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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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leben? Immer auf der Hut vor seinen Angriffen? Nee, mein treues Herz. Und er hatte schon recht – wem glauben sie? Ihm oder mir? Wenn ich jetzt, nach all den Wochen plötzlich auftauche und behaupte, ich hätte den Brautschatz bei ihm gefunden, lachen sie sich halbtot.«
    »Aber viele Menschen wissen, dass wir den Brautschatz von ihm gestohlen haben, denk nur an Artos Sasskatchevan«, hielt sie ihm entgegen. Er winkte ihren Einwand verächtlich beiseite.
    »Gerade der wird am lautesten schreien, dass ich ein Lügner sei. Glaubst du, der will sich noch mal in Gefahr begeben? Wenn er nicht ganz verblödet ist, hat er den Siegelring mit dem Spinnenstein vernichtet, so dass uns auch der Zettel mit seiner Nachricht an den Ehrenwerten nichts nützen wird. Nein, wir mischen uns nicht ein und behalten den Brief. Wenn Fortunagra uns krumm kommt, können wir immer noch damit drohen. Er weiß nicht, wie viel wir wissen und Ungewissheit schwächt. Außerdem haben wir keine Ahnung, wer noch von der Obrigkeit in dieser Geschichte drinhängt«, er warf er ihr einen finnigen Blick zu, »Duquesne würde gar zu gerne an Donovans Stelle Patriarch werden.«
    Als sie zweifelnd den Kopf schüttelte, sagte er steif:
    »Ich weiß schon, du meinst, es ist meine verdammte Pflicht ...«, er spuckte es aus, als sei es etwas Anstößiges.
    »Oh, nein«, unterbrach sie ihn bitter. »Gerade ich habe nicht das geringste Recht, dich an Pflichten zu erinnern – ich bin nicht besser als du.«
    Ihr Gesicht verzog sich, als habe sie Schmerzen, dann warf sie trotzig den Kopf in den Nacken.
    »Du hast recht, sollen sich die hohen Herren die Köpfe zerbrechen. Lass uns lieber schauen, wie der Bulle sich heute schlägt. Ich bin gespannt, ob er so außergewöhnlich ist, wie du sagst.«
     
    Zehn Jahre zuvor war ein Dutzend verstörter Männer im Morgengrauen aus dem Bauch eines Schiffes an Deck gestolpert, zusammengekettet wie Sträflinge. Der Segler lag in Sichtweite des Hafens, umschwärmt von einer ganzen Flotte kleiner Ruderboote, aber die Barkasse des Hafenmeisters war nicht unter ihnen. Für ihn gab es dieses Schiff nicht. Die Gefangenen waren Frachtgut, namen- und würdelos. Zu den Käufern, die sich für diese Ware interessierten, gehörten stets auch die Gladiatorenmeister und diesmal hatte Tifon von der Großen Schule den besten Blick. Er deutete mit dem feisten Finger und lachte.
    »Schaut euch die beiden an – ein Dämon und ein Bullenkalb!«
    Er kaufte sie beide und der jüngere tat sich bald unter allen Schülern hervor, so dass der Ringermeister selbst ihn unterrichtete, bis er ihm nichts mehr beibringen konnte.
    Vier Jahre später war der junge Mann der jüngste Meister aller Klassen in den Annalen der Schule und der gehätschelte Liebling von ganz Dea. Der Name aber, den Tifon ihm gegeben hatte, war ihm geblieben, auch jetzt, da sein Stern zu sinken drohte. Noch heute erinnerten sich viele mit Bewunderung an seinen einmaligen Stil und seine Großmut gegen die unterlegenen Herausforderer. Die Frauen aber seufzten sehnsüchtig, wenn sie von ihm sprachen. Sie schätzten seinen vollkommenen Körper ebenso wie sein jungenhaftes, liebenswürdiges Wesen. Nicht nur Frauen und Mädchen aus dem einfachen Volk, auch die eleganten Hetären und sogar Damen von Adel, hatten seine Auftritte bejubelt. Es hieß, so viele hätten ihm ihre Gunst gewährt oder angetragen, dass er für Jahre, jede Nacht eine andere in seinen Armen hätte halten können.
    Damals hatte man hölzerne Trennwände um die besten Sitze gezogen, damit die hochgestellten Damen sich an den beeindruckenden Gliedern und dem hübschen Gesicht des Bullen ergötzen konnten, ohne vom Pöbel belästigt zu werden.
    Die Trennwände standen noch, auch wenn sich schon lange keine vornehme Verehrerin mehr blicken ließen, und in einer dieser Abteilungen verfolgten Jermyn und Ninian die Anstrengungen des Meisterringers.
    Der feiste, narbenbedeckte Kerl, der an der Kasse des uralten Ziegelgebäudes saß, hatte fünf Halbgoldmünzen dafür verlangt.
    »Sin die besten Plätze in unsern Haus, nur für adlige Herrschaften. Für heut abend sin die schon ausgebucht, aba weil ihr's seid ...«
    Jermyn hatte fünf Silbermünzen hingelegt und den Mann angestarrt, bis er sich auf seinem Sitz gewunden hatte. Schwitzend hatte er zu den brandroten Stacheln gestarrt.
    »Ach, du bis des, Patron, hab dich nich gleich erkannt, Patron.«
    »Ich weiß, man übersieht mich leicht«, hatte Jermyn ernsthaft geantwortet

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