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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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zwängten, die Stufen hinunterstolperten, stürzten, von den nachdrängenden niedergetrampelt wurden, bis die engen Aufgänge mit Toten und Verletzten verstopft waren.
    So aber rückten sie geduldig vor und warteten, bis die Reihe an ihnen war. Sie redeten wenig, viele gähnten und niemand schien noch munter genug zu sein, um Händel anzufangen.
    Duquesne hegte wahrlich keine freundlichen Gefühle für Jermyn, aber als er sah, wie sich diese gewaltige Menschenmenge, die nach langem Warten gerade erst in den Zirkus geströmt war, sich gemächlich wieder zu den Ausgängen schob, müde und zufrieden mit dem, was sie glaubten, gesehen zu haben, war er wider Willen beeindruckt. Eine Kostprobe von Jermyns Fähigkeiten hatte er zu seinem Schaden schon in den Gewölben vor der Schatzkammer bekommen, aber eine Menge von fünfzigtausend Menschen zu ergreifen und zu lenken, war eine Meisterleistung.
    Auch die vornehme Gesellschaft, adelsstolzes Volk, das es gewohnt war, anderen seinen Willen aufzuzwängen, reiche, hartschädelige Kaufleute, die so schnell keiner Lenkung nachgaben, ja, selbst die, von denen Duquesne wusste, dass sie ihren Geist beinahe ebenso gut verschließen konnten wie er selbst, folgten Jermyns Willen.
    Allein der Ehrenwerte Fortunagra harrte noch aus, er kämpfte offenbar gegen die Macht, die seinen Geist übernehmen wollte. Vorgebeugt hockte er in seinem Sessel und umklammerte krampfhaft seine Armlehnen. Die Augen sprangen ihm beinahe aus den Höhlen, aber plötzlich wurden sie glasig und er sackte vornüber. Sein Leibdiener, der Höllenqualen ausgestanden haben musste, zwischen dem Drang, der ihn hinaustrieb, und der Sorge um seinen Herrn, sprang erleichtert hinzu, packte den schlaffen Körper unter den Armen und schleifte ihn hinaus.
    »Bei den Göttern,« hörte Duquesne den Patriarchen neben sich murmeln, als auch Armenos Sasskatchevan und Guy d’Aquinas sich brav erhoben und dem Ausgang ihrer Logen zuwandten, »schaut euch das an. Er hat sie alle am Wickel. Wer hätte gedacht, dass so ein kleiner Lump ein wahrer Gedankenmeister ist.«
    Jäher Ärger schoss in Duquesne hoch. Welch gute Dienste hätte ihm diese Gabe geleistet - das Schicksal war eine boshafte, wankelmütige Macht!
    Sein Misstrauen erwachte auf’s Neue. Bis jetzt hatte er keine Anzeichen eines Einsturzes gesehen. Nichts rührte sich, er hatte nicht einmal ein Beben verspürt. Nur das Gebrüll der Bestien war lauter geworden.
    »Ich werde nach dem Rechten sehen«, sagte er und verließ die Loge. Der Patriarch und Donovan achteten kaum auf ihn, sie starrten wie gebannt auf die sich leerenden Sitzreihen.
    Die inneren Gänge, hinter den Logen und den untersten Sitzreihen, waren nicht so voll wie die oberen und äußeren, durch die sich das mindere Volk schob. Hier unten knisterten die schweren Roben der Damen, man sprach mit gedämpfter Stimme. Duquesne, der sich, so schnell es die Höflichkeit erlaubte, seinen Weg zwischen den Herrschaften suchte, hörte, dass man allgemein zufrieden mit dem Gebotenen war, nur ein wenig müde und hungrig und begierig aus dem alten Gemäuer herauszukommen.
    Alles schien so ruhig und friedlich, dass Duquesnes böse Ahnungen sich verstärkten. Was führten die beiden wirklich im Schilde? Er knirschte mit den Zähnen, als er sich vorstellte, dass dies alles ein gigantischer Schabernack war. Was war, wenn den alten Mann sein berühmter Instinkt diesmal getrogen hatte? Wenn morgen die ganze Stadt über den Patriarchen und seinen Wachhund lachte? Ja, vor allem über den Wachhund, denn auf ihn würde die ganze Schmach fallen, der Patriarch würde ungerührt alles auf ihn abwälzen.
    Duquesne drückte sich an die Wand, um schneller vorwärtszukommen und fluchte lautlos. Wenn sie ihn wieder an der Nase herumführten, würde er dafür sorgen, dass dieses angebliche Erdbeben zumindest ihren Schlupfwinkel im Ruinenfeld in Trümmer legte ...
    Der nächste Fluch entfuhr ihm so laut, dass das vornehme Volk sich träge zu ihm umwandte. Hastig griff er sich in den Nacken, wo ihn ein sengender Schmerz durchfahren hatte. Er spürte heißes Wachs zwischen den Fingern und sah hoch.
    In diesen Gängen brannten keine Fackeln, sondern dicke Wachskerzen. Sie steckten in eisernen Haltern an den Gewölbepfeilern. Die Kerze über ihm hing schief in ihrem Gestell und das flüssige Wachs floss auf ihn herunter. Er spürte den nächsten Tropfen auf der Schulter durch das Wams hindurch und trat hastig beiseite, ohne den Blick von der

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