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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Mann im roten Goller auffordernd an. »Wie wär’s mit einem Spiel, werter Herr?«
    »Nee, einmal versuch ich’s noch,« fuhr Wag dazwischen und schob schnell die letzte Münze seines Stapels über den Tisch. »Aber jetz legt mal das unter die Schüssel un nich Eure Maus, die is verhext.«
    Der Scholar nahm das Mäuschen und sagte mit gespielter Entrüstung:
    »Hast du das gehört, mein kleines Tierlein? Er zeiht uns der Zauberei. Aber gut, auch darin will ich Euch zu Willen sein. Nur beträgt der Einsatz drei Münzen - auf jedes Schüsselchen eine!«
    Wag nickte ungeduldig, wie gebannt starrte er auf die Hände des Mannes und merkte nicht, wie das Grinsen des Scholaren gefror. Sein flink umherschweifender Blick war auf Jermyn gefallen. Seine Lider flatterten, sein Gesicht wurde blass und ausdruckslos. Die schwarzen Augen hielten ihn gefangen.
    »Halt dich zurück und zeig den Leuten, was da ist, sonst lass ich dich erzählen, was du hier treibst!«
    Der Gaukler sackte in sich zusammen. Schweigend schob er die Schüsseln ein paar Mal hin und her. Wie ein Raubvogel stieß Wags Finger auf das mittlere, mürrisch hob der Scholar es auf und Wag jubelte triumphierend.
    »Siehste, ich wusst es doch, es lag an der Maus! Nu rück aber auch drei Silberlinge ’raus, es ging schließlich um’s Dreifache.«
    Widerstrebend schob der Scholar ihm drei Münzen zu. Sein Gesicht verfinsterte sich, als Wag sich unternehmungslustig die Hände rieb.
    »Das reicht, Wag, du verschleuderst mein Geld!«
    Wag fuhr herum, im Eifer des Spiels hatte er nichts um sich herum wahrgenommen. Doch dieses eine Mal schüchterte Jermyns Anwesenheit ihn nicht ein.
    »Ah, Patron! Nu mach dir mal nich ins Hemd, deinem Geld passiert schon nix!«
    Die Zuschauer johlten Beifall, Wag warf sich stolz in die Brust, aber Kamante zog ängstlich den Kopf ein.
    Jermyn verschlug es die Sprache. Nie wäre ihm in den Sinn gekommen, dass auch Wag das Recht der Wilden Nächte auf Ungehorsam in Anspruch nehmen könnte. Bestand er auf seinem Befehl, setzte er sich dem Spott der Zuschauer aus, gab er nach, verlor er vor Wag und Kamante das Gesicht. Wut stieg in ihm auf, brannte hinter seinen Augen. Er spürte Ninians Hand auf seinem Arm und schüttelte sie ab. Wags triumphierendes Grinsen verschwand, er duckte sich unwillkürlich. Da erhob sich der Scholar, raffte seine Münzen und Schüsselchen zusammen und sagte hochmütig:
    »Gehabt Euch wohl, ihr Herren, ich suche mir einen anderen Platz, hier ist mir die Luft zu dick!«
    Die Zuschauer zerstreuten sich, Kamante zerrte Wag erleichtert von der Bank, während Ninian Jermyn in die andere Richtung zog.
    »Dieser dreiste Halunke, - und ich helf ihm auch noch!«, murmelte er fassungslos und sie kicherte.
    »Was willst du denn? Die Tore sind geschlossen, deine Herrschaft ist ausgesetzt, Patron! Warum soll es dir besser gehen als den anderen Herrn in der Stadt?«
    »Ich bin kein Herr!«, fauchte er.
    »Ach nein? Du benimmst dich aber wie einer«, lachte sie. »Aber hör mal, ich glaube, da kommt der wahre Herr der Stadt!«
    Sie hatten die Straße der Notare erreicht und vom Wilden Viertel her näherte sich ohrenbetäubender, misstönender Lärm - blecherne Fanfarenstöße, das Schwirren von Ratschen, Pfeifen und Geschepper, durchsetzt mit grölenden Hochrufen aus rauen Männerkehlen und schrillem Frauenkreischen. Jermyn und Ninian mischten sich unter die Zuschauer, die die Straßenränder säumten und lauthals in das Getöse einstimmten.
    Vom Ende der Straße näherte sich ein wahrhaft abenteuerlicher Zug.
    Vorneweg tanzte eine zerlumpte Gestalt, einen dicken Holzknüppel wie einen Heroldstab schwenkend.
    »Platz da, Gewürm, Platz für den König!«, kreischte das Geschöpf, das nicht eindeutig als Mann oder Frau zu erkennen war. »Aus dem Weg! Huldigt Seiner Exkrements und Ihrer Liederlichkeit! In den Staub, in den Staub vor Seiner Hochwohlgegoren! Wollt ihr wohl den Buckel krumm machen!« Der Knüppel sauste auf die Zuschauer nieder, die lachend und schreiend zurückwichen.
    Dem Herold folgte ein Trupp Musikanten, die auf allerhand Gerümpel - es war kein einziges Musikinstrument darunter - einen entsetzlichen Lärm machten. Auch hier waren Männer und Frauen kaum zu unterscheiden, viele hatten lange verfilzte, zottige Haare, aber eine kahlgeschorene Gestalt, deren Schädel mit einer hässlichen Fratze bemalt war und die aus Leibeskräften zwei Topfdeckel zusammenschlug, enthüllte unter ihrem zerrissenen Hemd schmutzige

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