eilte herbei, klopfte ihm auf den Rücken und hielt ihm einen mit Kampfer getränkten Lappen unter die Nase. Als der Anfall vorüber war, blinzelte der Patriarch mit tränenden Augen.
    »Hast du noch etwas anderes zu berichten? Das Sprechen strengt mich an und ich sehne mich nach meinem Bett. Nein? Nun, dann gehab dich wohl und kümmere dich weiter um meinen Zirkus.«
    Er wedelte ungeduldig mit seiner feisten Hand. Duquesne zögerte, dann presste er die Lippen zusammen, drehte sich um und ging grußlos zur Tür.
    »Duquesne!«
    In Erwartung eines weiteren Auftrags verharrte der Angerufene in beinahe feindseligem Schweigen, aber der alte Tyrann, der wie ein kostbar gekleideter Berg im Schein des Feuers saß sagte sanft: »Ich danke dir, mein Freund, ich weiß

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