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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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Meine Mutter lacht herzlich.
    »Das war mir vermutlich peinlich mit zwölf. Und nun nimm mir nicht meine Illusion«, entgegne ich ungerührt. »Ich habe Mario als tollen Jungen in Erinnerung.«
    »Das war er ja auch. Er hat sich rührend um dich gekümmert und dir stundenlang Lieder auf seiner Gitarre vorgespielt, aber du hast ihn ganz schön auflaufen lassen. Zumindest am Anfang.« Ich sehe praktisch vor mir, wie meine Mutter verschmitzt die Augen verdreht. Damals hat das alles noch gut geklappt mit den Jungs. Zumindest mit den italienischen. Ein Umstand, der mich darin bestärkt, dass die Italiener die richtigen Männer für mich sein könnten.
    »Ich habe mir jedenfalls überlegt, dass es lustig wäre, ihn wieder zu treffen und herauszufinden, was aus ihm geworden ist. Weißt du noch, wie dieser Hof hieß?«
    »Nein, keine Ahnung, das ist so lange her. Ich weiß nur noch, dass er oben in den Bergen lag und die Familie, die den Betrieb geleitet hat, selbst Olivenöl herstellt. Und der Besitzer des Hofes war glaube ich irgendein Graf.«
    »Ein Graf?«
    »Ja, da hingen so alte Bilder und Familienwappen in dem urigen Wohnzimmer, aber auch ein Stammbaum und so was. Und Mario war mit seinen Eltern da, die waren sehr nett und hatten so typische italienische Namen. Warte mal. Ich glaube, seine Mutter hieß Allegra. Den Namen ihres Mannes weiß ich nicht mehr, aber die beiden waren gut mit den Inhabern des Hofes befreundet. Und der Hof war in der Nähe von Palermo, da sind wir nämlich damals hingeflogen.«
    »Mama, super! Das ist doch schon mal was. Damit mache ich weiter.«
    »Was hast du denn vor?«
    »Ich fahre nach Sizilien. Ich werde den Hof schon finden!«
    Dana, du weißt doch, auf Sizilien herrscht die Mafia heute und ...«
    »Mama, ich bin kein Kind mehr«, unterbreche ich sie.
    »Das mag ja sein, aber was willst du denn da? Da war die Familie doch nur im Urlaub. Aufgewachsen ist Mario doch in diesem wunderhübschen Dorf am Comer See ...«
    »Was? Warum sagst du das denn nicht gleich? Das ist doch gar nicht weit weg von Mailand! Wie heißt der Ort?«
    »Nun warte doch mal, seine Mutter hat mir damals eine Karte geschickt. Die müsste hier auch irgendwo in diesem Album kleben.« Ich rutsche nervös auf meinem Stuhl hin und her. Sollte meine Suche nach Mario so schnell beendet sein?
    »Da ist es! Der Ort heißt Molina – am Comer See!«, ruft meine Mutter in den Hörer.
    »Mama! Das ist großartig.« Oft genug habe ich sie damit aufgezogen, dass sie alles aufhebt, in Alben klebt und sorgfältig abheftet. Jetzt bin ich ihr für ihren Sammelwahn sehr dankbar. »Du bist einfach die Beste! Danke. Da fahre ich hin. Aber ich muss jetzt aufhören, wird zu teuer. Ich ruf dich wieder an. Versprochen!«
    Nachdem ich aufgelegt habe, werfe ich einen Blick auf die Italienkarte. Ich brauche eine Weile, um das kleine Dorf zu finden. Molina liegt direkt am Comer See, allerdings in den Bergen. Ich habe das Gefühl, schon einen ganzen Schritt weitergekommen zu sein, und beende die Recherche für heute.
    Immerhin habe ich den Auftrag, auch allgemein etwas über die italienischen Männer herauszufinden, und meine Chefin Carla will die erste Kolumne sehen. Beschwingt laufe ich Richtung Zentrum nach Brera, eines der In-Viertel in Mailand. Auf dem Corso Como, einer angesagten Straße mit Galerien, Bars, Restaurants und Shops, bleibe ich vor Hausnummer 10 stehen. 10 Corso Como , benannt nach der Adresse, ist der Laden von Signora Sozzani, der ehemaligen stellvertretenden Chefredakteuriner italienischen Vogue . Das alleine reicht vermutlich schon, um das Geschäft zu einer angesagten Adresse zu machen – immerhin ist die Vogue so was wie das Maß aller Dinge unter den Modezeitschriften, an das auch die Komplizin , das Magazin, für das ich arbeite, vergeblich versucht, heranzukommen. Signora Sozzanis Konzept verbindet Mode, Design, eine Galerie, einen Salon de Thé , eine Buchhandlung und einen Musikladen. Und wenn ich etwas über Mode und Männer lernen kann, dann wahrscheinlich hier. Als ich den Innenhof der Hausnummer dieci betrete, bin ich überrascht: Mitten im hektischen Mailänder Leben verbirgt sich hier hinter den mit Efeu bewachsenen Mauern eine Art Oase der Ruhe. Den Innenhof säumen Olivenbäumchen, zwischen zahlreichen Pflanzen stehen kleine runde Metalltische mit hübschen Designerstühlen, auf denen die Besucher sich im Halbschatten einen caffè schmecken lassen. Über den Innenhof gelange ich durch eine verglaste

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