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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Übungsraum zeugten der umgestürzte Hocker und die wüste Unordnung von seinem überstürzten Aufbruch. Ihr Zorn wuchs. Wurde es unangenehm, machte er sich davon, ja, er hatte sogar die Frechheit, den Spieß umzudrehen und ihr die Schuld an seiner Treulosigkeit zu geben. Nie würde er um Verzeihung bitten! Aber er sollte sich wundern ...
    Als sie mit Gepolter den Mauerpfeiler herunterglitt, schoss Wag aus seiner Küche.
    »Was is los? Der Patron hat ausgesehen wie Blitz und Hagelsturm. So kenn ich ihn nich mehr, seit du da bis un er is hier runtergetobt, als wollt er sich den Hals brechen un angeglubscht hat er mich ... huh. Was hat er denn un wo wollt er hin?«
    »Woher soll ich das wissen? Frag ihn selbst, deinen sauberen Patron«, fauchte Ninian und rauschte an ihm vorbei. Wie vom Donner gerührt starrte Wag ihr nach.
    »Oh, oh, jetzt hat's also gekracht«, murmelte er und kratzte sich ratlos am Ohr, »hab's ja kommen sehn, so wie se aneinander geklebt sin. Hoffentlich bekrabbeln sie sich, sonst wird's hier verdammt ungemütlich. Ich verdrück mich lieber, wer weiß, ob hier nachher nich die Wände wackeln.«
     
    Als Ninian den Palast hinter sich gelassen hatte, lud sie sich zum ersten Mal seit den Hochzeitsfeierlichkeiten auf. Sie waren selten ausgegangen und wenn sie sich liebten, verlor sie zu sehr die Beherrschung, um das kalte Feuer zurückzuhalten.
    Plötzlich kam es ihr so vor, als habe sie die ganzen letzten Wochen in Jermyns Armen verbracht. Der Gedanke stimmte sie traurig und böse, sie sehnte sich geradezu nach der prickelnden Kraft, die durch ihre Adern floss. Gierig sog sie die Blitze in sich auf, bis ihre Haare zu knisterndem Leben erwachten und sie den bekannten, metallischen Geschmack auf ihrer Zunge spürte. Beinahe wünschte sie, dass ihr jetzt jemand in die Quere kam und ihr einen Grund gab, ihrem Zorn die Zügel schießen zu lassen.
    Aber die Bürger, denen sie in den Straßen begegnete, gingen friedlich ihren Geschäften nach und es war noch zu früh am Tage für solche, die auf Händel aus waren. Sie konnte ihrem Ärger keine Luft machen, er rumorte weiter in ihrem Herzen.
    Sie hatte Hunger, aber an allen Garküchen wartete Kundschaft. Ohne Jermyns Überredungskünste musste sie sich anstellen und dazu hatte sie keine Lust. Der Hunger schürte ihren Groll. Jermyn war rücksichtslos und selbstsüchtig, die Nöte der anderen kümmerten ihn nicht. Es war ihm gleichgültig, ob ein hart arbeitender Mann seine knappe Mittagsrast mit Warten vergeudete oder ob sie sich stundenlang bei seinen albernen Him
melspielen langweilte.
    Jedes Ereignis, bei dem sie sich über ihn geärgert hatte, fiel ihr ein und während sie ziellos durch die Straßen lief, brütete sie über ihren Kränkungen. Die scharfen Worte, wenn sie beim Klettern nicht aufpasste, der gönnerhafte Ton, in dem er sie bei den Übungen berichtigte, der Spott über ihre Vorliebe für fremdartige Speisen und für die Bilha – und niemals gab er zu, wenn er sich geirrt oder etwas falsch gemacht hatte.
    Sie dachte an den bösen Streich, den er ihr gespielt hatte, als er sie auf dem Sims des Wachturms zurückgelassen hatte und sie ballte die Fäuste. Wie hatte sie ihm das verzeihen können?
    Ohne es zu merken, hatte sie die breiteren Straßen rund um den Patriarchenpalast erreicht und sie musste zurückspringen, als ein Wagen in raschem Tempo heranpreschte und sie nur knapp verfehlte. Der elegante junge Herr auf dem Bock gefiel sich offenbar dabei, die beiden aufgeputzten Fräulein, die er kutschierte, durch seinen gewagten Fahrstil zum Kreischen zu bringen.
    Aufgebracht sah Ninian ihnen nach. Was machte Jermyn nicht für ein Aufhebens um jeden anderen Mann, den sie ansah oder von dem sie sprach. Er war sogar auf den guten Ely eifersüchtig gewesen. Aber er durfte hübschen Mädchen nachsehen und mit losen Frauenzimmern liebäugeln. Von seinem unverständlichen Mitleid für diese Sabeena ganz zu schweigen.
    Die Erbitterung füllte ihr ganzes Wesen, als sie am Fuß der breiten Treppe zum Patriarchenpalast angelangt war. Nur ein paar Wochen waren vergangen, seit sie hier gestanden hatte und doch fühlte sie sich wie ein anderer Mensch. Unversehens überfiel sie die Erinnerung an die Seligkeit, die sie empfunden hatte und die sich nun als schal und nichtig erwies.
    Tränen traten ihr in die Augen, doch sie zwinkerte sie zornig weg. Sie würde nicht wegen eines treulosen Liebhabers weinen! Wie würde es ihm wohl gefallen, wenn sie neben Donovan

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