Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
und ihre brutale Offenheit Ninian nicht selten in Verlegenheit brachte. Aber Ninian gab nicht zu, dass sie schockiert war – sie wollte nicht als Provinzgänschen gelten und zu Jermyns Verdruss schien sie von der schwarzen Frau ebenso fasziniert wie von der Bilha.
    Er dagegen hätte auf alle Beweise von LaPrixas Wohlwollen gerne verzichtet. Immer fürchtete er Bemerkungen über Bysshe und es gab andere Dinge, die ihm nicht gefielen.
    Im Spiegel hatte er einmal gesehen, wie sie Ninian mit undeutbarem Ausdruck musterte und am Brunnen eben hatte noch etwas anderes in ihren Augen gelauert als bloße Schadenfreude.
    Hatten sich nach dem Bad seine Sperren gelockert, streifte ihn manchmal eine Empfindung von tödlichem Hass, wie ein Schwaden Kloakengestank aus dem Fluss. Forschte er dann in ihrem Gesicht, war es unbewegt und er fragte sich, ob er sich das Gefühl nur eingebildet hatte.
    Es widerstrebte ihm, in ihre Gedanken einzudringen, sie hatte ihm geholfen. Aber wenn sie ihm wegen Bysshe grollte, musste er auf der Hut sein. Sie war eine gefährliche Gegnerin und niemals würde er Ninian allein zu ihr gehen lassen. Mit ihrem Scharfsinn hatte sie gewiss erkannt, wie es um ihn stand und er traute ihr zu, ihre Wut an dem Mädchen auszulassen.
    Er hatte seinen Bestimmungsort erreicht und verharrte im Schatten. Vor der dunklen Masse des Gebäudes paradierten vier Männer auf und ab. Ohne große Hoffnung wartete er, ob sie zu dieser Stunde in ihrer Wachsamkeit nachlassen würden, damit er nicht in ihren Geist eingreifen musste.
    Der Schweiß rann ihm über den Rücken, grimmig dachte er, dass er nicht hier stände wenn LaPrixa sich nicht eingemischt hätte. Und warum musste Ninian immer das empörte Fräulein herauskehren? Er wusste, dass sie sich über dieses Unternehmen ärgern würde – nicht zuletzt deshalb hatte er es angefangen. Aber es konnte ihn Kopf und Kragen kosten.
    Er hätte davon abgelassen, wenn Ninian ihn erwartet hätte, als er nach Mitternacht vom Schlachthof in den Palast gekommen war, um sich umzuziehen. Aber alles war still und dunkel gewesen.
    Die verdammten Wächter marschierten unverdrossen hin und her. Unhörbar fluchend öffnete er sich, schlich sich in ihre Gedanken und spann sein Netz um sie.
    Die Nacht ist ruhig, kein Mensch in Sicht, was wir hören, sind die verdammten Katzen und wir sind müde, müde, müde ...
    Sie trotteten weiter, schlafend mit offenen Augen, als Jermyn an ihnen vorbeiglitt und an den Türpfeilern hinaufkletterte. Oben schickte er seinen Geist auf die Suche und als er das richtige Gemach gefunden hatte, ließ er sich lautlos in den Innenhof hinab.
    Er verbannte alles, was ihn ablenken konnte und führte sein Vorhaben aus, ohne ein einziges Mal zu zögern oder zu straucheln. Schließlich war es das, was er am besten konnte.

3. Kapitel
    30. Tag des Hitzemondes 1464 p. DC
    Hoch und licht, eine Kuppel aus blauem Glas, stand der Sommerhimmel über der festlich geschmückten Stadt. Seit Sonnenaufgang war Dea auf den Beinen, um dem Hochzeitspaar das Geleit zu geben und einen guten Blick auf das prunkvolle Spektakel zu ergattern. Die eifrigsten Schaulustigen hatten sich schon im Morgengrauen vor dem Palast der Castlerea eingefunden und blickten erwartungsvoll auf die mit Blumengirlanden und frischem Grün geschmückten Tore.
    Über den Mauern flatterten Fahnen mit dem uralten, ehrwürdigen Wappen und aus dem Innenhof drang ungewohnter, geschäftiger Lärm auf die Straße.
    Entlang der Straßen, die vom Vaterhaus der Braut zum Patriarchenpalast führten, drängte sich eine festlich gekleidete Menschenmenge und ein beständiges, aufgeregtes Summen schwebte über ihren Köpfen. Trotz der frühen Stunde war es heiß, man schwitzte und gebrauchte eifrig Tüchlein und Fächer, wobei nicht selten ein Ellenbogen dem Nebenmann unsanft in die Seite fuhr, an anderen Tagen Grund genug für Gezänk und Schlägereien. Heute jedoch schwebten die reizbaren Bewohner Deas in freudiger Erregung, man tauschte Scherze, wo es sonst Schimpfworte hagelte und wenn die Zehen schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Absatz des Nachbarn machten, gab es einen gutmütigen Knuff statt einer dröhnenden Kopfnuss.
    Die Aussicht auf drei Tage freies Schmausen und Trinken, auf Nächte voller Musik und Tanz, stimmte die Leute fröhlich. Viele hatten sich zwar vorgenommen, so viel zu fressen, zu saufen und zu huren wie nur möglich, aber am Vormittag dieses ersten Hochzeitstages waren die meisten noch nüchtern und gut

Weitere Kostenlose Bücher