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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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und friss es.
    Widerwärtige Bilder waberten ihm entgegen, versuchten, seine Gedanken in einem klebrigen Netz zu verstricken. Er zog die Barrieren dichter um seinen Geist. Hinter einigen der weißen Larven verbargen sich Gedankenseher und verschließen konnten sie sich alle, wenn sie nicht überrascht wurden.
    Wie auf geheimen Befehl lösten sich vier Vermummte aus dem Haufen. Zwei nahmen die schreiende, zappelnde Kamante zwischen sich, die beiden anderen bahnten ihnen mit Peitschenhieben einen Weg über die Köpfe der Menge in die Gasse, die zum Fluss führte.
    Die übrigen drängten sich zwischen den Häusern zusammen wie ein Schwarm Krähen. Einzelne lösten sich aus dem Pulk und kamen von zwei Seiten auf Jermyn zu. Ihre feindlichen Gedanken rannten wie Rammböcke gegen seine Sperren. Sie wollten ihn in die Zange nehmen und zum Kampf zwingen.
    Er sah zu Ninian, die ihm zu seiner Rechten ein wenig voraus war. Ein dünner, bläulicher Schimmer lief über ihre ausgestreckten Arme und Hände. Auch sie hatte die Absicht der Masken erkannt und wandte sich zu ihm zurück. In ihrem blassen Gesicht spiegelte sich seine eigene Wut. Aber jetzt zögerte sie.
    Heftig schüttelte er den Kopf und da der Lärm der Trommeln und das Brausen der erregten Menschenmenge jeden Zuruf übertönt hätten, öffnete er seinen Geist.
    Hilf Kamante, ich komme allein zurecht. Verschließ dich, so fest du ...
    Hundsfott. ... Kanaille ... wir fressen dich ...
    Wie Jauche ergossen sich die schwarzen Gedanken in die Lücke und er verschloss sich hastig.
    Ninian zuckte zusammen, als sie seine Berührung spürte, und ihr Gesicht verzerrte sich. Aber sie nickte, wich nach rechts aus und arbeitete sich von einer Schulter zur anderen auf die Gasse vor.
    Zu Jermyns Erleichterung kümmerten sich die Masken nicht um sie. Langsam, als wateten sie durch zähen Schlamm, kamen sie näher - sie wollten ihn.
    Unter ihren Tritten brachen die Tänzer zusammen, die sich eben noch in unbändiger Lebenslust hochgeschnellt hatten. In Panik versuchten sie den schweren Stiefeln mit den grausamen Sporen zu entfliehen. Aber aus der dichtgedrängten Masse der Leiber gab es kein Entkommen. Angstschreie übertönten jetzt selbst die Trommelschläge.
    Nur die Masken bewahrten ihr drohendes Schweigen. Die Umhänge schlugen um ihre Beine, sie schwangen ihre langen Peitschen und als sich ihr Kreis enger schloss, sah Jermyn Dolche in ihren Händen. Dreikantige, schmale Klingen mit juwelengeschmückten Heften, wie sie viele Edelleute trugen. Verängstigte Menschen versuchten sich in panischer Angst an ihrem Nebenmann festzuhalten und rissen ihn mit zu Boden. Die Masken aber rückten unerbittlich vor, Schulter an Schulter wie eine schwarze Wand, und die Menschen sanken vor ihnen nieder wie Getreidehalme unter der Sense des Schnitters.
    Jermyn maß den Abstand, lange würde es nicht mehr dauern, bis sie ihn erreicht hatten. Er durfte nicht in die Reichweite der Peitschen geraten...
    Noch stand der Mann, der ihn trug, Jermyn spürte die kräftigen Muskeln unter den nackten Sohlen.
    Gib mir Halt, wir zeigen’s den dreckigen Bastarden!
    Der Mann zuckte zusammen, als er die herrische Stimme in seinem Kopf hörte, und schielte unter buschigen Brauen nach oben, aber er pflanzte die Füße fest auf den Boden und umfasste Jermyns Knöchel mit seinen großen Händen.
    So ist’s recht, Bruder!
    Jermyn zog sich in sich zurück.
    Der Geist ist eine mächtige Waffe, schärfer als ihre lächerlichen Dolche, beißender als ihre Peitschen. Zieh ihn zusammen, bündle ihn, bis die Kraft, die die Welt umspannen kann, auf einem einzigen Punkt zusammengedrängt ist, zu einem Strahl verdichtet. Ein einziger weißglühender Strahl, getrieben von deinem Willen. Stoß zu, zerfetze ihren kranken Geist. Töte, töte ...
    Wie eine weiße Feuergarbe rasten seine Gedanken durch die Köpfe der Maskierten. Einige kreischten und verloren das Gleichgewicht, manche taumelten, aber ein paar wankten nicht einmal, sondern hielten nur einen Moment inne, um mit größerer Hast vorwärts zu eilen.
    Auch der Träger stöhnte; Jermyn kauerte auf seinen Schultern und hatte die Hände in den dichten Haarschopf gekrallt. Würgend kämpfte er gegen eine Welle von Übelkeit. Die Gemüter hinter den leeren Fratzen glichen Jauchegruben unter brütender Hitze. Widerwärtige Gelüste stiegen wie Gasblasen aus ihnen auf und verbreiteten unerträglichen Gestank. Jeden Geist aber überwucherte das Gefühl der eigenen, himmelhohen

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