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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Wenn es von dort oben einen Zugang in die Speicher gab, würden sie mit ihrer Beute entkommen.
    Ninian jagte einen Ball aus weißem Feuer über die Köpfe der Männer. In seinem Licht zielte sie sorgfältig auf den, der am weitesten von Kamante und ihren Trägern entfernt stand. Sie traf ihn mitten in die Brust. Er taumelte auf die Dachkante zu, ein Gefährte griff nach ihm, erwischte nur den Saum des Umhangs, der Mantel blähte sich auf, als er loslassen musste, um nicht mitgezerrt zu werden. Mit gellendem Schrei stürzte der Getroffene in der Tiefe. Wüste Beschimpfungen flogen zu Ninian hinüber, aber sie achtete kaum darauf. Sie hatte getötet ...
    Ein schriller Klagelaut brachte sie zu sich. In einem zweiten Lichtball sah sie, dass die Männer hinter den Kaminen in Deckung gegangen waren. Eine Maske leuchtete weiß, als ihr Träger hinter dem Mauerwerk hervorschaute. er hielt die Hände wie einen Trichter an den Mund.
    »Verschwinde, Metze eines Diebes, oder wir schicken das schwarze Dreckstück hinter ihm her. Ihren Zweck hat sie erfüllt und wir finden einen neuen Zeitvertreib!«
    Er verschwand und Ninian starrte in die Dunkelheit. Die Masken wussten, wer sie war? Was hieß, »sie hat ihren Zweck erfüllt«?
    Plötzlich fror sie nicht nur wegen des Regens, der auf die Dachplatten trommelte. Ein Lockvogel? War Kamante kein zufälliges Opfer, hatte man sie absichtlich entführt? Sehr geschickt hatten die Entführer dafür gesorgt, dass Jermyn und sie sich trennen mussten.
    Sie dachte an den Kreis, der sich drohend um ihn geschlossen hatte, an den Druck gegen ihre geistigen Sperren. Neulich war es ihm nicht gelungen, die Barrieren um jenes Haus niederzureißen. Wenn die Maskierten stärker waren als er ...
    Sie drehte sich um und war schon ein paar Schritte zurückgelaufen, als ein neuer, jämmerliche Schrei und Flüche vom anderen Dach sie aufhielten. Ciskes verstümmelte Hände fielen ihr ein, sie durfte Kamante nicht im Stich lassen. Jermyn konnte kämpfen, das Mädchen war ohne Hilfe verloren.
    In ohnmächtiger Wut ballte Ninian die Fäuste. Was sollte sie tun? Die Macht über Erde und Steine half ihr nicht - jeder Angriff auf das Mauerwerk gefährdete Kamante und mit dem kalten Feuer war es nicht anders.
    Der Wind fegte über das Dach und trieb ihr kaltes Wasser ins Gesicht. Sie duckte sich hinter die Zinnen und dachte an die Bö, die sie über die Jauchekübel der Gerber getragen hatte. Beinahe musste sie lachen - armer Duquesne. Aber vielleicht war das die Lösung: Sturm, sie brauchte einen kräftigen Sturm ... Hastig sammelte sie ihre Gedanken und sandte sie in die Nacht hinaus.
    A uf der dunkeln See tanzen unzählige, schimmernde Schaumkronen, als feierten auch die Geister der Tiefe die Wilden Nächte. Gewitterschwere Wolken ballen sich zusammen und folgen grollend dem Ruf, der sie den Fluss hinauftreibt. Eine große Schwärze, tiefer als das Dunkel der Nacht, wälzt sich drohend über die Stadt, in ihrem Schoß trägt sie den Sturm. Noch sind seine Flügel gefaltet ...
    Die Masken krochen enger in den Schutz der Kamine, als das erste Wetterleuchten, von dumpfem Donner gefolgt, über den Himmel zuckte. Dann brachen die Wolken auf, Regen peitschte herab und grelle Blitze entluden sich singend über ihren Köpfen.
    Ninian sog das kalte Feuer in sich auf, bis es sie ganz erfüllte, und bläuliches Gleißen aus ihren Poren drang. Die Masken sahen, wie es aus ihren Augen schlug und sprangen aus ihrer Deckung. Sie hatten nicht vergessen, was ihrem Kumpan zugestoßen war, und zerrten die tobende, schreiende Kamante zur Dachkante.
    »Hexe, du hast es nicht anders gewollt. Runter mit dem Balg!«
    Verzweifelt lenkte Ninian die Blitze auf die andere Seite. Sie spannten ein silbernes Netz über das Dach, es krachte ohrenbetäubend, als es einschlug. Funken sprühten und verglommen zischend, beißender Qualm hing in der Luft. Es war ein eindrucksvolles Schauspiel, aber ohne Wirkung.
    Dicht um Kamante geschart drängten die Masken sie immer weiter an den Rand. Das Mädchen hatte sich teilweise aus der Umhüllung freigekämpft und klammerte sich, aus Leibeskräften schreiend, an ihre Peiniger.
    Ninian rief ein befehlendes Wort in die Wolken hinauf und brüllend fegten die Windböen heran. Weiße Funken stoben auf, als sie in ihr Haar fuhren. Die Umhänge der Masken blähten sich auf, doch mit stummer Verbissenheit stemmten sie sich gegen den Wind.
    Kamante schrie und schrie, aber Ninian ließ die Hände sinken. Sie

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