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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Ein widerlicher Geruch stieg ihr in die Nase und ließ sie würgen.
    Die Ferse war brennend rot, die Haut heiß und geschwollen. An der Stelle des Schlangenbisses wölbte sich eine bösartige, eitrige Pustel von der Größe eines Daumennagels. Die Rötung hatte sich bis zum Knöchel ausgebreitet, ein blauroter Streifen zog sich die Wade empor.
    Ninian starrte fassungslos auf die schreckliche Veränderung, die mit der kleinen Wunde vorgegangen war und eine kalte Gewissheit ergriff sie.
    Ganz gleich, ob der Schlangenbiss giftig gewesen war oder ob die Wunde sich entzündet hatte, Jermyn würde daran sterben. Bitter dachte sie an die Einladungen der Kräuterweisen von Tillholde, denen sie nie gefolgt war. Die alte Frau kannte ein Kraut für jede Krankheit, jede Verwundung ...
    Die Reue kam zu spät und alle Gedanken versanken in dem Abgrund, der sich vor ihr auftat: Ohne Beistand würde die Wunde ihm den Tod bringen und sie konnte nichts dagegen tun. Sie musste Hilfe holen!
    Wie von Sinnen sprang sie auf. Gestern hatte der Wald sie entzückt, heute verfluchte sie die endlose Wildnis. Sie hatten sich verirrt, den Fluss hörte sie nicht, nirgendwo sah sie freien Himmel, um den Stand der Sonne festzustellen. Sie hätte einen der Baumriesen erklimmen müssen, aber die grauen Stämme erhoben sich glatt wie Tempelsäulen und verzweigten sich erst viele Fuß über dem Boden. Ihr fehlte die Kraft, sich dort hinaufzuziehen. Was hätte es auch für einen Sinn gehabt zu sehen, in welcher Richtung der See lag. Sie konnte Jermyn nicht tragen.
    Das Entsetzen schlug über ihr zusammen. Getrieben von dumpfer Angst, rannte sie in den Wald hinein, durch verdorrtes, traurig raschelndes Laub, über dürre Baumwurzeln, die wie Fußangeln nach ihren Füßen griffen. Im Laufen begann sie zu schreien, ohne Hoffnung - wer sollte sie schon hören?
    »Hilfe, Hilfe ... ist niemand hier? Helft uns doch ... helft uns ...«
    Sie stürzte auf die Gestalt zu, die aus dem grünen Schatten der Bäume hervortrat, und packte sie in drängender Hast am Arm.
    »Kommt, Ihr müsst uns helfen! Mein Freund ... er stirbt!«
     
     
    Tidis ging durch ihren Wald, die Augen zu Boden auf das vorjährige Laub gerichtet, den Rücken gebeugt unter der geflochtenen Kiepe, die gefüllt war mit den blassen Wurzelstöcken von Enzian und Ranunkeln und Kristallen von faserigem Feldspat. Ihr Schritt war schleppend, doch war es nicht das Gewicht auf ihrem Rücken, das sie niederdrückte und ihr Antlitz verdüsterte.
    Jede Gabe kann zur Last werden und sie spürte die ihre stärker als sonst.
    Sie sehnte sich nach der Gesellschaft anderer Menschen und fürchtete gleichzeitig den Schmerz, der damit verbunden war. Aber zu manchen Zeiten ertrug sie die Einsamkeit nicht länger und nun war es wieder einmal soweit. Schon seit Tagen spürte sie die Anzeichen. Unruhe überfiel sie, sobald sie ihr Lager verlassen hatte, mit Überdruss betrachtete sie alles, was ihr sonst Freude und Trost spendete. Rastlosigkeit trieb sie um, dann wieder hielt quälende Untätigkeit sie Stunde um Stunde reglos auf einem Fleck, da es doch gleich war, was sie mit ihrer Zeit tat.
    Bei einer ihrer wirren Fahrten war sie endlich auf ein Dorf getroffen, das von einer üblen Seuche heimgesucht wurde. Wie eine Ertrinkende hatte sie sich auf die Gelegenheit gestürzt, sich als Heilerin zu erkennen gegeben und den Bewohnern Hilfe versprochen.
    Sie hatte weit reisen müssen, um die nötigen Ingredienzien zu erlangen, aber so war es ihr recht, es lenkte sie von ihrem Kummer ab. Sie würde die Drogen zubereiten, zurückkehren - und den Ort wieder verlassen, wenn der Dorfheiler genesen war. Er würde sie nicht neben sich dulden, selbst wenn sie sein Leben gerettet hatte. Niemand war gerne zu Dank verpflichtet.
    Doch auch wenn sie bliebe, wäre es nur ein kleiner Aufschub, nur zu bald musste sie ihr Bündel wieder schnüren. Oh, ja, manchmal wurde die Gabe zum Fluch.
     
    Mit verzweifelter Hoffnung blickte Ninian in das braune, runzlige Gesicht des alten Weibes, dessen dürren Arm sie umklammert hielt. Die Alte konnte kaum den Kopf heben, so beugte sie die Last der Kiepe. Vage irrte ihr Blick an dem Mädchen vorbei und Ninian ließ entmutigt die Hand sinken. Welche Hilfe würde eine alte Vettel sein, die sich selbst kaum vorwärtsschleppen konnte? Vielleicht war sie vom Alter schon schwachsinnig ... Geschlagen wollte sie sich abwenden, als die Frau plötzlich sprach.
    »Was ist geschehen? Wer stirbt?«
    Ihre Stimme

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