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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Überlegenheit, vor der jede andere Kreatur im Staub kriechen sollte. Der kalte, schillernde Glanz, der über der Fäulnis lag, war unverkennbar: Schläfers Wonne, Sternenstaub in reinster Form, wie Jermyn ihn niemals in die Finger bekommen hatte.
    Die weiße Feuergarbe erstickte in diesem Sumpf und nur mit Mühe konnte er seinen Geist aus der erstickenden Umklammerung der Drogen befreien.
    Kalter Regen trommelte auf seine nackten Schultern und brachte ihn zu sich. Hastig zog er die Schilde um seinen Geist zusammen. Als sein Blick sich klärte, sah er, dass einige in der Kette der Maskierten fehlten, aber es blieben noch genug. Und sie kamen näher, er spürte den Luftzug der Peitschen über seinem Kopf.
    Vater Dermot, was tut man mit Jauchegruben? Man legt sie trocken, mit einem Sturm, einem eisigen Sturm. Der Geist kann alles, aber er muss stark sein, er darf nicht ersterben, wie das Feuer im Sumpf.
    Sie holten aus und er duckte sich. Mit doppelter Wut rannten die feindlichen Gedanken gegen seine Sperren. Es kostete Kraft, sie dicht zu halten und nicht abzuschweifen.
    Ninian - gegen diese mörderischen Bastarde! Ich hätte sie nicht fortschicken sollen ... Reiß dich zusammen, wir sind beide allein, sie kann dir nicht helfen und du ihr nicht ...
    Brennender Schmerz brachte ihn zu sich. Die Peitschenschnur hatte sich um seinen nackten Bauch gewickelt, der heftige Ruck zerrte ihn beinahe kopfüber von den Schultern des Trägers. Der brave Kerl hielt seine Knie umklammert, um ihm mehr Halt zu geben, und Jermyn gelang es gerade noch, sich oben zu halten. Hand um Hand holte der Maskierte die Schnur ein und zwei seiner Gefährten eilten ihm zu Hilfe, während die übrigen Masken den Kreis enger schlossen. Jermyn packte die Peitschenschnur und zog mit aller Kraft. Das raue Leder der Riemen scheuerte ihm die Haut von den Handflächen, schnitt in seine Rippen, er schwankte gefährlich auf seinem luftigen Sitz, während die drei ihn unaufhaltsam zu sich heranzogen.
    Etwas schwirrte an ihm vorbei, mit gurgelndem Schrei ließ der Maskierte den Peitschenstiel los und brach zusammen. Er war so nah, dass Jermyn den Messergriff sehen konnte, der aus seiner Brust ragte. Die beiden anderen hatten die Peitsche überrascht fahren lassen und hastig befreite Jermyn sich von der schwarzen Schnur. Suchend sah er sich um und sein Blick streifte ein dunkles Gesicht, das finster zu ihm aufsah. Er kannte den Mann ...
    Es blieb keine Zeit sich zu wundern. Die bösartige, kalte Verachtung der Maskierten drang auf ihn ein, versuchte, seine Sperren zu durchdringen, aber Jermyn nahm auch die Menge um sich her wahr. Schreiend, in wüstem Durcheinander wälzten die Menschen sich am Boden, versuchten mit den Armen ihre Köpfe zu schützen, doch außer den fahlen Schwaden der Angst spürte er mehr und mehr die rote Wut wachsen.
    Gib’s ihnen, Kleiner, nich aufgeben ... Lass uns nich im Stich, töte sie, vertreib sie ... Verdammte Bastarde ... wir helfen dir ... Wir helfen dir ... wir helfen dir ...
    Die Stimmen summten in seinem Kopf. Sie waren auf seiner Seite - trotz der Gefahr durchfuhr ihn ein Gefühl des Triumphes. Noch nie hatte er so viel leidenschaftliche Unterstützung erfahren.
    Nutze das Gleichmaß der Gefühle und Gedanken, nutze sie, reite auf der Woge. Ein kalter Sturm, der das Ungeziefer verdorren lässt. KOMMT, MEINE FREUNDE, BLEIBT BEI MIR, WIR FEGEN SIE HINWEG!
    Ein Raunen ging durch die Menge. Sie hörten die Worte in ihrem Kopf und gehorchten. Unzählige, hasserfüllte Gedanken zerflatterten nicht mehr wirkunglos, sondern ballten sich zu einem gewaltigen Sturm zusammen. Jermyns Geist aber bemächtigte sich seiner, zwang ihn unter seinen Willen wie ein Reiter die Wut eines wilden Pferdes bezwingt.
    Seine Augen glühten so, dass der rote Widerschein auf die Umstehenden fiel. Mit unwiderstehlicher Macht raste die Bö durch die Köpfe der Meute, über die gärenden, brodelnden Gruben hin und ließ sie in der eisigen Kälte erstarren.
    Die Masken heulten wie Gefolterte, sie strauchelten, brachen in die Knie und verschwanden unter den Fäusten ihrer Opfer. Nur wenige ergriffen Peitschen schwingend die Flucht, kämpften sich zu den Häusern durch, erklommen die durchbrochenen Fassaden und verschwanden in den leeren Fensterhöhlen.
    Die Menge brach in Jubel aus. Der ausgestandene Schrecken löste sich in erregtem Geschrei, Fäuste reckten sich triumphierend in den nächtlichen Himmel. Die Gestürzten richteten sich auf, so weit sie es

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