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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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sich in das tobende Brüllen eines aufgebrachten Mobs verwandeln, wenn den Leuten klar wurde, dass sie getäuscht worden waren. Sie würden zurück in den Zirkus stürzen, ohne lange zu fragen, warum man sie getäuscht hatte, und mit denen zusammenprallen, die noch in den Gängen steckten. Sie mussten weiter zurück getrieben werden.
    Er eilte an den letzten dahinschlurfenden Nachzüglern vorbei. Aus den Augenwinkeln erkannte er die drei Galgenvögel, die sich mit Jermyn herumtrieben. Der große Trottel und der Schielende tappten mit stierem Blick und blöde offenstehenden Mündern daher, aber der dritte schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. Er schien zu merken, dass er gelenkt wurde und wischte sich mit der Hand über die Stirn, als versuche er, den lästigen Eindringling loszuwerden. Duquesne verzog angewidert das Gesicht beim Anblick der verfilzten Zotteln, die dem Mann um die Schläfen flogen, aber es bestätigte nur seine Befürchtungen. Auch andere, die sich gut verschließen konnten, mochten jeden Augenblick Jermyns Umklammerung abwerfen und wenn der Zirkus dann nicht geräumt war, würde es Ärger geben.
    Duquesne drängte sich schneller durch die Menge. Im Laufen sah er die Mauern des Gangs beben. Als dies das erste Mal geschehen war, hatte er geglaubt, seine übermüdeten Augen spielten ihm einen Streich. Die Steine hatten gezittert wie ein Abbild im Wasser, wenn ein Stein hineinfällt. Sie hatten sich wieder beruhigt, aber die Erscheinung wiederholte sich in ständig kürzeren Abständen. Wie lange würden Ninians Kräfte reichen?
    Rücksichtslos stieß Duquesne zwei Tölpel beiseite, die als letzte die enge Treppe herunterstolperten. Sie hielten sich aneinander fest und der eine lallte:
    »Sag wassu wills, Bibi, aber das Gewand der Göttin war vollkommen verschnitten, ein Jammer um den schönen Stoff!«
    Die Worte hallten hinter ihm her, als er aus der Tür in die Arena sprang. Weit und leer lag sie vor ihm und als er die Sitzreihen mit den Augen absuchte, schwamm plötzlich der Boden wie Treibsand unter seinen Füßen. Er spürte das Beben in allen Knochen und diesmal dauerte es lange. Als es vorüber war, beschattete er die Augen und blickte zu der Loge des Bullen hinüber. Einen Moment lang glaubte er, sie sei leer, dann sah er die beiden Gestalten, die zusammengesunken vor der Rückwand lagen.
    Er rannte die Sitzreihe entlang, sprang in großen Sätzen die Stufen hinunter und schwang sich über die Brüstung der Loge. Der Anblick verschlug ihm den Atem.
    Nichts war mehr von dem schillernden Pärchen geblieben, das mit seinem prahlerischen Auftritt alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
    Jermyns Gesicht war eingefallen, die geschlossenen Augen lagen tief in den Höhlen und die kupferfarbenen Stacheln hoben sich grell von seiner kalkweißen Stirn ab. Er atmete so langsam, dass Duquesne schon glaubte, er habe seinen Geist aufgegeben. Die Arme schlaff um das Mädchen geschlungen, war er in die Knie gesunken und hatte sie mit sich gezogen. Der Rand des Kleides war dabei von ihrer rechten Brust gerutscht. Sie schien es nicht zu merken, ihr Kopf baumelte zwischen den Armen. Ungläubig sah Duquesne die tiefen, blutverschmierten Rillen, die ihre Finger in der Wand hinterlassen hatten, als sie an den Steinen hinabgeglitten waren.
    »Ninian ...«
    Ärgerlich, dass ihm ihr Name entfahren war, presste er die Lippen zusammen. Sie hatte ihn gehört. Mit unendlicher Mühe, als sei er zentnerschwer, hob sie den Kopf.
    Duquesne hatte einmal eine Kreißende gesehen, die auf der Straße von Krampfwehen überfallen worden war. Ihre Schreie hatten selbst die hartgesottenen Stadtwächter verstört. Die gleiche unmenschliche Anstrengung sah er nun auch in Ninians Antlitz. Schweiß stand in dicken Tropfen auf ihrer Stirn und rann über ihre Wangen, wo er sich mit Tränen vermischte. Ihre Augen waren blutunterlaufen, sie hatte sich in die Unterlippe gebissen, Blut sickerte über ihr Kinn und besudelte das weiße Gewand. Als sie Duquesne erkannte, versuchte sie zu sprechen.
    »Sind ... sind alle raus?«
    »Fast alle, es hat länger gedauert, sie alle rauszubringen, sie bewegen sich langsam, wie im Schlaf, aber es gab keine Panik.«
    Sie nickte erschöpft, ihr Gesicht war spitz und grau.
    »Beeilt euch, ich kann es nicht mehr lange zusammenhalten, und Jermyn ...«, sie schluchzte auf, »sein Griff ist ganz schlaff geworden. Ihr müsst uns hier wegholen, wenn alle draußen sind, wir können nicht mehr laufen ...«
    Duquesne

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