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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Dermot wäre nicht glücklich, wenn er wüsste, was ich in seinen Klamotten anstelle«, spottete er und löste die Hosenbänder.
    Ninian erhob sich hastig. Scharf sagte sie: »Die guten Väter wären nicht glücklich über das, was du tust, ganz gleich, welche Kleidung du dabei trägst.«
    Jermyn sah auf. Seine Augen glitzerten. »Und noch unglücklicher, wenn sie wüssten, dass du dabei mitmachst, Avaninian«, erwiderte er sanft, »von mir haben sie nichts anderes erwartet, aber von dir müssen sie mächtig enttäuscht sein, oder?«
    Ninian zuckte zusammen. Sie hatte vergessen, wie boshaft er sein konnte. Wie einen Bleimantel spürte sie die Schuld auf den Schultern und zum ersten Mal seit ihrer Flucht aus Tillholde war ihr wirklich elend zu Mute.
    »Du hast wohl recht«, flüsterte sie.
    Plötzlich stand er neben ihr. »Scheiß doch drauf, was die Väter denken«, rief er wütend, »und auf den Bockmist, den ich rede! Ohne dich hätte ich nichts ausrichten können, letzte Nacht. Ninian ...«
    Beinahe grob griff er nach ihr. Einen Augenblick widersetzte sie sich, dann ließ sie ihren Kopf an seine Schulter sinken. Seine Haut war feucht und glatt, sie roch nach rauchiger Nachtluft und durch den Kittel fühlte sie seine Wärme. Sein Herz hämmerte ein Echo ihres eigenen.
    Er zog sie fester an sich, aber sie löste sich von ihm.
    »Du wolltest dich umziehen, gleich kommt Fortunagra.«
    »Zum Teufel mit ihm«, murmelte Jermyn undeutlich in ihr Haar, aber er gab sie frei. Sie schlüpfte unter seinen Armen hindurch und floh in das hintere Zimmer.
    Als sie sich beruhigt hatte und in den Übungsraum zurückkehrte, war Jermyn fort und alle Spuren des Einbruchs waren verschwunden. Sie trat auf die Galerie und schaute hinunter in den Vorraum, wo Wag einen Besen schwang und eine gewaltige Staubwolke aufwirbelte.
    Jermyn hatte eine Marmorplatte aus dem Fußboden gestemmt und die Papiere auf der blanken Erde darunter aufgehäuft. Ninian kletterte den Pfeiler hinunter und als er sie sah, grinste er unbefangen. Sie hustete und er fuhr Wag an:
    »Lass das jetzt, du schiebst den Dreck nur von einer Ecke in die andere. Hol lieber etwas Feuer aus der Küche, damit wir hier einer Menge Leute das Leben leichter machen können.«
    Beleidigt zog Wag mit seinem Besen ab und Jermyn deutete auf die Schriftstücke.
    »Ich komme mir wahrhaftig wie ein Wohltäter vor. Was glaubst du, wie die Macht des Ehrenwerten geschwächt wird, wenn ich das Zeug verbrenne.«
    »Warum gibst du die Briefe und Schriftstücke nicht zurück?«
    »Zu gefährlich«, er zuckte die Schultern. »Da sind ein paar sehr mächtige Leute dabei. Wenn die meinen, ich kenne ihr kleines Geheimnis, könnten sie es für besser halten, mich auch zum Schweigen zu bringen.«
    »Du könntest sie zurückgeben, ohne dass sie dich sehen«, beharrte Ninian, der es grausam vorkam, die Betroffenen in dem Glauben zu lassen, sie seien in der Gewalt des Erpressers. Jermyn schüttelte den Kopf.
    »Erstens ist es mir zuviel Aufwand, jeden einzelnen aufzusuchen und ihm unbemerkt seine hässlichen Geheimnisse unterzuschieben. So ist es einfacher. Und zweitens brauche ich das auch noch als Schutz für uns beide gegen den Ehrenwerten.«
    »Da bin ich ja gespannt«, meinte sie zweifelnd. Jermyn nahm den Kienspan, den Wag gebracht hatte und stieß ihn tief in den Haufen Papier. Die Flammen züngelten um die Schriftstücke, die Ränder rollten sich auf und wurden schwarz. Endlich brannten sie so hell, dass Jermyn einen Schritt zurücktreten musste. In weißen Schwaden stieg der Rauch auf und suchte sich einen Weg durch das schadhafte Dach.
    Jermyn nahm Ninians Arm.
    »Du kannst zuschauen, aber ich möchte nicht, dass der Ehrenwerte dich sieht. Versteck dich hinter dem Pfeiler oder bei Wag in der Küche.«
    Entrüstet machte sie sich los.
    »Warum? Ich bin mit dir eingebrochen! Glaub bloß nicht, dass ich immer brav im Hintergrund bleibe, wenn du mit Schurken verhandelst. Ich kann sehr gut auf mich aufpassen.«
    »Schon gut, schon gut«, Jermyn hob beschwichtigend die Hände, »aber ich möchte trotzdem nicht, dass er weiß, wie du aussiehst. Er ist immer noch mächtig und skrupellos. Ich bin ihm heute derartig ins Gehege gekommen, dass er nichts unversucht lassen wird, um sich zu rächen. Dazu würdest du ihm gerade recht kommen, er ist schlau genug zu erkennen, wie wichtig du mir bist. Also lass dich heute nicht sehen; ich verspreche dir, dass ich dich danach gnadenlos in jedes Messer rennen

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