Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern
Turin? Das ist ja völlig verkehrt herum! Da fährst du einen Umweg.«
»Na ja, weil ... Du weißt doch, wir Mädels haben es nicht so mit der Routenplanung. Nein, im Ernst, ich will einen Bekannten besuchen, und das hat sich erst heute ergeben. Und es ist ja nicht so weit weg, also mache ich erst Mailand und dann Como.«
Er schüttelt den Kopf und lacht mich aus.
»Ein bisschen verrückt bist du schon. Aber hübsch.«
»Ja, neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen, ich bin irre, eine summt.«
Paolo wirft mir eine Kusshand zu. Na bitte, das mit dem Flirten hat doch heute schon ganz gut geklappt.
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Do Italians better?
Oder ... warum der Italiener eigentlich immer besser aussieht als der Deutsche
Eine Kolumne von Dana Phillips
Liebe Komplizinnen! Wir alle haben individuelle Vorlieben, was die Kleidung unseres Begleiters angeht: Vielleicht mögen Sie ganz besonders einen herausgeputzten Mann im Anzug, vielleicht stehen Sie aber auch auf den jugendlichen Jeans- und Sneakers-Träger, oder Ihr Favorit ist der sportlich Markante in lässiger Stoffhose mit offenem Hemd. Allgemein gilt: Jedem Tierchen sein Pläsierchen. In einem sind wir uns aber wohl alle einig: Die Kombination einer sehr eng sitzenden Hose mit lachsfarbenen Slippern ist wenig männlich, es sei denn, in ihr steckt ein Italiener. Denn wenn wir ehrlich sind, können die Männer südlich der Alpen einfach fast alles tragen. Im Land der Mode legt Mann Wert auf Schnitt und Qualität – die Schulterpolster sind nie zu groß, die Ärmel nie zu kurz, die Sakkos nie zu weit, und die obligatorische Sonnenbrille sitzt. Egal was der Italiener anhat, Sie können sicher sein, dass sein Outfit mit Bedacht gewählt ist. Sie werden ihn erkennen, ohne auch nur ein Wort aus seinem Mund zu vernehmen, allein an den Farben der Saison und den Slippern aus weichem Leder. Den italienischen Stil zu imitieren, ist übrigens gar nicht so schwierig: Eine gut sitzende Stoffhose statt Jeans, ein schlichtes Hemd, Blazer mit relaxter Schulterpartie im Slimfit-Schnitt, handgenähte Schuhe und ein paar farbige Accessoires, schon haben wir ihn, den Look aus Italien. Ihn nach Deutschland zu importieren scheitert allerdings meistaran, dass Horst und Uwe beratungsresistent an ihrer alten Strickjacke hängen.
Im Gegensatz zu Deutschland spart man in Italien nicht an der Kleidung – nicht einmal in der Krise. Trotz drohender Staatspleite verbucht die Modebranche Rekordzuwächse. Markenbewusst und auf Außenwirkung fixiert, wollen die Italiener schließlich ihrem Ruf gerecht werden – Mann zeigt Marke, Mut zur Farbe und zu teuren Materialien. Auch in düsteren Zeiten zeigt sich der Italiener eben gern von seiner schillernden Seite – und das ist gut so!
Avanti Amore! Ihre Dana.
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3. M ilano
Getränk: Campari spritz al banco
Freund des Tages: Raffaele, der Barkeeper
Place to be: Die Zucca-Bar am Dom
Erkenntnis: Kein Coffee to go, aber Bücher to go
T rotz der berühmten bella figura ist nicht jeder Italiener ein zuvorkommender Italiener. Diese bittere Erkenntnis mache ich an meinem letzten Tag in der Mailänder Innenstadt, wo mir ein vierschrötiger Typ entgegenkommt und auffordernd ins Gesicht blickt. Mit einem spöttischen Gesichtsausdruck mustert er mich einmal von oben bis unten, auf ziemlich unangenehme Weise.
»Prendilo in bocca!«, sagt er im Vorbeigehen, während er mich lüstern angrinst. Ich brauche einen Moment, bis ich verstehe, was er meint. Nimm ihn in den Mund . Was für ein widerlicher Kerl! Vermutlich denkt er, ich sei Touristin und verstünde kein Italienisch.
» Preferisco morire! Eher sterbe ich!«, brülle ich ihm hinterher. Unsicher dreht er sich um, guckt dann beschämt wieder weg und läuft im Stechschritt weiter. Arschloch! Damit hat er wohl nicht gerechnet. Ich sehe vielleicht aus wie eine Touristin, genug Italienisch verstehe ich trotzdem, schließlich lernt man die Beschimpfungen immer als Erstes in einer Sprache. Scheinbar sind doch nicht alle Italiener charmant, aber von so einem Typ lasse ich mir meine Begeisterung für die Südländer nicht nehmen. Es trägt ja auch nicht jeder Deutsche weiße Socken in Sandalen, auch wenn Raffaele das glaubt.
Als ich den Dom erreiche, ist mein Ärger über den anzügichen Flegel schon völlig verraucht. Schräg neben der Zucca-Bar, in der ich den Kellner Raffaele hinter dem Tresen stehen sehe, befindet sich ein alteingesessener Hutladen, vor dessen Schaufenster ich stehen bleibe. Klassische
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