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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Brüste.
    »Oi, versteck deine Titten, die sin ja zum Fürchten!«
    »Jou, dein Gfries is schon hässlich genug ...«
    Das Weib streckte die Zunge heraus und wackelte aufreizend mit dem Hinterteil, was lautes Gejohle hervorrief. Dann wichen die Spötter eilig zurück, denn ein Haufen wild aussehender Kerle drängte heran, mit schweren Knüppeln, Peitschen und Eisenketten bewaffnet.
    »Da, die Eskorte seiner Hoheit«, meinte Jermyn, »ich würd gern zusehen, wenn sie auf Duquesnes Wachhunde treffen.«
    Er war einer der wenigen, die nicht die Augen vor der furchteinflössenden Bande senkte, und ein stiernackiger Kerl fing seinen Blick auf.
    »Was gibt’s zu glotzen, Hosenscheißer?«
    Zähnefletschend kam er näher und schwang die Eisenkette, die um sein Handgelenk gewickelt war. Dann blieb er stehen, das bösartige Starren verwandelte sich in ein jämmerliches Schielen, er zog den Kopf ein und reihte sich eilig wieder unter die Marschierenden ein. Jermyn lächelte.
    »Oi, da kommen die Krüppel.«
    Manche Zuschauer wandten sich angeekelt ab, während andere die absonderlichen Gestalten mit offenen Mündern angafften. Einbeinige hüpften geschickt an ihren Krücken daher, manch einer schwang ein Holzbein. Zwei grinsende Männer, die zusammen nur zwei Arme hatten, zogen einen zeternden Greis ohne Beine auf einem Wägelchen hinter sich her und zum Schluss, vor den geduldig dahintrottenden Ochsen, stapfte eine große, ungelenke Frau mit milchweißen Augäpfeln.
    Ninian griff nach Jermyns Arm.
    »Bei den Göttern, sie hat zwei Köpfe!«
    »Nein, schau genau hin.«
    Als die Frau vorübertrottete, sah Ninian, dass sie einen Weidenkorb auf ihrem Rücken trug. Ein verhutzelter Kopf ragte daraus über ihre Schulter und schrie ihr mit hoher, gellender Stimme zu, wohin sie ihre Schritte lenken sollte.
    Hinter ihr rumpelte der erste Wagen heran, ein jämmerlicher Karren, dessen Seitensprossen zerbrochen waren. Ein Rad eierte gefährlich und der Greis, der die beiden Ochsen mit schwächlichen Peitschenhieben und dünnen Zurufen antrieb, sah aus, als könne er jederzeit vom Kutschbock kippen. Die Fuhre, die er geladen hatte, passte zu Wagen und Kutscher.
    Auf altem Stroh und fleckigen Lumpen saßen etwa ein Dutzend alter Vetteln, strickten und drehten Handspindeln. Zusammen hatten sie vielleicht zwei Handvoll Zähne im Mund, ihre Kiefer mahlten wie die wiederkäuender Ziegen und graues, spinnwebdünnes Haar hing ihnen ins Gesicht. Mit nickenden Köpfen hockten sie beieinander und schwatzten, ohne auf das gaffende Volk zu achten. Ab und zu drehte eine sich um und musterte einen der unten Stehenden ohne zu blinzeln. Dann nickte sie, spie einen scharfen Strahl braunen Saftes auf die Straße und wandte sich wieder ihrer Spindel zu.
    Viele Zuschauer duckten sich und machten mit zwei gekrümmten Fingern das Zeichen gegen den Bösen Blick.
    »Alte Hexen«, murmelte eine Frau neben Ninian, »die sehn weiter als wir ...«
    »Jou, sie spinnen den Schicksalsfaden«, pflichtete die Nachbarin ihr bei und zog ihr Umschlagtuch über den Kopf. Ninian kräuselte verächtlich die Lippen, die alten Frauen waren abstoßend und grotesk, mehr nicht. Absichtlich starrte sie zu dem Wagen hinauf und fand ein Paar trübe Augen auf sich gerichtet. Sie erkannte die Alte, deren Enkelin sie geküsst hatte, und bestürzt von dem Mitleid in dem klugen Blick sah sie weg.
    Nachdem der Wagen vorbeigerumpelt war, schwoll der Lärm an, derb und fröhlich. Junge Mädchen tanzten vorbei, ebenso schmutzig und zerlumpt wie ihre Vorgänger, aber in ihrer Jugend und allerlei Putz und Tand lieblich anzusehen. Zu der wilden Musik von Tambourins und hölzernen Klappern wanden und bogen sie sich, dass ihr offenes Haar um ihr Köpfe flog.
    Aus der Menge hagelte es derbe Scherze und Zoten, gierige Hände griffen nach den Tanzenden. Aber die Mädchen schlugen mit den Instrumenten nach den Grabschern und setzten ihre Fingernägel ein. Die Zuschauer lachten und zogen sich schleunigst zurück.
    Jermyn stieß Ninian an. Er grinste breit.
    »Schau, da kommt der König!«
    Auch dieser Wagen war ein gewöhnlicher Lastkarren, aber größer und in besserem Zustand. Aus Strohballen war ein Hochsitz errichtet worden und dort thronte der Bettlerkönig in seiner ganzen Macht und Herrlichkeit.
    Ungeheuer feist war er, sein Wanst quoll über die gespreizten Schenkel, die den Umfang von Ochsenkeulen hatten. Drei Kinne fielen ihm wie ein breiter Kragen über die Brust, die kleinen Augen

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