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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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betrachtete er das weiße Fräulein. Er war lange genug Hauptmann der Palastwache, um die dunklen Mächte zu kennen, die jetzt entfesselt durch die Stadt tobten. Donovan hatte seine Königin im Stich gelassen und war wie von Hunden gehetzt davongestürzt.
    Das weiße Fräulein stand immer noch in der Mitte der Tanzfläche, ihr Kleid schimmerte in der Dunkelheit und die Herren, die ihr Tribut gezollt hatten, scharten sich erwartungsvoll um sie. Da Donovan das Feld geräumt hatte, durfte sie nach der Sitte einen von ihnen zum Bettgenossen wählen, indem sie ihm sein Pfand zurückgab. Battiste fragte sich, wer der Glückliche sein würde. Caedmon war unter ihnen, der alberne Artos und natürlich der junge Giles d’Aquinas, Fähnrich der Palastwache. Mit ihm hatte sie oft getanzt ...
    Anmutig sank das Mädchen in die Knie, das zarte Gespinst der Röcke bauschte sich wie Nebel um sie. Die Männer hielten den Atem an, als sie die Hände in den glitzernden Tand senkte.
    Dann pfiff der Hauptmann der Palastwache wie ein Hafenknecht durch die Zähne - sie hatte alle Pfänder zusammengerafft, trat an den Rand der Plattform und warf sie mit Schwung in die Menge.
    Ehe die enttäuschten Liebhaber sich rühren konnten, war sie die Stufen hinuntergesprungen und verschwand in der Menge, die ihr lachend und klatschend Raum gab.
     
    Arm in Arm wanderten Jermyn und Babitt durch die Höfe, bis sie an einem wagenradgroßer Eisenrost vorbeikamen, der an drei Stangen über dem Feuer hing. Armlange Fleischspieße brutzelten darauf und der Bratenduft erinnerte Jermyn daran, dass er seit dem Morgen nichts gegessen hatte. Der ungewohnte Wein schwappte in seinem Magen und vernebelte seinen Geist.
    Ungeduldig zerrte er Babitt an der Schlange der Wartenden vorbei und verlangte zwei Spieße.
    »Oi, Alter, wart ab, bis du dran bist!«
    Dem Sprecher fehlte das halbe Ohr und die schwere Kette um seinen Hals konnte man nur mit gutem Willen als Schmuck bezeichnen.
    »Was ist? Gib schon her!« Gebieterisch streckte Jermyn die Hand aus.
    Der Koch rührte sich nicht, er hielt die Spieße wie Waffen vor sich und blickte wachsam von einem zum anderen.
    »Oi, bist du taub, oder was, Hosenscheißer? Das is für mein Patron, kack ab, oder schlag ich dir Schädel ein!«
    Drohend griff er nach der Kette, die Wartenden wichen zurück und Jermyn wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen um, als habe er ihn gerade erst bemerkt.
    »Du bringst es deinem Patron? Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    Friedfertig schlenderte er zu den rohen Holzbänken, die im Halbrund um den Rost aufgestellt waren, und Babitt folgte ihm verdutzt. Der Koch atmete auf und legte die Spieße in die pfannengroße Pratze.
    »Sag ich doch«, grollte der Riese, doch statt sich davonzumachen, blieb er reglos stehen. Lauschend wiegte er den großen Schädel, wühlte eine Münze aus seinem Gürtel und warf sie dem Koch zu, der sie erfreut auffing, solche Gäste zahlten selten.
    Der Gefolgsmann aber tappte steifbeinig zu Jermyn und Babitt, reichte ihnen mit einer artigen Verbeugung die Spieße und trollte sich mit glasigen Augen, nachdem Jermyn ihn gnädig fortgewinkt hatte.
    »Iss«, sagte er zu Babitt, der mit offenem Mund dasaß, »es wird sonst kalt!«
    »Das wird noch Ärger geben«, murmelte Babitt ahnungsvoll und begann, hastig das Fleisch hinunterzuschlingen. Unruhig schielte er zu dem Durchgang, in dem der Mann verschwunden war.
    »Mach dir nisch insch Hemd, Babitt«, meinte Jermyn mit vollem Mund, »isch merk’ schon, wenn schie kommn!«
    Da nichts geschah, beruhigte Babitt sich und sie aßen schweigend. Fett tropfte ihnen übers Kinn und als sie fertig waren, wischten sie die beschmierten Hände an ihren Wämsern ab. Babitt stand auf.
    »Ich hol Wein. «
    »Nee, bring Wasser.«
    »Warum? Willste dich waschen?«
    Feixend wich Babitt dem Dreckklumpen aus, den Jermyn ihm nachwarf. Er musste sich mit einem Krug Dünnbier zufriedengeben, denn Babitt behauptete, er wäre zum Gespött geworden, hätte er nach Wasser verlangt.
    Als sie fertig waren, streiften sie weiter durch die Höfe. Unter den blakenden Fackeln drängten sich schwitzende, schreiende Männer, alle bestrebt, ihre Kraft und Männlichkeit zu messen.
    Sie trafen auf Mule und Knots, die ihre Vögel im Keller des Zunfthauses zurückgelassen hatten.
    »Oi, Babitt«, grinste Mule, »wie is es mit ’nem Hahnenkampf?«
    »Jou«, krähte Knots, »dem Goldstück zu Ehren.«
    Auf der festgestampften Erde standen sich je zwei Paare

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