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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Ninians zerrissenen Kittel, »und ein sauberes Gewand werde ich auch für dich finden.«
    »Was ist mit Jermyn?«, fragte Ninian. »Ich will bei ihm bleiben.«
    »Es wird ihm eine große Hilfe sein, wenn du vor Erschöpfung mit dem Kopf auf seiner Decke einschläfst«, erwiderte Tidis mit freundlichem Spott. »Nein, das übernehme ich. Wenn du ausgeruht bist, darfst du ihn gerne pflegen. Er gehört zu denen, die es nicht gut ertragen, unbeweglich zu sein.«
    Ninian lachte erstaunt.
    »Hast du das schon gemerkt?«
    Wieder stutzte die alte Frau, als habe sie sich bei einer Ungeschicklichkeit ertappt.
    »Man braucht ihn nur anzusehen«, sagte sie schnell, »selbst jetzt steht er unter Spannung wie eine aufgerollte Drahtspirale.«
    »Eine Drahtspirale«, dachte Ninian, während sie sich in der dämmrigen Kammer Heu zu einem Lager aufhäufte, »treffender kann man Jermyns Wesen nicht beschreiben. Sie hat einen guten Blick, diese Alte. Hoffentlich wird er wieder gesund. Ich werde kein Auge zutun ...«
    Aber sie hatte sich kaum zwischen den rauen Laken ausgestreckt, als sie schon schlief, und nicht einmal die scharfe Ausdünstung der Ziegen, die sich mit dem süßen Duft des Heus mischte, störte ihren Schlummer.
    Tidis aber wachte an Jermyns Bett. Sie kühlte seine Stirn und flößte ihm geduldig ihre Tränke ein. Die übrige Zeit saß sie still, die gefalteten Hände im Schoß und lauschte den abgerissenen Wortfetzen, die er in seinem fiebrigen Schlaf hervorstieß. Sie sprachen von einem wilden, überheblichen Geist, dem leidenschaftlichen Verlangen nach dem Mädchen, das im Ziegenstall schlief und seiner verzweifelten Angst, sie zu verlieren. In der stillsten Stunde der Nacht wurde er ruhiger und zuletzt flüsterte er nur noch einen Namen.
    »Ninian ... Ninian ...«
    Als die Sonne aufging, verstummte er und glitt in tieferen Schlaf. Die alte Frau blickte auf ihre Hände. Sie erinnerte sich. Alles kehrte zurück und sie hätte weinen mögen, wären nicht all ihre Tränen schon lange versiegt.
     
    Später konnte Ninian nie mit Gewissheit sagen, wieviele Wochen sie bei Tidis verbracht hatten. Die Zeit rann dahin, gleichförmig wie die Wellen des Flusses.
    Es dauerte mehrere Tage, bis Jermyn das Gift in seinem Körper besiegt hatte. Die große Wunde heilte nur langsam und er war sehr schwach. Am Anfang wechselte Tidis den Verband, aber später bestand Ninian darauf, obwohl es Jermyn nicht recht war.
    »Ich mag nicht vor dir liegen wie ein Wickelkind«, knurrte er, »ich fühl mich wie ein Versager.«
    »Unsinn, die Schlange hätte ebenso gut mich beißen können«, erwiderte sie vernünftig, »wahrscheinlich hab ich sie sogar aufgescheucht. Außerdem, wie du sagst«, setzte sie süß lächelnd hinzu, »bist du hilflos wie ein Säugling und musst dich damit abfinden, dass ich dich pflege.«
    Sie setzte ihren Willen durch. Als sie ihn das erste Mal verband, verlor er beinahe die Besinnung und nach getaner Arbeit erbrach sie sich draußen unter den Bäumen. Doch sie lernte rasch, wusch und fütterte ihn und er musste sich fügen. Tidis mischte sich nicht ein. Nachdem Jermyn außer Gefahr war und sie Ninian alles Nötige gezeigt hatte, betrat sie die Krankenstube nicht mehr.
    Sie sorgte gut für ihre unfreiwilligen Gäste, wusch ihre Kleider und versorgte sie aus ihren Truhen mit Ersatz. Für Jermyn fand sie ein langes, weißes Hemd mit üppigen Rüschen, das ihm zu groß war und das er nur äußerst widerwillig anzog. Ninian traf es besser.
    Jermyn pfiff bewundernd, als sie eine Woche nach ihrer Ankunft in seine Stube trat, angetan mit dem knöchellangen, schwarzen Rock und dem roten Schnürmieder der Landmädchen, die Haare passend zu zwei Zöpfen geflochten. Sie lachte ein wenig befangen und drehte sich, dass der Rock um ihre Beine schwang.
    »Zum Klettern ist es nicht gerade geeignet.«
    »Wird wohl auch ’ne Weile dauern, bis es bei mir wieder soweit ist«, erwiderte er und streckte die Hand nach ihr aus. Sie kniete neben ihm nieder und berührte seine Schläfe mit den Lippen.
    »Kein Fieber mehr«, stellte sie zufrieden fest, dann sank ihr Kopf an seine bärtige Wange. Etwas lief feucht seinen Hals hinunter.
    »He, was ist?«, flüsterte er. Sie schluckte krampfhaft.
    »Diesmal war es knapp, um ein Haar wärest du ...«, sie vollendete den Satz nicht. Jermyn tätschelte beruhigend ihre Schulter.
    »Ach was, Unkraut vergeht nicht, hat LaPrixa mal gesagt, und ich schätze, sie hat recht.«
    Sie lachten, wenn auch Ninian

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