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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Lebensader und Duquesne blickte in die dunklen, ausdruckslosen Augen über sich. Dann fuhr das Messer weiter, Opadjia kratzte die letzten Bartstoppeln unter dem Kiefernknochen ab und reichte Duquesne ein feuchtheißes Tuch, mit dem er sich Gesicht und Nacken abwischte. Aus einer kleinen Amphore träufelte der Diener ihm eine kühlende Essenz in die aufgehaltenen Hände, die erfrischend auf der glattrasierten Haut brannte. Ohne Hast räumte Opadjia danach alle Utensilien, die er gebraucht hatte, weg und seine ruhigen Bewegungen, der immer gleiche Ablauf dieses Zeremoniells, beruhigten Duquesne und halfen ihm seine Gedanken zu ordnen. Als der Diener abwartend stehen blieb, sagte er:
    »Keine Abreibung. Bring Kahwe und meine Bilha!«
    Später saß er in der Fensternische, sog den bitteren Rauch ein und starrte in den Hof hinaus. Das Wetter war den Feiernden nicht hold: Kalt und grau dämmerte der Tag, die Pflastersteine glänzten von Nässe und zwei müde Wachleute trotteten von den Ställen herüber. In diesen frühen Morgenstunden nach der Ersten Nacht konnten sie noch einmal ausruhen, bevor der Wahnsinn die Stadt ergriff.
    Bisher war alles glimpflich abgegangen. Keine unmäßigen Prügeleien, keine üblen Zusammenstöße der Festzüge, vor allem keine Brände, dem Wetter sei Dank. Und kein Aufruhr, keine wütenden Proteste.
    Der Bettlerumzug war dreist und obszön gewesen wie immer, hatten ihm seine Späher berichtet, aber es war kein gefährliches Aufbegehren daraus entstanden, derbe Späße auf Kosten des Patriarchen waren erlaubt. Duquesne verzog verächtlich das Gesicht - der alte Mann ließ sich sogar darüber berichten und lachte sein fettes Lachen. Auch er selbst musste aufs Korn genommen worden sein, wie er aus den ausweichenden Reden der Spitzel geschlossen hatte. Er konnte nicht darüber lachen ...
    Jedenfalls hatte er keine Entschuldigung gehabt, dem Fest der Fürstin fernzubleiben und so hatte er ihr kurz nach Mitternacht widerwillig seine Aufwartung gemacht.
    Es war sehr lustig hergegangen; die meisten Gäste waren betrunken und hatten unter den Speisen, die die Dienerschaft am Vortag noch aufgetragen hatte, große Verwüstungen angerichtet. Die Überreste des Gelages würden bis zum Ende der Wilden Nächte liegen bleiben, diese Herrschaften beschmutzten ihre Finger nicht. Jedenfalls nicht mit Aufräumen. bemüht, das liederliche Treiben in den Gängen und Ecken zu übersehen, war Duquesne vor die Fürstin getreten.
    Sie empfing ihn huldvoll, mit glänzenden Augen und geröteten Wangen, aber noch hatte sie sich in der Gewalt. Süß lächelnd hielt sie ihm die juwelengeschmückte Hand hin.
    »Mein lieber Duquesne, wie überaus gewissenhaft«, säuselte sie, als er sich darüber beugte. »Ich hoffe doch sehr, Euch auch morgen Nacht bei den Freien Tänzen zu sehen? Damit unser lieber Herr ganz beruhigt sein kann. Aber ich bitte Euch, macht kein so saures Gesicht, meine Gäste schätzen das nicht.«
    An ihrer Seite hatte ihre lasterhafte Kusine gestanden und ihn dreist angeschmachtet. Er hatte Mühe gehabt, seine Verachtung nicht allzu deutlich zu zeigen.
    Duquesne rieb sich die brennenden Lider. Der Rauch der Kerzen und des Räucherwerks hatte seine Augen gereizt und die Müdigkeit tat ein übriges, aber er konnte es sich nicht leisten, jetzt zu schlafen.
    Er hatte sich ein wenig abseits an eine Säule gestellt, um die kurze Zeit, die er anstandshalber auf dem Fest verbringen musste, für Beobachtungen zu nutzen. Wenn das vornehme Pack wieder nüchtern war, hörte es nicht gern von seinen schändlichen Taten und war bereit, manches zu tun, um es zu vertuschen.
    Plötzlich hatte ihn der Hauch eines edlen Duftes gestreift.
    »Eine erlesene Gesellschaft, nicht wahr, Duquesne? Die Vornehmsten unserer geliebten Stadt und die ergebenen Stützen unseres geehrten Patriarchen, meint Ihr nicht auch?«
    Der Hohn sprach unverkennbar aus diesen Worten und in dem dunkel gekleideten Mann auf der anderen Seite der Säule erkannte Duquesne Fortunagra, der ihn im allgemeinen mied. Verärgert über dieses Echo seiner eigenen Gedanken, erwiderte er steif:
    »Ihr müsst es ja wissen, Ihr sprecht von Euresgleichen!«
    Fortunagra hatte nur leise gelacht und weitergesprochen.
    Das Mundstück der Bilha schwebte bewegungslos in der Luft, während Duquesne an die ungeheuerlichen, mit so sanfter, schmeichelnder Stimme vorgebrachten Worte dachte.
    »Verbündet Euch mit dem Nizam von Haidara. Erkennt seine Oberhoheit an, mehr verlangt

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