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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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lag. Am Fußende des Bettes stellte sie eine Lampe bereit und entzündete sie. Unter den verletzten Fuß schob sie ein hartes Kissen, so dass er in die Höhe stand, krempelte die Ärmel auf und schob Ninian zur Tür hinaus.
    »Geh jetzt, mein Kind, geh in den Garten, es wird schon alles gut werden.«
    »Aber ... kann ich nicht bei ihm bleiben? Bitte«, wehrte Ninian sich schwach. Die alte Frau schüttelte den Kopf und stellte den mit Wasser gefüllten Kupferkessel auf den gemauerten Herd.
    »Nein, nein, das wird nicht schön, ich muss tief schneiden und schnell arbeiten. Wenn du es nicht erträgst, kann ich mich nicht auch noch um dich kümmern. Er wird kaum etwas spüren, er ist schon zu weit fort. Keine Angst«, fügte sie hinzu, als Ninian entsetzt auffuhr, »ich hole ihn dir schon wieder zurück. Geh jetzt und nimm das mit«, sie öffnete einen kleinen Schrank und drückte Ninian einen Tiegel in die Hand, »streich es auf die Lippen, dann heilen sie besser.«
    Sie führte das Mädchen freundlich, aber bestimmt, aus der Tür und schloss sie hinter ihr.
    Ninian stand blinzelnd im Sonnenlicht in dem fremden Garten. Erst jetzt merkte sie, dass sie sich tief in die Unterlippe gebissen hatte und das Blut zu einer rauen Kruste geronnen war.
     
    Tidis wusch ihre Hände, als das Wasser so heiß war, dass sie es gerade noch ertragen konnte. Aus einem zweiten Topf ragte der Griff des Messers, die schmale Klinge verschwand im brodelnden Wasser. Beladen mit einem Tablett voller Fläschchen und Tiegel und einem Korb voll reinen Linnens, ging sie in die Kammer zurück und stellte alles auf dem Tisch neben dem Bett ab. Zuletzt holte sie den Topf mit dem Messer.
    Als alles zu ihrer Zufriedenheit gerichtet war, setzte sie sich auf die Bettkante und betrachtete nachdenklich den jungen Mann, der in tiefe Ohnmacht gesunken war.
    Grau spannte sich die Haut über die Knochen in seinem Gesicht, das rote Haar stach grotesk dagegen ab. Er atmete nur noch flach und als sie vorsichtig das rechte Hosenbein aufschnitt und die Stofffetzen beiseite schob, sah sie, dass der rote Streifen sich bis zu seinem Oberschenkel hochgezogen und beinahe die Leiste erreicht hatte. Der verletzte Fuß glühte in zornigem Rot, die eitrige Blase war von einem schmalen blauschwarzen Rand umgeben.
    Tidis schüttelte den Kopf. Die braune Basiläusnatter - eigenes Gift brachte sie nicht hervor, aber sie ernährte sich von Aas und ihr Biss war gefährlich wie der ihrer tödlichen Schwestern aus den Südreichen. Fast immer entzündete sich die Wunde, als wolle das tote Geschöpf, das ihr zur Nahrung gedient hatte, sich an den Lebenden rächen. Und die Vergiftung war weit fortgeschritten, sie war den beiden zu spät begegnet. Wenn sie jetzt schnitt, war es mehr als fraglich, ob der Junge den Kampf gewinnen würde.
    Bestimmte Dinge lagen in den Händen der Götter und sie hütete sich, ihnen in die Quere zu kommen. Andererseits - überlebte er, würde es lange dauern, bis er wieder richtig laufen konnte, sie würden bleiben müssen, er und das Mädchen. Zwei junge Leute. Die beiden gefielen ihr, es war etwas um sie, das sie anzog, und gerade jetzt lastete die Gabe schwer auf ihr. Ein wenig früher hätte sie auf die beiden treffen müssen
    Tidis straffte die Schultern. Sie legte dem jungen Mann beide Hände auf die Brust und schloss die Augen. Die Umrisse des Zimmers verschwammen und als sie sich wieder festigten, hatte sich das Licht, das durch das kleine Fenster fiel, geändert. Tidis richtete sich auf, stellte eine Schale unter die entzündete Ferse und setzte entschlossen das gebogene Messer an.
     
    Ninian war auf die Bank neben der Tür gesunken. Ihre Beine verweigerten den Dienst. Jetzt, da ihr Jermyns Rettung aus der Hand genommen war, überfiel sie eine unwiderstehliche Schwäche. Tränen stiegen ihr in die Augen, das Weinen ließ sich nicht mehr unterdrücken. So saß sie da, den Tiegel in der schlaffen Hand, geschüttelt von unbeherrschtem Schluchzen und das Salz brannte auf ihrer zerbissenen Lippe.
    Als sie sich leergeweint hatte, wischte sie mit dem Ärmel über ihr Gesicht und nach einigen tiefen Atemzügen öffnete sie die Dose. Mit der Fingerspitze rührte sie an die sonnengelbe Paste, roch daran und tupfte sie vorsichtig auf die Schrunden. Sie kühlte und linderte das Brennen.
    Aufseufzend stellte Ninian den Tiegel beiseite und lehnte sich erschöpft zurück. Die Worte der alten Frau hatten zuversichtlich geklungen, gewiss war sie eine Heilerin, die

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