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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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drehte er den Blumenkranz in den Händen und sah hilfesuchend in die Runde. Aber dort gab es keine Hilfe, weder in Battistes mitleidigem noch in Duquesnes hasserfülltem Gesicht.
    Der Gattin seines Vaters fühlte er sich verpflichtet, sie war immer freundlich zu ihm gewesen, hatte ihm in seiner Einsamkeit ein wenig weibliche Zuwendung geschenkt. Er machte einige zögernde Schritte auf sie zu und die angespannten Züge der Fürstin glätteten sich.
    Er hob den Blumenkranz, um ihn auf die blonden Flechten zu setzen, auch wenn viele Herren ärgerlich die Stirn runzelten und gegen den Wunsch seines eigenen Herzens. Aber es war die richtige Entscheidung.
    Die Fürstin lächelte ihm sieghaft entgegen und neigte huldvoll das Haupt, als sich in seinem Rücken ein Geräusch erhob, drohend wie das Grollen eines großen Hundes.
    »Schiebung ...«
    »Dem weißen Fräulein gebührt’s ...«
    »Gib’s die weiße Dame ...«
    »De Preis gehört dem weißen Fräulein ...«
    »Sie is die Königin von die Wilden Nächte!«
    »Jou, sie is unsere Königin ...«
    Donovan erschrak. Hilflos sah er sich um, aber wohin er auch blickte, überall schob sich die dunkle Menschenmasse dichter um die Plattform, die vordersten setzten schon die Füße auf die erste Stufe. Die wohlwollende, harmlose Ausgelassenheit war aus ihren Gesichtern gewichen.
    Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie klein dies Häuflein vornehmer Herrschaften war, der aufgewühlten Menge weit unterlegen und schutzlos ausgeliefert. Unwillkürlich suchte sein Blick Duquesne, der es gewohnt war, das vielköpfige Ungeheuer in Schach zu halten, aber der stand breitbeinig mit verschränkten Armen wie ein Fels in der anrollenden Flut und fletschte höhnisch die Zähne. Donovan wandte sich ab.
    Die Rufe wurden lauter, drängender, er musste handeln, wenn er nicht vollends das Gesicht verlieren wollte. Mit einem verzweifelten, um Verständnis heischenden, Blick wandte er sich von Isabeau ab und trat auf Ninian zu, die weiß und schimmernd vor ihm stand. Sie lächelte kühl.
    Die fordernden Rufe gingen in lauten Jubel über, in den viele der edlen Herren einstimmten, als Donovan den Blütenkranz ungeschickt auf die dunklen Locken drückte. Sie neigte kaum merklich den Kopf und ihre Augen lachten ihn herausfordernd an. Donovan klopfte das Herz bis zum Hals, als die Menge ihn nun lautstark aufforderte, die Königin der Wilden Nächte zu küssen. So war es üblich, aber es ging über seine Kräfte. Er beugte sich über sie und streifte ihre Wange mit den Lippen.
    »He, küss sie richtig ...«
    »So gilt es nich. «
    »Schaut euch den Schwächling an, is nich mal Manns genug, das Prachtstück zu küssen.«
    »Oder er will nich, weil sie keine von die feinen Damen is ...«
    Wieder drohte die Stimmung umzuschlagen.
    Donovans Wangen brannten, der kalte Schweiß trat ihm auf die Stirne. Verzweifelt starrte er Ninian an.
    Sie lächelte spöttisch und flüsterte:
    »Nur zu, mein Lieber, sonst geben sie keine Ruhe. Wir wollen hoffen, dass Jermyn nichts davon erfährt!«
    Donovan zuckte zusammen, als habe sie ihm eine Ohrfeige gegeben. Grob zog er sie an sich und küsste sie unter dem johlenden Beifall der Menge, bis ihm der Atem ausging.
    Danach merkte er kaum, wie die Zeremonie ihren Fortgang nahm. Die Musiker spielten zum letzten Tanz auf, den er wie ihm Traum mit seiner grausamen, weißen Königin anführte, und die anderen Paare fielen hinter ihm ein. Als er zu Ende war, verstummte die Musik und die jungen Männer zerschlugen die Leuchter, wie es Brauch war. Die Dunkelheit der letzten Wilden Nacht senkte sich auf die glänzende Gesellschaft.
    Nachdem die Fürstin erkannt hatte, dass Donovan keine andere Wahl blieb, als das dreiste weiße Fräulein zu krönen, hatte sie mit einer wahrhaft bewundernswerten Anstrengung ihren Zorn gezügelt und ein starres Lächeln auf ihre Lippen gezwungen, bis die Lichter erloschen waren. Sie spürte Margeau an ihrer Schulter.
    »Gib der Meute Nachricht«, zischte sie und ein böses Lachen antwortete ihr.
    »Mit dem größten Vergnügen!«
    Gleich darauf war der Platz neben ihr leer.
    Gebieterisch sammelte Isabeau die Damen ihres Zirkels um sich und rauschte hocherhobenen Hauptes, begleitet von ihren getreuen Herren davon. Man machte ihr gutmütig Platz, sogar Beifall brandete auf.
    Die meisten Herren waren zurückgeblieben, unter ihnen auch Battiste. Er hatte Violetta seine Begleitung angetragen, aber die Fürstin hatte sie an ihre Seite gerufen. Mit Sorge

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