AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)
Schrecken erholt und lachten, aber als ich zu ihnen trat, wurden sie still. Sie starrten, als sähen sie mich zum ersten Mal und wie ich gefürchtet hatte, fragte Ely: ,Wer seid Ihr, Herrin?'
Aber ich wollte keine langen Erklärungen geben. ,Was soll die Frage, Ely ap Bede?', fragte ich dagegen. ,Ihr kennt mich. Übrigens ist der Weg frei, wir können weiterziehen. Ich dachte, Ihr habt es eilig.'
Damit ließ ich ihn stehen, meine Beine zitterten. So einfach ist es nicht, Jahrtausende alte Gesteinsmassen zu bewegen.
Von diesem Tag an wurde alles besser. Wir durften unseren Wagen vom Ende des Zuges in die Mitte bringen. Das bedeutete, wir waren nicht mehr die Letzten bei der Verteilung von Futter und Wasser für die Ochsen und wurden vor Mitternacht mit der Arbeit fertig. Und wir mussten nicht so viel Staub schlucken.
Die Kaufleute luden mich zu einem Festessen in Elys Wagen ein, um mir zu danken. Sie waren sehr heiter und ausgelassen, denn ihnen war klar geworden, dass sie eine Menge Geld gespart hatten. Aber ich war ihnen auch unheimlich geworden, sie behandelten mich äußerst respektvoll«, sie kicherte, »es konnte ja sein, dass ich in Zorn geriet und sie im Erdboden versinken ließ wie den armen Orp ap Carroi. Ely erzählte ich, wer ich sei. Er hatte ein Recht darauf, immerhin hatte er sich vor mich gestellt und wegen mir einigen Schweiß vergossen. Ich versicherte ihm, dass meine Eltern nichts wegen meiner Flucht unternehmen würden.«
»Hast du ihm gesagt, warum du fortgelaufen bist?«
Ninian errötete und schüttelte den Kopf.
»Nein, das ging ihn nichts an, oder? Aber er fragte mich, was ich in Dea tun wollte, und als ich sagte, das hinge nicht nur von mir ab, bot er mir an, für ihn zu arbeiten, um seine Wagenzüge zu schützen. Er meinte, ich sei besser als eine ganze Armee von Wächtern. Womit er Recht hat! Dieses Angebot hätte ich angenommen, wenn ich dich nicht gefunden hätte, denn das Leben im Wagenzug ist nicht schlecht, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat.
Mit Ely hab ich mich von da an gut verstanden, er ist ein erstaunlicher alter Bursche. Als wir in die Stadt kamen, hat er mich in seinem Haus aufgenommen und mir doch alle Freiheit gelassen. Es gefiel ihm nicht, wo ich mich überall herumtrieb, noch dazu allein, aber er ließ mich gewähren.«
Ihr Mund war trocken nach der langen Erzählung, aber die Flasche war leer und Jermyn kletterte hinunter, um sie neu zu füllen.
»Also hast du lange nach mir gesucht?«, fragte er, als er zurückkam. Sie trank in langen, durstigen Schlucken und strich die Haarsträhnen beiseite, die ihr der warme Wind ins Gesicht wehte.
»Ja, lange. Schließlich ist sie riesig groß, deine Stadt. Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben dich zu finden. Aber dann hörte ich im Stadthaus, wie Duquesne jemandem auftrug, im Schwarzen Hahn einen ,Burschen mit rotem Haar und außerordentlich dreistem Benehmen' zu treffen. Komisch, dass ich dabei gleich an dich denken musste, nicht wahr?«
Sie hatte den Kopf auf die angezogenen Knie gelegt und lächelte ihn an. Er erwiderte das Lächeln, nicht einmal die Erwähnung Duquesnes trübte die vertraute Stimmung.
»Warum warst du im Stadthaus?«
»Ich bin manchmal zum Essen hingegangen oder weil ich andere Kauffahrer vom Wagenzug treffen wollte. Dame Enis Bemutterung wurde mir hin und wieder zu viel, genau wie Violettas Geschwätz. Außerdem hatte ich Luna im Stall des Stadthauses untergestellt, um ungestört kommen und gehen zu können.«
Jermyn nickte.
»Ich war in diesen Tagen auch einmal im Stadthaus, eine halbe Nacht und einen Tag, allerdings nicht als Gast, sondern als Gefangener. Wäre es nicht seltsam, wenn du oben im Speiseraum gesessen hast, während ich unter dir im Verließ mit Duquesne gestritten habe?«
»Schon möglich«, sie lachte. »Ich hab doch auch Wag getroffen und Artos überredet, ihn in Ruhe zu lassen. Damals war mir nur das Gewese peinlich, das Artos um sein albernes Taschentuch machte, aber jetzt bin ich froh, dass ich ihn dazu gebracht habe, Wag laufen zu lassen.«
»Ja, er wollte mir davon erzählen, aber ich wollte nichts hören.«
Er sah sie an. Sie hatte eine ganze Bande berüchtigter Wegelagerer gezähmt und Felsen ihren Willen aufgezwungen, aber da saß sie, schlank und zierlich, wie Wag gesagt hatte, und süß ...
Die Kehle wurde ihm eng, er wandte den Blick ab und ließ ihn über die flimmernde Stadt schweifen.
Die Schatten waren lang geworden, immer noch rollten die
Weitere Kostenlose Bücher