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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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ließ sich auf die Pritsche fallen und schloss die Augen. Sein Gesicht wurde fahl, die Haut straffte sich über den Knochen und Ninian war froh, dass er sie gewarnt hatte.
    Sein Geist löste sich und schwang durch den dunklen Raum, als der sich das Ruinenfeld dem Inneren Blick zeigte. Abgeschirmt gegen die schimmernden Schemen von Ninian und Wag, begann er die Dunkelheit nach den Regungen eines menschlichen Geistes zu durchforschen. Er tat es gründlich, entging ihm der geheime Verfolger, musste das Unternehmen scheitern. Zunächst fand er nichts in der Dunkelheit und immer mehr näherte er sich dem Rand des Ruinenfeldes, wo der Glanz tausender Geistsphären gegen die Leere brandete. Verbarg sich sein Schatten hier, so würde es schwer fallen, ihn zu entdecken.
    Er prüfte die Grenzlinie und gerade als er widerstrebend in das leuchtende Meer eintauchen wollte, entdeckte er am östlichen Ende ein schwaches Licht. Es bewegte sich, als ginge dort ein Mensch auf und ab. Jermyn bündelte seinen Geist, bis er spitz wie eine Ahle war. Vorsichtig tastete er sich näher, drang Schicht um Schicht durch eine meisterhafte Tarnung. Dichte Schleier verbargen das Wesen des Fremden und es tat Jermyn nicht leid darum. Ein Geist von grellstem, kältestem Weiß – ein Geschöpf ohne menschliches Empfinden, grausam und mitleidlos. Und stark. Jermyn hatte bisher nie Furcht bei der Begegnung mit einem anderen Geist empfunden, jetzt hoffte er, dass er unbemerkt blieb – er fühlte sich wie eine Ratte, die sich in einen Zwinger voller Fleischerhunde schleicht. Doch der Bewacher machte den Fehler aller Starken – er unterschätzte seinen Gegner und verließ sich auf seine Tarnung.
    Ein zweiter Schemen löste sich aus dem Lichtermeer und gesellte sich zögernd zu dem ersten. Ein schwaches Gemüt, es flackerte unstet, sicher schlotterten dem armen Kerl vor Angst die Knie. Er konnte sich nicht verschließen, der andere saugte ihm die Nachricht aus dem Geist, wie ein Bader Blut abzapfte.
    »Heute Nacht muss er nicht mehr überwacht werden, er hat eine Hure zu sich genommen, Meister. Hauptmann Duquesne bittet Euch, zu ihm zu kommen.«
    Die beiden Schemen entfernten sich, verschmolzen mit der schwach leuchtenden Wolke der schlafenden Großstadt. Jermyn zog sich in sich zurück und schlug die Augen auf. Er konnte sein Glück kaum fassen. Dubaqi hatte in seiner Abneigung gegen Frauen den Fehler gemacht, Ninian für eine Hure zu halten; es war ihm nicht in den Sinn gekommen, in ihr eine mögliche Komplizin zu sehen. Duquesne vertraute seinem Gefolgsmann und hatte den Bewacher abgezogen.
    »Alles klar, niemand wird uns folgen.«
    Weshalb die Bewachung aufgegeben wurde, behielt er für sich, die Wut auf Dubaqi unterdrückte er, sie lenkte ihn ab.
    Er wartete bis die leichte Benommenheit, die er nach solchen Anstrengungen verspürte, verschwand und sah Ninian an. Sie war aufgeregt, aber sie erwiderte seinen Blick unbeirrt. Er nahm den Beutel auf und holte tief Luft.
    »Komm, es geht los. Wir beide holen den Brautschatz zurück!«
     
    Wag war fest entschlossen, einen Blick auf Jermyns geheimnisvollen Besucher zu werfen, aber als sich nichts regte, ließ seine Aufmerksamkeit nach und er kehrte in seinen Alkoven zurück.
    Stimmen und das Prasseln kleiner Mörtelstücke schreckten ihn auf, er stürzte zur Tür und kam gerade rechtzeitig, um sie gegen den Kopf zu bekommen. Während er sich stöhnend die Stirn rieb, sah er über Jermyns Schulter hinweg eine graugekleidete Gestalt mit Kapuze in der Dunkelheit verschwinden. Jermyn musterte ihn missbilligend.
    »Du bist ein Tropf, Wag. Saust dich mit diesem klebrigen Gesöff ein, rennst gegen die Tür – aber egal. Hör zu, ich verschwinde und werde erst im Morgengrauen kommen. Du weißt nicht, wo ich bin und was ich mache. Ich habe oben die Lampe brennen lassen und wenn der Mond über dem Tempel aller Götter steht, kletterst du hinauf und löschst sie. Du verhältst dich still. Leg Tonscherben vor den Eingang und wenn du was knirschen hörst, haust du über die Leiter nach oben ab und ziehst sie hinter dir hoch. Versteck dich zwischen den Trümmern. Wenn ich zurück bin, pfeif ich ein paar Töne aus diesem Gassenhauer, mit dem du mich in der letzten Zeit geärgert hast. Hast du begriffen? Wenn's dir zu ungemütlich wird, versteck dich bei LaPrixa. Sag ihr, dass ich ihre Belohnung beschaffe. Alles klar?«
    Wag nickte, obwohl ihm der Schädel brummte. Als Jermyn sich abwandte, zupfte er ihn am Ärmel und

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