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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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vermochten, und stimmten in den Jubel ein. Die anderen, denen die Sinne geschwunden waren oder die schwerere Verletzungen davongetragen hatten, trug man zu den angrenzenden Häusern.
    Ein paar schwarze, reglose Bündel wurden, geschmäht und bespuckt, von zornigen Füßen an den Rand des Platzes gestoßen und aus den Schatten griffen gierige Händen nach ihnen. Für die Leichenfledderer der Großen Stadt gab es keine Ruhetage, schon gar nicht in den Wilden Nächten, und die Maskierten versprachen reiche Beute.
    Auf den Schultern seines Trägers hockend kam Jermyn zu sich, nachdem die geballte Macht der Geistsphären wieder in einzelne Wesen zerfallen war. Durch die Benommenheit, die ihn nach dem wilden Ritt auf dem Wellenkamm umfingt, vernahm er schrille Jubelrufe und gellende Pfiffe. Sie feierten ihn ...
    »Hoihoihoi, Bruder ...«
    »Oi, Patron, denen hastes gegebn!«
    »Gut gemacht, Meister ...«
    »Ehrenrunde, los, los, wir wolln ’ne Ehrenrunde!«
    Jermyn blinzelte, für einen Augenblick badete er in der begeisterte Zuneigung der Menge. Als sich der Mann unter ihm jedoch in Bewegung setzte, glitt er von seinen Schultern herunter. Wohlwollende Hände griffen nach ihm, freudestrahlende, grinsende Gesichter drängten sich näher, bis er sich mit einem Gedankenstoß Luft verschaffen musste.
    Macht mir Platz, Leute, sie haben immer noch das Mädchen!
    Da gaben sie ihn frei und er kämpfte sich so schnell es ging zu der Gasse durch, in der die vier Maskierten mit ihrer Beute verschwunden waren. Mit Macht überfiel ihn plötzlich die Angst, nicht um Kamante, sondern um Ninian. Wenn die Entführer Verstärkung bekamen ...
    Die Leute spürten seine Eile und ließen ihn gehen. Ihre Begeisterung wandte sich dem Mann zu, der Jermyn getragen hatte, und so schwebte schließlich er auf ihren Schultern über den Platz.
    Neben Jermyn aber tauchte plötzlich das finstere Gesicht des Messerwerfers auf. Er wischte die Klinge am Ärmel ab. Jermyns Brauen schossen in die Höhe.
    »Dubaqi! Ich habe mich also nicht geirrt«, halb widerwillig fügte er hinzu: »Ich muss dir wohl danken ...«
    »Nein, es war ein Vergnügen«, unterbrach ihn der Seemann mürrisch, »ich hasse die Masken! Du bist mir nichts schuldig - und bilde dir nichts ein: Dich hätten sie gern haben können!«
    Jermyn lachte.
    »Ah, danke für die guten Wünsche. Komm, mach das Maß deiner Güte voll und hilf mir, die Kleine zu retten, sie ist aus dem Süden, wie du.«
    Dubaqi antwortete nicht, aber er blieb an seiner Seite.
    Hinter ihnen hatten die Trommler sich wieder ans Werk gemacht. Triumphierend rollten die Schläge über den Platz und ließen die Luft erzittern. Die Gasse war verstopft mit Menschen, die auf den Tanzplatz drängten, es war kaum möglich, gegen diesen Strom voranzukommen.
    Jermyn kämpfte sich zu den mit Zierrat überladenen Mauern auf seiner Rechten durch. Er prüfte das zierliche Maßwerk, hinter dem die Fassade fast verschwand. Wind und Regen hatten den weichen Sandstein angegriffen, an vielen Stellen bröckelte er. Der Dunst des nahen Flusses hatte sich in den Hohlräumen und Einkerbungen niedergeschlagen, der grüne Belag war glitschig wie Seifenlauge. Er musste vorsichtig sein, trotzdem würde er hier schneller vorankommen als auf der Straße.
    Jermyn stellte einen Fuß auf eine Plinthe, zog sich an den kannellierten Säulen hoch und hatte in wenigen Augenblicken die oberen Stockwerke erreicht. Er sah sich nicht um, ob Dubaqi ihm folgte, sondern setzte seinen Weg zum Dach fort. Als er sich einen Moment an einem gedrechselten, mit zartem Rankwerk geschmückten Pfeiler festhielt, fiel sein Blick auf eine große Rosette. In dem Algenbewuchs, der die untere Hälfte ihrer Blätter bedeckte, war eine lange Schmierspur. Sie war frisch, jemand war vor kurzem hier aufgestiegen - und beinahe abgestürzt!
    Kurz zuvor
    Hätte Ninian Atem übrig gehabt, so hätte sie ausgiebig geflucht. Wie die Dinge lagen, reichte er nicht einmal für ein erleichtertes Seufzen, als sie endlich auf dem schmalen Sims kniete. Mit einer Hand hatte sie daran gehangen und dankbar dachte sie an Jermyns unbarmherzige Übungen mit den Gewichten, ohne die sie es kaum geschafft hätte, sich hochzuziehen.
    Wie üblich hatte sie das steinerne Rankenwerk schonen wollen und war ausgerutscht - gut, dass er nichts davon wusste ...
    Die Schmerzen in ihren aufgeschürften Zehen und in den Schultern missachtend richtete sie sich auf. Die letzten Fuß zum Dach legte sie vorsichtiger

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