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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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den Schoß der Kammerfrau flüchtete, hatte Lady Adela mit harten Worten eingeschärft, sich nicht mit dem einfachen Volk gemein zu machen.
    Nicht, dass die Mutter ihre Erziehung vernachlässigt hätte – Sabeena war in allen Dingen unterrichtet, die ein Edelfräulein kennen musste; sie ritt ausgezeichnet und beherrschte alle höfischen Tänze. Sie wusste, wie man sich angemessen kleidete und welchen Edelleuten selbst eine Castlerea Referenz erweisen musste – viele waren es nicht. Die Mutter hatte ihr beigebracht, eine anregende Unterhaltung zu führen, sie war bewandert in der Geschichte der Stadt und erfuhr die Ereignisse des Tages, die zu wissen Lady Castlerea nötig fand. Sabeena konnte einen großen Haushalt führen, glänzende Feste vorbereiten, die in dem düsteren Palast schon lange nicht mehr stattfanden. Jede ihrer Anweisungen wurde sofort ausgeführt, da die gesamte Dienerschaft in heiliger Furcht vor der Hausherrin lebte.
    Adela Castlerea hing dem strengen Glauben der Alten an, einer Religion der Pflichterfüllung und des Gehorsams und Sabeena war aufgewachsen in der Verehrung der alten Götter. Eine ihrer Aufgaben war es, den Altar der Herdgöttin zu pflegen und es gab keine treueren Besucherinnen der Gottesdienste als die harte Herrin von Castlerea und ihre scheue Tochter. Sabeena hatte sogar Spinnen und Weben gelernt, wie es die tugendhaften Frauen ihres Geschlechts in den alten Zeiten getan hatten.
    Bei alledem hatte es stets an Wärme gefehlt, es lag nicht in Adelas Natur, Liebe zu zeigen. Der Vater war Sabeena zugetan, aber sie sah ihn so selten, dass er ihr fast wie ein Fremder schien. Das Paar hatte lange auf Nachwuchs gewartet und Adela hatte die Enttäuschung nie verwunden, dass das heißersehnte Kind kein kräftiger Junge war, sondern ein zartes, schwächliches Mädchen, das zu einer scheuen jungen Frau von fader Hübschheit heranwuchs.
    Nach diesem Leben ohne Liebe und Zärtlichkeit war Sabeena, kaum achtzehnjährig, von dem heimlichen, aber leidenschaftlichen Werben eines jungen Mannes vollkommen überwältigt worden. Sie hatte nie gewagt, sich Gedanken über das andere Geschlecht zu machen, und ihre Mutter bewachte sie so sorgfältig, dass sie kaum Gelegenheit hatte, mit gleichaltrigen Männern zu sprechen. Als ihr die Jungfer kleine Briefe zutrug, in denen ein unbekannter Verehrer ihre Schönheit pries und seine Liebe in glühenden Worten beschrieb, war sie zuerst verwirrt und gefesselt gewesen. Es war ihr nicht in den Sinn gekommen, die Briefe ihrer Mutter zu zeigen, die Jungfer war ihre Vertraute geworden und hatte es zuwege gebracht, den jungen Mann bei Nacht in Sabeenas Zimmer zu schmuggeln, denn eine andere Möglichkeit, ihn heimlich zu treffen, gab es nicht.
    Sabeena war so berauscht gewesen von dem Abenteuer, einen fremden Mann bei sich zu haben, der ihre Hand küsste und ihr die zärtlichsten Worte sagte, dass sie sich nicht einmal fragte, ob er ihr gefiel. Seine gewandte, verwegene Art und das Geheimnis, mit dem er sich umgab, riss all ihre Einwände nieder. Ohne recht zu wissen, was sie tat, ließ sie ihn in ihr Bett und gab sich ihm hin. Die Schmerzen, die er ihr zufügte, schienen ihr unvermeidlich als Ausdruck einer leidenschaftlichen Liebe und er sorgte dafür, dass sie niemals sein Gesicht sah, wenn sie sich liebten. Sie verfiel in eine verzückte Schwärmerei und die Verlobung mit Artos Sasskatchevan bekam eine neue Bedeutung.
    Wie immer hatte sie sich dem Willen ihrer Eltern gebeugt, als diese ihr die Vermählung mit dem Sohn des reichen Kaufmanns angetragen hatten. Bei den Verlobungszeremonien hatte sie Artos zweimal gesehen und die vorgeschriebenen Worte zu ihm gesprochen. Er hatte nicht den geringsten Eindruck hinterlassen, aber sie hatte die Entscheidung der Eltern nicht angezweifelt.
    Als sie nun zu lieben glaubte, wurde ihr der Gedanke unerträglich, die Gattin eines anderen Mannes zu werden. Geschickt deutete ihr Geliebter an, er sei ihr im Rang ebenbürtig und könne, eher als der Krämer Sasskatchevan, Gnade vor den Augen ihrer Eltern finden.
    Sie zweifelte nicht daran, dass er ein Edelmann war, er sprach schnell und gewandt und seine Handflächen waren weich, wie die eines Menschen, der niemals mit den Händen gearbeitet hat. Sie war zu unerfahren, um sich über die groben Ausdrücke zu wundern, die er im Bett gebrauchte oder die Spuren der Ausschweifungen in seinem hübschen Gesicht zu erkennen. Niemals sah sie ihn im nüchternen Tageslicht, sondern nur im

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