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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Männer der Stadt an, wenn etwas schief geht, wird es sehr ungemütlich. Aber«, er legte den Kopf zur Seite, »wir können uns wehren, nicht wahr?«
    Sie schluckte ihr Unbehagen herunter.
    »Ja.«
    Sie aßen die zähen, klebrigen Früchte und als sie sich den Zucker von den Fingern wuschen, sagte Jermyn:
    »Zeig mir deine Fingernägel.«
    Er nahm ihre Hand. Sie war gebräunt und er spürte Reste von Schwielen in ihrer Handfläche, als habe sie vor nicht allzu langer Zeit viel und hart mit den Händen gearbeitet. Die Fingernägel aber schimmerten rosig und waren zu einem makellosen Oval gefeilt.
    »Zu lang«, entschied er, »die halten keine zwei Züge in der Mauer. Ein abgebrochener Nagel kann dich ganz schön ablenken. Feil sie ab.«
    Er warf ihr einen schmalen, feinkörnigen, dunklen Stein zu. Sie fing ihn auf. Während des Wagenzugs hatte sie nicht über Fingernägel nachgedacht. Aber die kleine Sooza, Violetta ap Bedes Zofe, hatte sich viel Mühe gegeben, ihre Hände hübsch zu machen, wie sie es nannte, und Ninian hatte es gefallen. Aber er hatte Recht und sie begann, ihre Nägel zu bearbeiten, bis ihr Zustand Sooza Tränen in die Augen getrieben hätte.
    »Wer ist Wag?«
    »Was?«
    Die Frage schien ihm nicht zu gefallen.
    »Na, Wag. Du sagtest eben, du wolltest sehen, was Wag in seiner Küche hätte. Also, wer ist Wag?«, beharrte sie und er verzog das Gesicht.
    »Wag ist mir zugelaufen, sozusagen. Ich hab ihm aus der Klemme geholfen und jetzt bildet er sich ein, er sei mir Gefolgschaft schuldig. Er hatte den Unterschlupf in dem Palast hier gefunden und in gewisser Weise bin ich durch ihn auch auf die Sache heute Abend gestoßen.«
    »Du bist ihm also auch was schuldig«, stellte sie fest.
    »Vielleicht«, gab er widerwillig zu und stand auf. »Komm, mach mir nach. Ich will sehen wie gelenkig du bist.«
    Er begann sich zu strecken und zu dehnen und nachdem Ninian ihre Verlegenheit überwunden hatte, ahmte sie seine Bewegungen nach.
    »Das reicht.« Er sprang an die Leiter und hangelte sich an den Sprossen entlang.
    »Jetzt du.«
    Ninian folgte ihm und als sie am Ende angekommen war, befahl er: »Zurück, und überspring jede zweite Sprosse.«
    Sie gehorchte, aber sie war außer Atem, als sie am Ende ankam.
    »Jetzt nur an jede dritte.«
    Ihren bösen Blick erwiderte er mit ungerührtem Grinsen. Das spornte sie an und mit verbissenem Eifer machte sie sich auf den Weg.
    Diesmal war es eine Quälerei und zuletzt glaubte sie, die Arme würden ihr aus den Gelenken gedreht. Dank Tynes Übungen hielt sie jedoch bis zum Ende durch. Sie sprang ab und rieb sich die schmerzenden Schultern.
    »Was sollte diese Schinderei?«
    »Ich will nicht, dass du nachher in der Wand hängst und nicht genügend Kraft hast, um dich bis zum nächsten Tritt hochzuziehen. Von Sprosse zu Sprosse wie vorhin ist zu wenig. Könnte ja sein, dass du immer nur Blümchen gestickt oder Laute geschlagen hast oder was feine Fräuleins sonst so tun.«
    Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Während seiner ganzen Rede hangelte er sich an der Leiter hin und her, bald zwei, bald drei Sprossen überspringend, ohne dass er schneller atmete. Es war eine bewundernswerte Leistung und er wusste es.
    Als er vor ihren Füßen absprang, meinte sie: »Ja, ja, schon gut, du bist großartig! Aber ich habe weder Blümchen gestickt noch Laute geschlagen, damit du es weißt.«
    Er lachte. »Das hab' ich gemerkt«, sagte er versöhnlich. »Was hast du gemacht, um so gut in Form zu sein?«
    »Bogenschießen und gearbeitet. Es gab keinen leichten Bogen bei dem Wagenzug. Der Wachmann, der die Bogenschützen geschult hat, bestand darauf, dass ich so lange Klimmzüge mache, bis ich einen Männerbogen spannen konnte. Und ich habe meinen Teil Arbeit auf dem Wagenzug getan, wie alle.«
    »Ach ja? Schade, dass wir jetzt keine Zeit zum Erzählen haben, später will ich das genauer hören. Hier«, er reichte ihr eine zweite Kapuze, »muss ja keiner merken, dass du ein Mädchen bist.«
    Er wartete, bis sie den Goller übergestülpt hatte.
    »Willst du immer noch mitkommen, Ninian? Du musst es nicht, aber wenn du es tust, kommst du auf die andere Seite, auf meine Seite. Ist dir das klar?«
    »Ja, ich hab es doch schon gesagt. Ich will sein, wo du bist und es ist mir gleich, welche Seite das ist«, erwiderte sie heftig und nicht ganz ehrlich.
    »Gut, legen wir los«, sagte er ruhig, aber sein Gesicht leuchtete. »Zuerst muss ich prüfen, ob die Luft rein ist. Erschrick nicht.«
    Er

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