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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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meiner Brust gesund.«
     
    Sie lachte atemlos, als sie sich unter seinem Arm hindurchdrehte, seine Hand losließ und in einem tiefen Knicks versank.
    »Du musst dich verbeugen ... so ... jetzt gib mir wieder die Hand. Ach, komm, hab dich nicht, hier sieht uns doch niemand ...
     
    Süßer Freund, nicht gar so toll!
    Schenk ich heut dir mein Gunst -
    ist das Jahr erst reif und voll,
    sag, was bleibt von deiner Brunst?
     
    Liebste Maid, ei, sorge nicht
    Dich um Ehr und Kränzel fein,
    tanzen wir im Frühlingslicht,
    kosen wir bei Feuerschein!
     
    Das singen in Tillholde die jungen Leute - nein, jetzt musst du mir deinen Arm reichen - beim Frühlingsfest ... und jetzt wieder von vorne ...«
    Singend drehte sie sich an seiner Hand und ihre offenkundige Freude bezauberte Jermyn, der sich zuerst entsetzlich albern vorkam, so dass er seine Befangenheit allmählich vergaß und ihr in den einfachen Tanzschritten folgte.
    So tanzten sie, zwei kleine, schwarzgekleidete Gestalten zwischen den silbern schimmernden Stämmen zu dem schlichten Lied, bis Ninian der Atem ausging und eine andere Melodie sie mitriss - eine mächtige Musik, die im Gleichklang ihrer Herzen ertönte und die zu hören den Menschen nur selten vergönnt ist.
     
    Gebückt unter der Last des Jochs stand Tidis im Schatten des Hauses und sah sie aus dem Wald kommen, Hand in Hand, leuchtend vor Glück. Sie musste den Blick abwenden. Als die beiden ihr die Wassereimer abnahmen und in die Küche schleppten, unbekümmert um das Wasser, das auf den Boden schwappte, wusste sie, dass die Zeit gekommen war. Der Abschied würde schmerzen, aber lieber ein schneller, scharfer Schnitt jetzt, da die Wunde rasch heilen würde. Wenn sie sicher vernarbt war, konnte man sich wiedersehen, für kurze Stunden, die nicht gefährlich waren
    »Gebt acht, ihr jungen Tölpel, das Wasser ist kostbar, ich hab es von weither geschleppt.«
    Sie sprach rauer als sie jemals mit ihnen gesprochen hatte. Jäh aus ihrer Seligkeit gerissen sahen die beiden sie an. Der Blick des jungen Mannes wurde hart und das Mädchen fragte verletzt:
    »Warum schimpfst du, Tidis? Der Brunnen ist hinter dem Haus, wir holen neues.«
    »Das geht eben nicht! Manchmal bewegt sich hier die Erde, ganz leicht nur, dass wir es kaum merken, aber auf dem Grund des Brunnens liegt ein Stein, der sich über die Öffnung der Quelle schiebt, die dort aus dem Boden kommt. Dann muss ich warten, bis der nächste Erdstoß die Quelle wieder freilegt, und mein Wasser solange aus einer Quelle im Wald holen. Das ist lästig und mühsam obendrein. Ich habe schon manches Mal daran gedacht, den elenden Brocken auszugraben, aber das ist eine grausam schwere Arbeit.«
    Sie klapperte ärgerlich mit den Eimern, der Zorn half ihr, die Trauer zu verbergen. Außerdem schmerzten ihre Schultern von dem Joch.
    »Lass uns zum Brunnen gehen.«
    »Warum? Ihr könnt den Stein von oben nicht sehen. Allein kann man ihn nicht wegschieben und für zwei ist es zu eng dort unten.«
    »Wart es ab«, erwiderte Ninian geheimnisvoll, »jetzt weiß ich wenigstens, wie ich dir danken kann.«
    Kurz darauf standen sie um den Brunnen und blickten hinein. »Seht ihr, staubtrocken«, seufzte Tidis. Der Wasserspiegel war so tief abgesunken, dass er nicht mehr zu sehen war, und obwohl das Seil auf seine ganze Länge abgerollt war, baumelte der Eimer trocken und nutzlos daran, als Jermyn ihn hochkurbelte.
    Ninian stützte sich auf den Brunnenrand und starrte in die Tiefe, dann schloss sie die Augen. Ihre Gesichtszüge verschärften sich und ein kurzer Knall erscholl aus dem Schacht. Neugierig beugte Tidis sich über die Einfassung und sah ihr Spiegelbild auf sich zukommen, als das Wasser langsam anstieg.
    Jermyn ließ den Eimer hinunter und als er ihn hochzog, war er zu einem Viertel voll.
    »Was hast du gemacht?«, fragte Tidis verblüfft und Ninian lächelte.
    »Ich habe deinen Stein in harmlose Kieselsteine verwandelt«, erwiderte sie, aber wenn sie gehofft hatte, Tidis zu überraschen, wurde sie enttäuscht. Die alte Frau nickte nur.
    »Ach ja, ich erinnere mich ...«, murmelte sie und schlurfte davon. Mit einem Mal wirkte sie wieder uralt und gebrechlich wie bei ihrer ersten Begegnung.
    »Was ist mit ihr?«, fragte Ninian, aber Jermyn zuckte die Schultern.
    »Ich weiß es nicht genau.«
    Auch am Abend, als sie ein karges Mahl aus Resten vom Vortag, Brot und Käse vorgesetzt bekamen, war Tidis kurzangebunden und verschwand in ihrer Kammer, kaum dass sie den letzten

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