Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern
Sie? Danke. Ich arbeite hier gar nicht. Ich bin nur auf der Durchreise, aber Raffaeles Kollege ist krank, und er hatte so viel zu tun, dass ich spontan eingesprungen bin.«
»Einfach so? Das ist aber bezaubernd von Ihnen. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Fidelio Benvenuto.«
Ich bin Dana Phillips, schön Sie kennenzulernen«, sage ich höflich und schüttle seine Hand. »Kommen Sie öfter ins La Zucca? «
»Ja, eigentlich immer, wenn ich hier bin. Ich lebe zurzeit in London, aber ich bin häufig in Mailand und an der Küste. Was führt Sie denn nach Italien?« Während ich die Gläser poliere und eines nach dem anderen ins Regal räume, erzähle ich ihm vom Grund meines Besuchs in Italien. »Ich habe also noch eine längere Reise vor mir«, beende ich meinen Bericht.
»Das klingt nach einem sehr interessanten Projekt. Wissen Sie was? Ich bin in der kommenden Woche in meinem Haus in Portofino, und ich freue mich immer über gute Gesellschaft. Wenn Sie Lust haben, besuchen Sie mich doch.« Ich blicke ihn überrascht an. Wir kennen uns doch gar nicht.
»Meinen Sie wirklich?«, hake ich nach.
»Natürlich. Sie sind hübsch, also können Sie bei mir wohnen«, antwortet er trocken, aber in einer Art, die mir nicht das Gefühl gibt, als würde er sein Angebot zweideutig meinen.
»Vielen Dank, das ist wirklich nett. Ich plane meine Reiseroute noch«, entgegne ich erst mal vorsichtig. Fidelio Benvenuto schaut mich freundlich an und reicht mir seine Visitenkarte.
»Ich finde es toll, dass Sie Raffaele helfen, und das als Deutsche! Das sieht man nicht mehr so häufig. Das gefällt mir. Und Raffaeles Freunde sind auch meine Freunde. Melden Sie sich gern bei mir.« Dann reicht er mir erneut seine Hand. »Es war nett, Sie kennenzulernen.«
»Das finde ich auch. Vielen Dank.« Ich blicke ihm nach, als er die Bar verlässt. Ein wirklich sympathischer Kerl. Ich schätze ihn auf etwa vierzig. Sein Jackett weht im Wind, als er in Richtung duomo verschwindet. Erneut werfe ich einen Blick auf seine Visitenkarte, auf der unter seinem Namen die Anschrift eines Hotels in den Schweizer Bergen steht, das ihm zu gehören scheint. Ich stecke die Karte ein und blicke mich um. Mittlerweile hat sichie Bar wieder geleert, vor dem Tresen lungern nur noch drei junge Typen herum, die sich, mit Getränken in der Hand, angeregt unterhalten. Raffaele stellt die letzten leeren Gläser in die Spüle und kommt zu mir herüber.
»Danke. Du hast mir wirklich sehr geholfen. Das war richtig toll.«
»Ach, nun übertreib mal nicht, es war ja schließlich keine Operation am offenen Herzen.«
»Jetzt spiel das nicht so herunter. Es ist doch keine Selbstverständlichkeit, dass du mir aus der Bredouille hilfst. Ich meine das wirklich ernst!«
»Weißt du, ich sehe das einfach als Teil meiner Recherche. Nur so lerne ich euch Italiener kennen.«
»Du bekommst natürlich die Hälfte von meinem Lohn.«
»Quatsch. Ich möchte dafür kein Geld. Mir hat das wirklich Spaß gemacht. Aber du kannst mir einen Gefallen tun. Darf ich dich anrufen, wenn ich eine Gebrauchsanweisung für euch Italiener benötige?«
»Na klar, du kannst dich immer bei mir melden. Du weißt doch, wir Italiener können gar nicht genug telefonieren.«
»Danke. Übrigens, ich habe mich sehr nett mit deinem Bekannten unterhalten. Dieser Fidelio. Er hat mich doch tatsächlich in sein Haus in Portofino eingeladen.«
»Ach, wie schön. Das solltest du dir überlegen. Fidelio ist richtig nett, und du kannst ihm vertrauen. Ich kenne ihn schon seit Jahren. Er ist ein herzensguter Mensch. Und keine Angst, er will dich nicht anbaggern oder so. Er ist einfach gern mit Menschen zusammen und mag neue Bekanntschaften.« Raffaele guckt mich fragend an. »Was hast du denn jetzt vor, wie geht deine Reise weiter?«
»Ich fahre morgen früh an den Comer See.«
»Como? Wieso denn jetzt erst? Bist du nicht direkt aus Deutschland nach Mailand gekommen? Da bist du doch fast am Comeree vorbeigefahren.« Raffaele schüttelt den Kopf, ich rolle mit den Augen.
»Das hab ich heute schon mal gehört. Dass ihr Männer euch aber auch immer an so strikten Routenplanungen erfreuen könnt. Ich hab das nicht beabsichtigt, aber ich habe heute herausgefunden, dass mein Jugendfreund dort aufgewachsen ist, und ich will ihn doch immer noch finden.«
»Ach, den Lockenkopf?«, entgegnet Raffaele lachend. »Ich erinnere mich, die erste Liebe!«
»Mach dich nur über mich lustig. Du wirst schon sehen, am Ende meiner
Weitere Kostenlose Bücher