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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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alle Köpfe nach oben riss. Eine Mädchenstimme gellte in Todesangst.
    Oben stand eine schwarze Gestalt, hielt ein zappelndes Bündel hoch über sich und schleuderte es mit hasserfülltem Gebrüll in die Tiefe.
     
    Bedrängt von den Elementen, unfähig das tobende Mädchen zur Ruhe zu bringen, verdoppelten die Maskierten ihre Anstrengungen, ihr Opfer loszuwerden, um die eigene Haut zu retten. In ohnmächtiger Wut musste Ninian zusehen, wie die Männer Kamantes wild um sich schlagende Arme an ihren Körper pressten und versuchten, ihr den Umhang überzustülpen.
    Einer wollte ihren Mund mit der Hand verschließen, um die ohrenbetäubenden Schreie zum Schweigen zu bringen, und brüllte gleich darauf selbst - Kamante hatte offenbar wieder ihre kräftigen Zähne gebraucht. Wie ein Rasender stürzte er sich auf sie, packte sie und schob sie, ihren Körper wie einen Schutzschild vor sich haltend, an die Kante. Ninian jagte einen armdicken, weißen Strahl über seinen Kopf in der vergeblichen Hoffnung, der Funkenregen würde ihn aufhalten. Sie musste die Winde herunterzwingen, aber bevor sie einen Ruf in die Wolken schicken konnte, löste sich hinter den Masken ein Schatten aus der Schwärze. Einen Augenblick lang sah Ninian rollende Augen und gefletschte Zähne aufleuchten, dann stürzte sich der Schatten mit einem Gebrüll, das selbst das Prasseln des Regens übertönte, auf den Mann, der Kamante hielt.
    Überrascht von dem unerwarteten Angriff ließ der das Mädchen los und sie taumelte auf den Abgrund zu. Der Schatten duckte sich unter den Armen der Masken her, warf sich zu Boden und ergriff ihre Füße. Sie fiel, landete aber sicher auf den Dachplatten. Der Maskierte wollte sich auf den Liegenden werfen, aber der Mann rollte sich wie ein Ball zusammen, der Angreifer konnte seinen Schwung nicht bremsen und schoss kopfüber ins Leere. Bevor Kamantes Retter sich aufrichten konnte, war einer der übriggebliebenen Maskenmänner über ihm. Ninian hörte ihn heulen.
    »Verräter, wir haben dich bezahlt. Das büßt du, schwarze Ratte!«
    Der zweite Maskierte riss die reglose Kamante an den Haaren hoch und mit einem Schmerzensschrei kam sie zu sich. Während die beiden anderen Männer miteinander rangen, schlug er dem kratzenden, beißenden Mädchen so hart ins Gesicht, dass ihr Kopf in den Nacken flog. Sie erschlaffte in seinem Griff, er hob sie auf und stemmte sie mit schier übermenschlicher Anstrengung hoch über seinen Kopf.
    Ninian entlud alles gegen ihn, was noch in ihr war, zugleich schrie sie nach den Windböen, als er den reglosen Körper in die Tiefe schleuderte. Er warf sich zu Boden, um dem tödlichen Strahl des kalten Feuers zu entkommen, aber die Funken mussten ihn versengt haben: sein Schmerzgeheul hallte hinter ihr her, als sie sich über den niedrigen Dachkranz schwang. Das letzte, was sie sah, war ein schwarzer Schatten, der über die Dächer in die Dunkelheit floh. Dann stürzte sie sich hinter Kamante in die Tiefe. Dubaqi, der gerade bei ihr angelangt war, starrte ihr fassungslos nach.
    Ein vielstimmiger Aufschrei stieg aus der Menschenmenge auf, aber Wag blieb jeder Laut in der Kehle stecken. Mit aufgerissenen Augen starrte er hinauf, die Finger in Jermyns Arm gekrallt, aber der spürte es nicht. Auch als das Geschrei zu ungläubigem Raunen verebbte, blieben sie stumm.
    Ein Windstoß raste über die Köpfe hinweg und ergriff die beiden Stürzenden. Schwarzes Tuch blähte sich auf wie ein Segel und bremste den rasenden Fall. Die eine Gestalt ruderte zu dem Bündel, umschlang es und zusammen schwebten sie, getragen von den wirbelnden Luftmassen, in weiten Kreisen herab. Fauchende Böen trieben die Gaffer auseinander, bevor sie ihre Last sanft zu Boden senkten. Ungeduldig befreite sich das eine Mädchen aus den Falten des Umhangs und ließ die andere Gestalt aus ihrem Arm behutsam auf das Pflaster gleiten. Dann schwenkte sie die Hand mit einem lauten Ruf und der Sturm, der den Leuten eben noch Staub in die Augen geweht hatte, erhob sich und brauste, die Gewitterwolken vor sich hertreibend, über das schlafende Land zurück auf die offene See.
    Schon im Niedersinken hatte Ninian den Blick über die nach oben gerichteten Gesichter schweifen lassen und als sie Jermyn neben dem verzweifelten Wag erspähte, hätte sie vor Erleichterung beinahe laut geschrien. Ihre Augen trafen sich und sein Gesicht leuchtete auf. Sie hätte sich gern versichert, dass er unversehrt war, doch kaum fühlte sie festen Boden unter

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