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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Trommelschläge durch die heiße Luft, aber sie folgten nun in kürzeren Abständen, die Anrufung ging ihrem Ende entgegen. Bald würden sich die Türen des Tempels Aller Götter öffnen und das Brautpaar würde sich auf seinen letzten Gang begeben. Ihm fiel etwas ein.
    »Sag mal, wer war der zudringliche Kerl, mit dem du gestern vor dem Palast des Patriarchen geschäkert hast?«
    »Ach, das war doch nur Kaye«, antwortete sie harmlos, aber diesmal ließ er sich nicht abwimmeln.
    »Ja, das sagtest du bereits und wer, bitte, ist Kaye?«
    Sie hob erstaunt die Brauen, aber ihre Augen tanzten.
    »Sagte ich das nicht? Nein? Kaye war mein Wagengenosse, wir haben die ganze Reise einen Wagen geteilt.«
    »Was?« Jermyn setzte sich auf.
    »Ja, er hat mich bei sich aufgenommen, als ich zum Zug kam«, erklärte sie bereitwillig, »notgedrungen, muss man sagen, Ely hat es befohlen, um uns beide zu ärgern. Sie haben dem armen Kerl übel mitgespielt, ihn aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und sich über ihn lustig gemacht, jedenfalls am Anfang. Nach der Sache bei den Schluchten wurde es auch für ihn besser. Als sie ihn zum ersten Mal zu einer Beratung einluden, hat er fast geheult. Sie haben das mir zuliebe getan, aber dann haben sie gemerkt, dass er ein geschickter Handwerker ist und kein schlechter Kaufmann ...«
    »Ja, ja, er ist ein feines Kerlchen«, unterbrach Jermyn sie ungeduldig, »aber was heißt, ,den Wagen geteilt'? Du meinst, ihr habt die ganze Zeit nebeneinander geschlafen?«
    Ninian nickte eifrig. »Ja sicher, und es war ganz schön eng, das kannst du dir vielleicht vorstellen.«
    »Vielen Dank, dazu habe ich keine Lust. Und du hast dich vor seinen Augen an- und ausgezogen?«
    »Ach, am Anfang hatte es gar keinen Zweck, die Kleider zu wechseln, weil sowieso alles nass war, und nachher hat er meistens weggeguckt.«
    »Ninian!«
    »Was hast du denn?« Sie sah ihn unschuldig an.
    »Was ich habe? Du hast wochenlang mit einem jungen Mann ohne einen Funken Scham in einem engen Wagen zusammengelebt, lässt dich von ihm abküssen und fragst, was ich habe? Wie stehst du zu dem Kerl?« Er umklammerte unsanft ihr Handgelenk.
    »Au, lass los, du tust mir weh«, schimpfte sie und sofort gab er sie frei. Aber anstatt ihn anzufahren, lachte sie in die zornigen, schwarzen Augen.
    »Wie ich zu ihm stehe? Er ist nur ein Wagengenosse, mit dem ich eine Zeitlang unterwegs war. Und was die Anmache betrifft, kannst du beruhigt sein. Er würde sich eher an dich heranmachen, mein Lieber. Schau nicht so dumm, Kaye musst du nicht fürchten, er hatte am Anfang geradezu Angst vor mir. Jetzt verstehen wir uns gut, aber er will bestimmt nichts von mir.«
    »Ich versteh nicht, was du meinst«, sagte er misstrauisch. Sie errötete und warf ungeduldig die Arme hoch.
    »Ach, ich dachte, in der großen Stadt seid ihr mit allen Lastern vertraut. Er ... er liebt Männer, verstehst du? Er ist hierher gekommen, weil er hofft, hier nach seinem Geschmack leben zu können und einen Gefährten zu finden.«
    »Was, ein Liebchen? Ich fass es nicht. Du hast die ganze Zeit mit einem warmen Bruder zusammengehockt und er hat es dir auch noch anvertraut?«
    Jermyn warf den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus.
    »Lach nur, das war so, als habe ich eine alte Tante im Wagen! Am Anfang bin ich fast verrückt geworden, weil er so zimperlich war und andrerseits hat er ganz offen hingeschaut, wenn ich mich ausgezogen habe, aber nur, weil er sich für meine Kleider interessierte. Ich hätte nackt vor ihm tanzen können, es hätte ihn nur unangenehm berührt. Aber was daran so komisch ist, verstehe ich nicht«, meinte sie beinahe ärgerlich, als er sich die Tränen aus den Augen wischte.
    »Nein? Ich stell mir nur gerade vor, wie ihr zwei so nett und behaglich beieinander sitzt. Worüber habt ihr gesprochen? Über Kleider und übers Kochen?« Er begann wieder zu lachen, hemmungslos und ausgelassen vor Erleichterung.
    Ninian betrachtete ihn kopfschüttelnd, nahm die leere Wasserflasche und ließ sich über den Rand des Sims hinunter.
    »Bis ich zurückkomme, hast du dich hoffentlich beruhigt!«
     
    Es dauerte eine Weile, da sie noch die Latrine am Ende des Innenhofes aufsuchte, und als sie sich endlich auf den Absatz hinaufschwang, lehnte Jermyn mit geschlossenen Augen an der Mauer. Seine Brust hob und senkte sich in langsamen, ruhigen Atemzügen.
    Ninian setzte sich vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, zog die Beine an und sah über die Stadt, die

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