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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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würdigen Kaufleute drängelten sich wie Schulbuben und Babitt rief vom Tisch herüber: »He, Jermyn, komm rüber und bring deine Kleine mit. Hier gibt's zu viel Verkehr für Verkehr.«
    Er lachte schallend über seinen Witz und zuckte mit den Schultern als er keine Antwort bekam. Dubaqi stand auf und packte Jermyn am Arm.
    »Er hat recht. Mach deine Weibergeschichten nachher ab. Wir waren noch nicht fertig. Und du«, wandte er sich an Ninian, »mach, dass du rauskommst. Auch teure Dirnen sind hier nicht gern gesehen!«
    Sein Ton ließ keinen Zweifel an seiner Verachtung und Ninian holte zischend Luft. Jermyn aber betrachtete die Hand auf seinem Arm, als sei sie ein ekles Getier.
    »Nimm die Pfoten weg!«
    Dubaqi mochte eine lose Klinge führen und niemanden fürchten, aber er zog die Hand hastig fort und trat einen Schritt zurück. Die Glut in Jermyns Augen erlosch.
    »Wir haben alles besprochen, was nötig ist«, sagte er kalt, »ich hau jetzt ab. Versuch doch, mich daran zu hindern. Kusch dich zu deinem Herrn. Komm Ninian, wir verschwinden!«
    Er schob sich durch das Gedränge zur Tür und stieß sie auf. Als er sich umsah, stand ein schwergewichtiger Kahlkopf neben ihr.
    »Was ham wa denn hier? So was Süßes gib's hier sonst nich«, er schlang einen langen Arm um ihre Schultern, »lass mich mal kosten, na, sei doch nich so ...«
    Sie wand sich aus seiner Umklammerung, aber er hielt sie fest. Bevor Jermyn eingreifen konnte, zuckte der Arm plötzlich hoch.
    »Du verdammte kleine Hure, was ... aah ...«
    Der Fluch endete in einem gurgelnden Schrei und der Mann krümmte sich ächzend am Boden. Ninian stieg über ihn, ihre Augen sprühten, dunkle Haarsträhnen züngelten um ihr weißes Gesicht.
    »Rührt mich nicht an!«, fauchte sie, doch als Jermyn ihr zu Hilfe kommen wollte, schüttelte sie den Kopf und drängte an ihm vorbei ins Freie.
    Die schwere, mit Schnitzwerk verzierte Tür fiel hinter ihnen ins Schloss, ohne sich anzusehen oder ein Wort zu sprechen, sprangen sie die Stufen hinab in die laue Dunkelheit.
    Rötliches Licht fiel durch die durchbrochenen Holzläden und malte krause Muster auf das Pflaster. Die Gasse war noch immer recht belebt, ein ständiger Strom von Gästen strebte zum »Schwarzen Hahn« und die beiden jungen Leute zogen neugierige Blick auf sich.
    Jermyn schlug nicht den Weg nach Westen zu den großen Plätzen ein, sondern ging in die andere Richtung, an der Front des Gebäudes entlang und bog in eine stille, dunkle Gasse ein. Unter der trüben Laterne, die den Gesindeeingang der Schenke beleuchtete, wartete er.
    Zögernd trat Ninian in den Lichtschein. Sie ließ den schweren Beutel, den sie über der Schulter getragen hatte, zu Boden gleiten und erwiderte beinahe trotzig seinen Blick.
    Trotz der dumpfen Schwüle zwischen den Häusern war die Nachtluft frischer als der rauchgeschwängerte Dunst der Schankstube und vertrieb die Betäubung aus Jermyns Kopf. Jetzt erst sah er die Veränderung, die mit ihr vorgegangen war und sie traf ihn wie ein Schlag.
    Offen fielen die dunklen Locken auf ihre Schultern, klebten an Hals und Wangen. Als sie eine Strähne aus dem Gesicht strich, knisterte es und winzige, blaue Funken blitzten. Die Brauen waren dünn gezupft und mit dem Pinsel wie Vogelschwingen zu den Schläfen verlängert. Violette Schatten lagen unter den grauen Augen, ihr Gesicht war schmaler, als er es in Erinnerung hatte. Eine fest geschnürte Jacke umschloss sehr weibliche Brüste und eine zierliche Taille, der Stoff schillerte wie das flüssige Metall in den Tiegeln der Silberschmiede. Durch hauchfeines Leinen im Ausschnitt und in den Ärmelschlitzen schimmerte die Haut, der Rock schmiegte sich eng um ihre Hüften. Ein hoher Schlitz an der Seite enthüllte schwarze Beinlinge und weiche Stiefel, wie die jungen Stutzer sie trugen.
    Ihr Anblick nahm ihm den Atem, aber gleichzeitig wuchs ein hässlicher Verdacht in ihm.
    Es war der Aufzug der vornehmen jungen Weiber, die im Stadtgraben ausritten. Sie stellten sich zur Schau, um einen passenden Ehemann anzulocken – annehmbar für sie selbst und für den Familiendünkel. Er bringt se gleich mit, seine Fürstin aus den Bergen un bald gibt's hier doch 'ne große Hochzeit. Wags Worte dröhnten ihm in den Ohren, er konnte das Schweigen nicht länger ertragen.
    »Warum bist du hier?«, stieß er hervor.
     
    Während der stummen Musterung wuchs in Ninian der Zorn, doch darunter lauerte die Angst. So hatte sie sich ihr Wiedersehen nicht

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