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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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sollte alles glatt gehen? Er durfte den verdammten zweiten Mann nicht vergessen, den Duquesne ihm aufzwang. Wer sagte ihm, dass der ihm nicht einfach eins überzog, nachdem er die Drecksarbeit gemacht hatte? Sobald er den Schatz hatte, durfte er den unerwünschten Gehilfen weder aus den Augen noch aus den Gedanken verlieren.
    Es musste einen Weg geben, Duquesne übers Ohr zu hauen, aber jetzt ging die Sonne unter und Duquesnes Aufpasser erwartete ihn im »Schwarzen Hahn«.
     
    Wag rührte hingebungsvoll in dem Schmorgericht, das über dem Feuer brodelte, so versunken in seine Arbeit, dass er heftig zusammenfuhr als Jermyn ihn an der Schulter berührte. Der hölzerne Löffel fiel klappernd auf die roten Kacheln des Kamins und als Wag ihn fahrig aus den Flammen fischen wollte, verbrannte er sich die Finger.
    »Autsch, du kannst eim aber auch 'nen Schreckn einjagn, Patron«, er schlenkerte die versengte Hand. »Ich dacht, du wärs schon ausgeflogen, weil ich nix gehört hab.«
    »Pass auf, Wag, ich geh in den Schwarzen Hahn, um einen zweiten Mann zu suchen. Wenn du nicht so ein Schwächling wärst, könnt ich mir den Weg sparen.«
    In Erwartung weiterer Schelte zog Wag die mageren Schultern hoch. Aber Jermyn sprach mit veränderter Stimme weiter.
    »Wenn alles gut geht, werde ich etwas Geld haben. Ich weiß noch nicht, wie es dann weitergeht. Vielleicht verlasse ich Dea, aber ohne dich, du kannst mir nicht helfen, ich arbeite lieber allein.«
    Wag wollte etwas sagen, aber Jermyn fiel ihm ins Wort. »Keine Angst, ich lass dich nicht mittellos zurück. Versage ich, erfährst du es schnell genug. Du kannst alles behalten, was ich besitze, viel ist es ja nicht. Ich werde weder Vitalonga noch LaPrixa dadurch beleidigen, dass ich ihnen meinen Krempel hinterlasse.«
    Wag sah aus, als habe er einen Tritt bekommen, doch Jermyn merkte es nicht. Abwesend nahm er einen Glasbecher vom Tisch und spielte damit. Wag folgte jeder Bewegung mit den Blicken. Sie besaßen nur dieses eine Glas, es war sein ganzer Stolz. Vorsichtig streckte er die Hand aus und Jermyn ließ sich das zerbrechliche Ding widerstandslos abnehmen. Er schien zu einem Entschluss gekommen zu sein und zog den Lederbeutel mit dem Achatring aus dem Wams. Zögernd wog er ihn in der Hand.
    »Heb ihn auf und wenn ich nicht wiederkomme, versteck ihn in den Ruinen. Sag Duquesne und jedem anderen, der danach fragt, du wüsstest nichts davon, ich hätte nie davon gesprochen und ihn dir nie gezeigt. Aber wenn ... wenn ein Mädchen kommt, eine junge Frau, die meinen Namen kennt und nach mir fragt, als ... als wäre es ihr wichtig ... gib ihr den Ring und erzähl ihr die ganze Geschichte.«
    Die letzten Worte würgte er hervor, das blasse Gesicht nicht nur von der Kaminglut gerötet. Dann war er fort und Wag stand allein in der Küche und blickte auf den Beutel in seinen Händen.
     
    Die krausen Schnörkel unter dem Blechhahn konnte Jermyn nicht entziffern, aber schon auf dem Weg war ihm klar geworden, warum er hier vor den Spitzeln Fortunagras sicher war.
    Im Hafenviertel war seine Frage nach dem »Schwarzen Hahn« nicht freundlich aufgenommen worden.
    »Was willste denn bei die Fremden, Kamerad? Pass uff, das de morgen nich auf 'ner Battava-Galeere aufwachst!«
    Ganev hatte seinen Jungen aus eben diesem Grund verboten, in diesen Gassen zu »arbeiten«, sie hatten nie zu Jermyns Jagdgründen gehört. Das Fremdenviertel, zwischen den Straßen der Gerber und dem Hafen gelegen, war ein abgegrenzter Bereich, wo seit der Kaiserzeit Kaufleute von jenseits der Inneren See Niederlassungen unterhalten durften. Die Patriarchen hatten dieses Privileg bestätigt. Dunkelhäutiges Volk füllte die Gassen, die Männer in bodenlangen, gestreiften Hemden, die Frauen in weiten Hosen und Umhängen. Händler und Kinder schrien lauthals wie überall in Dea, aber in unverständlichen Worten. Zwei Stadtwächter in blauroten Uniformen stachen seltsam fremd aus dem Gewimmel hervor. Selbst die Gerüche unterschieden sich, sie bedrängten seine Nase, aber der Kloakengestank fehlte. Es gab keine Jaucherinne, wie sie in den Vierteln der Armen üblich war und nirgendwo lag Unrat.
    Trotzdem war es keine Gegend für die adelsstolzen Gefolgsleute des Ehrenwerten.
    Die Schenke nahm die ganze Straßenlänge ein, ein stattliches Gebäude mit durchbrochenen, hölzernen Läden vor den Fenstern.
    Jermyn stieß die Tür auf und trat ein. Bläulicher Dunst waberte ihm entgegen, Messingampeln warfen bunte Lichtflecken

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