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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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alterschwachen Holztür drang, bis sich ihr Herzschlag ein wenig beruhigte. Eng aneinandergepresst standen sie in dem finsteren Winkel und Ninian ließ den Kopf an Jermyns Schulter sinken. Die vertraute Nähe schuf einen Kokon der Geborgenheit, er beugte sich vor, suchte ihren Mund und für einen Augenblick war alles gut, bis sie sich mit einem Seufzer frei machte.
    »Wir sollten unseren Atem sparen. Was jetzt?«, flüsterte sie.
    »Wenn ich das wüsste! Hier hinein, in den Keller ...«
    Er lehnte sich gegen die Tür und das alte Holz ächzte unter dem Druck seiner Schulter.
    »Komm, wir versuchen es zusammen«, flüsterte er, »vielleicht gibt’s einen zweiten Ausgang oder wir schaffen es auf das Dach.«
    Sie stemmten sich gegen die Türflügel, als sich auf der anderen Seite der Tür plötzlich Schritte näherten.
    »Die Sauköppe werd ich lernen, meine Wäsche abzureißen. Die meinen, mit uns arme Leute kann man’s machen, aba die wern sich wundern!«
    »Recht hat se, die Grossi, haut se auf’s Maul, die feinen Jüngelchen!«
    »Jau, des war des letzte Mal ...«, die keifenden Stimmen wurden lauter, Kerzenschein fiel durch die Ritzen und ein Schlüssel rasselte im Schloss.
    Die Flüchtlinge wechselten einen verzweifelten Blick. Gerade vor den Wächtern, die über die am Boden liegenden Lumpen trampelten, sprangen sie auf die Straße hinaus. Hinter ihnen her stürzten sich die empörten Weiber auf die Wäscheschänder.
    Der daraus entstehende Tumult verschaffte den Flüchtigen einen weiteren Aufschub. Er währte nicht lange, das Wehgeschrei der Frauen hinter ihnen zeigte, dass Duquesnes Männer kurzen Prozess gemacht hatten.
    Sie rannten, rannten ...
    Durch die Sohlen ihrer Stiefel spürte Ninian die runden Pflasterköpfe, jede scharfe Abbruchkante, jede Spalte. Ihre Füße brannten, bei jedem Schritt hämmerte ihr Herz schmerzhaft gegen die Rippen, ihre Beine hoben und senkten sich mechanisch. Überall flammten Fackeln auf, die Wachen und auch die neugierigen Mitläufer hatten sie mitgebracht, es gelang kaum noch, im Schatten zu verschwinden. Der Lichtschein flackerte über die Hauswände und als Ninian über die Schulter blickte, konnte sie die Verfolger deutlich erkennen. Grell leuchtete das Gelbrot der Palastgarden neben den stumpferen Farben der Stadtwächter.
    Jermyns Gaukelspiel war auf verhängnisvolle Weise Wirklichkeit geworden - die rivalisierenden Truppen waren aufeinandergetroffen, aber sie hatten den gemeinsamen Feind erkannt und sich verbündet.
    Ein Lachen würgte sie in der Kehle, es kam als ersticktes Schluchzen heraus. Sie sah zu Jermyn, er rannte mit verzweifelter Entschlossenheit. Sein mageres Gesicht wirkte eingefallen und zum ersten Mal packte Ninian wirkliche Angst.
    Jermyn stolperte; sein Fuß war zwischen zwei losen Steinen hängen geblieben. Um ein Haar wäre er gestürzt und das Geschrei in ihrem Rücken schwoll zu triumphierendem Heulen an. Mit der Kraft der Verzweiflung riss Ninian ihn hoch und zerrte ihn in die nächste dunkle Toröffnung.
    »Ich kann allein«, er riss sich los, keuchend vor Zorn und Anstrengung.
    Sie rannten weiter, die Meute dicht auf den Fersen, von einem Hinterhof in den nächsten. Ninian hatte die Richtung verloren, bis ihnen die Windböen beißenden Uringestank ins Gesicht fegten.
    Das Gerberviertel - es konnte nicht mehr weit sein; Babitt hatte ihnen die verwinkelten Gassen und Höfe entlang des übermauerten Stadtbaches gezeigt, die Schlupfwinkel, in denen man sich verbergen konnte. Sie mussten nur einen Durchgang finden.
    Und plötzlich war die Jagd zu Ende. Im ersten Moment begriffen sie nicht und wandten sich hastig nach allen Seiten, aber der Hof hatte keinen Ausgang. Die Gebäude mussten verlassen sein, Fenster und Türen waren zugemauert und eine Mauer von doppelter Manneshöhe versperrte den Weg in den Nachbarhof.
    Ihre Verfolger wussten, dass ihre Beute in der Falle saß, sie rotteten sich am Hofeingang zusammen. Die Fackeln schwankten über ihren Köpfen, aber sie kamen nicht näher.
    »Sie warten auf den Bastard«, murmelte Jermyn. Er warf Ninian einen hoffnungslosen Blick zu.
    »Kein Feuer?«
    Sie schüttelte hilflos den Kopf.
    »Nein, nicht hier. Der Blitz würde durch die Häuser fahren, ich bin zu erschöpft, um es richtig zu machen, es ist zu gefährlich«, flüsterte sie zurück, »und du?«
    Jermyn zuckte die Schultern.
    »Wenn ich versuche zu lenken, kotz ich ihnen auf die Füße. Weiß nicht, ob das reicht, um sie abzuschrecken«, er

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