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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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den Kleinen herumgezerrt und die Hände hinter seinem Nacken verschlungen. Mit einem Fuß stützte er sich ab, mit dem anderen blockierte er das Bein seines Gegners. Unerbittlich drückte er den leichteren Mann, dem seine Wendigkeit in dieser Stellung nichts nützte, zu Boden. Hilflos mit dem freien Bein rudernd konnte der Kleine sich nicht mehr befreien und in der Gladiatorenschule wäre der Kampf zu Ende gewesen. Hier musste er seine Niederlage eingestehen und es war schon vorgekommen, dass sich einer lieber das Genick brechen ließ als aufzugeben. Auch dieser lief blau an, bevor er etwas Unverständliches herauskeuchte und der Schiedsrichter die Hand hob.
    Der Kleine sank in den Schlamm und blieb einen Augenblick keuchend liegen, dann stand er mühsam auf und schlich mit hängendem Kopf davon.
    Der Bulle aber nickte grimmig zu Witok hinüber, der am Rande des Kampfplatzes hockte und den Daumen hob. Mit den Siegern der anderen beiden Begegnungen machte er kurzen Prozess und als auch der letzte aufgab, stieß der Bulle triumphierend die Faust in die Luft.
    Ohrenbetäubender Beifall brach los.
    »Meister, Meister!«
    So liebten sie es. Die Schaukämpfe in den Schulen waren oft nicht mehr als ein geschicktes Gauklerstück, aber der Bulle hatte sich als wahrer Meister aller Klassen erwiesen. Die Männer sprangen in die Arena, umringten den schweratmenden Ringer. Jeder wollte den schweißnassen Körper berühren. Witok bahnte sich mit wuchtigen Stößen einen Weg zu seinem Freund, um ihn vor den begeisterten Anhängern zu retten.
    Als er ihn fortführte, fiel der Blick des Bullen auf Jermyn, der rittlings auf dem Geländer hockte und zu ihm hinuntergrinste. In einer plötzlichen Eingebung legte der Ringer seine Hand auf die Brust und neigte den Kopf. Die demütige, ehrerbietige Geste des neugekürten Meisters zog viele neugierige Blicke auf ihn und den, dem sie gegolten hatte.
    Witok runzelte grimmig die Stirn, aber Jermyn lächelte und dankte auf die gleiche Weise.
    »Gut gemacht, Bruder! Meister aller Klassen - das wird die Leute in seine Schule locken. War doch klug von mir, ihn Fortunagra abzunehmen.«
    Nur Babitt hörte ihn und Jermyn begegnete seinem empörten Blick mit spöttischem Schulterzucken. »Was willst du? Muss schließlich dafür sorgen, dass die Groschen, die ich verliere, wenn ich auf dich setze, wieder reinkommen, nicht wahr? Los, wir wollen ihm auch huldigen.«
    Kurz darauf ließ er es zu, dass der Ringer ihn überschwänglich umarmte und klopfte ihm freundlich auf die Schulter.
    »Hast du gesehn, Jermyn? Hast du gesehn, wie ich habb ihn fertiggemacht? Voriges Jahr, er hatt mich flachgelegt, der kleine Satan, ich hab mich gefühlt so mies. Jetzt ist alles gutt und wirr feiern, Brrruder!«
    Sie zogen durch die Höfe und schließlich stieß Wag wieder zu ihnen. Reichlicher Weingenuss hatte seine Furcht in heitere Gelassenheit verwandelt. Er wich Jermyn nicht mehr von der Seite und sonnte sich im Ruhm des Bullen. Mit wichtiger Miene und schriller Stimme verscheuchte er alle, die ihnen im Weg standen, um Platz für seine Herrn zu schaffen; die meisten erkannten den Bullen und traten bereitwillig beiseite. Wer ihn einen unverschämten Narren schalt, besann sich bei Jermyns Anblick schnell eines Besseren. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, aber die schwarzen Augen waren durchdringend wie Drillbohrer.
    Je weiter die Nacht fortschritt, desto mehr schwoll der Lärm an. Rauch von zahlreichen Feuerstellen, Weindunst und Schweißgeruch waberte über den Höfen und vernebelte die Köpfe der Männer. Das Ehrgefühl wurde empfindlicher, Prahlerei und Streitsucht wuchsen. Wegen Nichtigkeiten entstanden wütende Wortwechsel und Handgreiflichkeiten.
    Der Bulle und seine Gefährten waren bisher noch nicht in Händel geraten, obwohl auch sie Bier, Wein und dem starken, heißen Würzpunsch an den Stehausschänken kräftig zusprachen. Knots hatte sich liebevoll an Mules starken Arm gehängt, da seine Beine ihn nicht mehr sicher trugen.
    Sie hatten festgestellt, dass sie alle die besten Freunde waren. Babitt und der Bulle schüttelten sich immer wieder mit Tränen in den Augen die Hände und versicherten sich ihrer gegenseitigen Wertschätzung. Witok, milde gestimmt durch den warmen Wein, betrachtete sie wohlwollend. Plötzlich brach er in einen Strom gutturaler Laute aus, der Bulle warf seine Arme um ihn und stimmte in das Gegurgel ein. Die anderen lauschten andächtig, ohne ein Wort zu verstehen. Als der

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