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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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mit guter Laune. Da ich mich finanziell sowieso gerade ruiniert habe, entscheide ich mich dafür, noch mehr Geld auszugeben und mich kulinarisch verwöhnen zu lassen und hier in Brera in einer der kleinen trattorie, in die viele Italiener eingekehrt sind, eine Kleinigkeit zu essen. Überall sitzen und stehen die Leute auf der Straße, plaudern angeregt mit einem Drink in der Hand. Das italienische Leben spielt sich, so wie Raffaele gesagt hat, tatsächlich im Freien ab. Auf den Plätzen, die ich hie und da passiere, reiht sich ein Café und eine Bar an die andere, überall herrschtin reges Treiben. Mein Spaziergang endet in einer kleinen Seitenstraße, die vom Touristenstrom der Hauptstraßen abgeschnitten zu sein scheint, in einer Bar mit dem Namen Chino Food & Drinks. Kaum habe ich an einem der runden Metalltische Platz genommen, werde ich sofort von einem sympathischen Kellner bedient.
    »Ciao , bella!«, ruft er mir entgegen. » Come stai? Wie geht’s?«
    »Sto benissima!«, antworte ich gut gelaunt und deute auf meine Einkaufstüten. »Ich war shoppen!«
    »Das kann man in Mailand natürlich ganz hervorragend! Auch wenn du es natürlich nicht nötig hast«, antwortet er charmant. Ich lasse ihn in dem Glauben, dass meine Outfits natürlich immer so aussehen wie jetzt, und bedanke mich artig. »Grazie« , strahle ich ihn an.
    »Bist du alleine hier?
    »Ja.«
    »Na, dann werde ich mich ganz besonders um dich kümmern. Ich empfehle dir unseren Hauswein und dazu den Feldsalat mit Mango, Avocado und Ricotta. Oder den Mozzarella mit Parma-Schinken.«
    »Ich glaube, mir reicht der Salat«, antworte ich freundlich. Ich bin kein Fan von Mozzarella. Meistens schmeckt er eh nach nichts. Aber das behalte ich lieber für mich. Dieses Eingeständnis könnte einen so netten Italiener wie ihn womöglich verschrecken. Und einen latte macchiato bestelle ich besser auch nicht.
    »Bella!«, entgegnet er und zieht dabei das e lang. »Du solltest den Mozzarella probieren, er ist köstlich. Delizioso! «
    »Ich mag nicht so gern Mozzarella ... ich bin generell kein großer Käse-Fan«, versuche ich es diplomatisch.
    » No, no. Du kannst euren Käse nicht mit unserem vergleichen. Bei uns bekommst du eine burrata – das ist ein ganz besonderer Mozzarella, er ist innen flüssig, mit Sahne verfeinert. Ein Traum. Ganz köstlich. Weißt du was? Ich mache dir eine Kombinationus Mozzarella und dem Feldsalat. Du wirst begeistert sein!« Er lächelt mich an und verschwindet dann im Inneren des Restaurants. Offenbar habe ich keine Wahl. Ein Italiener wird schon wissen, was er tut. Während ich auf mein Essen warte, beobachte ich die anderen Leute im Restaurant. Neben mir sitzen sich ein älterer Mann und eine jüngere Frau gegenüber. Er trägt einen Ehering, aber ich wette, dass sie nicht seine Gattin ist. Die beiden flirten – sie fasst sich immer wieder in die Haare, schlägt ihre Beine übereinander und blickt ihm tief in die Augen. Was die beiden wohl für eine Geschichte verbindet? Ich könnte Stunden damit zubringen, Leute zu beobachten und darüber nachzudenken, was sich hinter dem Bild, das ich sehe, verbirgt.
    »Was schaust du denn so verträumt?«, unterbricht mich der Kellner, der zurück an meinen Tisch gekommen ist. Er stellt ein Glas Weißwein vor mir ab.
    »Ach nichts, ich hab nur so vor mich hingeguckt«, antworte ich verlegen und lenke schnell ab.
    »Wie heißt du eigentlich?«
    »Ich bin Paolo«, antwortet er offen und streckt mir seine Hand entgegen.
    »Ich bin Dana. Woher hast du die Narbe im Gesicht?« Unter seinem rechten Auge verläuft in Höhe seiner Nasenspitze quer über die Wange ein etwa fünf Zentimeter langer Schmiss. Er gibt seinem sonst recht jungenhaften Gesicht etwas Verwegenes.
    »Die habe ich mir auf Jamaika zugezogen. Ich weiß auch nicht, woran das liegt, aber irgendwie habe ich einen Hang dazu, mich in gefährliche Situationen zu bringen. Auf Jamaika wollten mir zwei Typen meine Sonnenbrille klauen. Das war aber ein altes Stück von meinem Vater. Die wollte ich auf keinen Fall verlieren, da musste ich sie natürlich verteidigen. Aber einer der Typen hatte ein kleines Messer dabei. Es gab eine Rangelei, und deshalb habe ich diese Narbe.« Er zeichnet den Schmiss mit seinem Finger nach.
    Und hast du die Sonnenbrille behalten?«
    »Ja. Aber nur, weil ich nicht lockergelassen habe. Mein Vater ist früh gestorben, und das ist eines der wenigen Teile, die ich noch von ihm habe. Die hätte ich niemals

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