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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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sie zu erreichen.
    Die Verfolger, getrieben von Duquesnes Hass und ihrer eigenen Wut, holten beharrlich auf. Ninian spürte sie im Nacken und das Fehlen jeglichen Geschreis machte die Jagd noch bedrohlicher.
    Über den Flüchtenden tanzte Wäsche knatternd im Wind, manche Laken hingen so tief, dass sie ihnen fast die Kapuzen herunterrissen. Mit eingezogenen Köpfen stürmten die Flüchtenden zwischen den dichtstehenden Häusern hindurch, als es vor ihnen am Ende der Gasse plötzlich lebendig wurde. Aus den Schatten sprangen mehrere Gestalten, im irrlichternden Mondlicht blinkten Hellebarden und Helme.
    »Halt! Wer kommt? Meldet euch!«
    Jermyn versuchte aus dem vollem Lauf anzuhalten, er strauchelte und Ninian rannte in ihn hinein. Im Rücken hörten sie die überschnappende Stimme Duquesnes:
    »Haltet sie auf, das sind Hochverräter! Sie wollten den Patriarchen ermorden!«
    »Zuviel der Ehre«, knurrte Jermyn und sein Blick hastete über die abweisenden Mauern. Die Männer vor ihnen kamen rasch näher.
    »Da hinein, schnell!«, gellte Ninians Stimme neben ihm.
    Zu seiner Rechten öffnete sich ein schmaler Durchgang. Die überhängenden oberen Stockwerke schlossen den Mondschein aus, unten war es finster wie unter der Erde. Jermyn zögerte, der Durchgang konnte geradenwegs in die Falle führen, aber sie hatten keine Wahl.
    Er nickte Ninian zu und sie zwängten sich hintereinander in den schwarzen Gang.
    Während sie zwischen den feuchtkalten Wänden herliefen, dachte Jermyn flüchtig an Kampf. Die Verfolger konnten in der Enge nur einzeln angreifen. Aber es wäre ein Kampf im Dunkeln, sie waren beide erschöpft, Duquesnes Stadtwächter dagegen frisch und ausgeruht - verflucht sollten sie sein!
    Mit hämmerndem Herzen rannte er weiter, Ninians keuchenden Atem vor sich. Sie waren allein, weder Schritte noch Waffenlärm folgten ihnen. Ein schlechtes Zeichen, es brachte ihnen keine Erleichterung. Ohne Zweifel kannte Duquesne die Umgebung des Palastes so gut wie eine Ratte die unterirdischen Kanäle.
    Jermyn versuchte, das Pochen im Kopf zu ignorieren und die Schmerzen im Leib, wo ihn Duquesnes Messer getroffen hatte, und zwang sich, schneller zu laufen. In der Dunkelheit stieß er gegen Ninian, die ihm ein Stück voraus gewesen war.
    »Er wird uns den Weg abschneiden«, krächzte er, »wir müssen schneller sein, aber Vorsicht, wenn wir aus dem Durchgang rauskommen.«
    »Glaubst du wirklich, dass wir hier rauskommen?«
    Ihre Stimme zitterte, er wusste nicht, ob vor Anstrengung oder Angst, doch es reichte, um ihn die eigenen Zweifel vergessen zu lassen.
    »Wär schon besser. Ich hab versprochen ... mir die neuen Gladiatorenschüler anzuschauen, die der Bulle aufgenommen hat, und Witok wird immer so verdammt anzüglich, wenn ich meine Versprechen nicht halte ...«
    Er schnappte nach Luft - es war nicht einfach, während des Rennens zu reden, aber Ninian kicherte und das gab ihm neuen Mut. Dabei gab es wirklich nichts zu lachen.
    Der Durchgang mündete in einer weiteren Straße, aber es blieb ihnen keine Zeit, Atem zu schöpfen. Von allen Seiten kamen die Verfolger, es schienen immer mehr zu werden, als hätten sie im ganzen Viertel auf der Lauer gelegen. Schon bald bestimmten Jermyn und Ninian nicht mehr die Richtung, in die sie flohen, sondern wurden wie Jagdwild gehetzt.
    Und die Jagd blieb nicht lautlos.
    Die Wachen verständigten sich mit lauten Rufen, die Schritte der genagelten Stiefel hallten von den Häuserschluchten wider. Ein Stapel zerbrochenen Hausgeräts ergoss sich scheppernd über die Gasse und einer der Jäger kam klirrend zu Fall. Der Lärm schreckte die Bewohner aus dem Schlaf, sie öffneten die Läden und steckten verschlafen die Köpfe aus den Fenstern.
    Die meisten zogen sich hastig wieder zurück, die Neugierigen und Wagemutigen aber und jene, die sich Beute erhofften, fuhren in die Kleider und beteiligten sich an der Verfolgung. Bald war das ganze Viertel in Aufruhr.
    Die Flüchtlinge gewannen eine winzige Verschnaufpause, als Jermyn sich am Holzgestell eines Garnhändlers hochhangelte und mit dem Messer die tiefhängenden Wäscheleinen kappte.
    Liebevoll legten sich die armseligen Lumpen um die Köpfe der Verfolger und nahmen ihnen die Sicht. Während die Männer sich fluchend aus der feuchten Umarmung befreiten, flüchteten Jermyn und Ninian in einen dunklen Hauseingang und drückten sich tief in den Schatten.
    Gierig sogen sie die muffige, nach Kohl stinkende Luft ein, die durch die Spalten der

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