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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Schmuck behangen wie die Göttin, eine Maske aus gehämmertem Goldblech verbarg ihr Gesicht. Sie hob die Arme. Das Klirren der Rasseln und ein schriller Schrei begrüßten sie.
    »Schwestern, die Stunde vor dem ersten Hahnenschrei ist da«, intonierte sie mit lauter Stimme. »Neigt euch vor der Großen Göttin. Bezeugt Ihr eure Verehrung. Sie macht euch mächtig. Aus Ihrem Schoß strömt uns Lust und Wonne. Durch Sie herrschen wir über das Mannsvolk, die Unterdrücker, die uns die Herrschaft streitig machen. Sie fürchten die Macht der Göttin in uns, Ihren verschlingenden und gebärenden Schoß! Dient Ihr treu, so werdet ihr herrschen durch Sie! Heil der Göttin!«
    »HEIL DER GÖTTIN!«
    Die Stimmen antworteten in hohem Diskant.
    »Die neuen Dienerinnen der Großen Göttin mögen vortreten. Wir wollen sie aufnehmen in die Schar der Schwestern!«
    Halb besinnungslos vor Entsetzen blickte Violetta in die Runde. Die anderen Weißgewandeten schritten gemessen auf die Statue zu, ihre Gesichter waren angespannt, die Brüste unter dem Umhang hoben und senkten sich erregt.
    Ein Stoß in den Rücken ließ sie vorwärtstaumeln. Sie hatte keine Kraft sich zu wehren. Die Rasseln schrillten und schrillten, der Boden bebte unter ihren Füßen. Wie eine Ertrinkende sah sie zurück zu Margeau und der Fürstin, aber die beiden wiegten sich summend und streckten ihre Arme anbetend der Göttin entgegen.
    Ein betäubender Geruch nach schwerem Duftöl stieg Violetta in die Nase. Sie wandte sich um. Die Hohepriesterin stand dicht vor ihr, die nackte Haut glänzte, goldene Kettenglieder baumelten zwischen den prallen Brüsten, rotgefärbte, steife Warzen starrten sie an. Violetta riss ihren Blick los und heftete ihn auf die grausamen Linien der Maske. Helle Augen mit winzigen Pupillen funkelten hinter den Augenschlitzen, eine Zunge bewegte sich zwischen den goldenen Lippen.
    »Seid ihr bereit, mit uns das Opfer zu bringen und Kalivaga zu dienen, für alle Zeit?«
    Die Frau schwang ihren Speer zu dem dunklen Antlitz hinauf, die Ketten hüpften, stechender Schweißgeruch entströmte ihrer Achselhöhle. Violetta würgte.
    »Wir sind bereit, Ihr zu dienen für alle Zeit!«
    Willenlos plapperte sie die Worte nach.
    »So werdet ihr vom Saft des Lebens kosten und eure Bitten werden auf den Schwingen der Lust vor die Göttin fliegen!«
    »Die Botinnen!«
    Gebieterisch zeigte die Priesterin auf die beiden Gezeichneten.
    »Sind sie unberührt?«
    »Sie sagen es, hohe Frau!«
    »Wir werden es feststellen, bevor das Opfer beginnt. Bettet sie!«
    Vier Frauen zerrten die wimmernden Mädchen zu den Tischen und hoben sie hinauf. Die anderen wurden in die Mitte der Runde getrieben.
    »Mit diesen wollen wir die Herrschaft der Göttin feiern, wenn die Opfer vollbracht sind. Seid ihr zufrieden?«
    Die Priesterinnen rissen die schwarzen Umhänge beiseite. Kehliges Raunen erscholl, Zungenschnalzen und zustimmende Rufe. Die Mädchen waren nackt. Violetta verstand nicht, welche Rolle ihnen in diesem abscheulichen Schauspiel zugedacht war. Die meisten weinten und versuchten ihre Blöße mit den Händen zu bedecken, aber eine, ein derbes, üppiges Frauenzimmer, riss der Priesterin den Umhang wütend aus den Händen und spuckte ihr vor die Füße. Die Frau lachte höhnisch.
    »Gut so, sie ist nicht schwach, wir werden lange Spaß an ihr haben.«
    Die feierliche Stimme klang grob. Sie schüttelte den Speer und plötzlich stand Schweiß auf Violettas Haut, eine unangenehme Hitze breitete sich in ihrem Leib aus. Das Bild der nackten Mädchen verschwamm vor ihren Augen.
    Die Hohepriesterin warf ekstatisch den Kopf zurück.
    »Lasst uns das Opfer beginnen!«
    »Nein! Wartet! Die Große Göttin wurde beleidigt«, schrill durchschnitten die Worte das Klirren der Rasseln. »Kalivaga wird unser Opfer nicht annehmen, bevor die Kränkung nicht gesühnt ist!«
    Das Raunen der Anbetenden wandelte sich zum hellen Sirren eines wütenden Bienenschwarms.
    Als gehöre es zum Ritual, intonierte die Hohepriesterin:
    »Wer wagt es, die Wilde Frau zu beleidigen?«
    Margeau drängte sich zwischen den Neulingen hindurch.
    »Sie, die weiße Hexe!«
    Ihr ausgestreckter Finger stach durch die Luft, als wolle sie Ninian durchbohren.
    »Sie hat sich über die treuesten Dienerinnen der Göttin lustig gemacht, hat sich angemaßt, was nach dem Willen der Göttin ihnen zustand. Sie hat die Verehrung des feindlichen Geschlechts auf sich gezogen, so dass wir in Spott und Schande standen. Wir

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