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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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Schwierigkeiten, mich daran zu erinnern, wo ich bin, dann fällt es mir wieder ein. Ich drehe mich zur Seite, zu Fosco, der noch schläft. Seinen braunen, rasierten Oberkörper hat er in das weiße Laken gewickelt. Mein Blick fällt auf den offenen Kleiderschrank – garantiert Maßanfertigung, genau wie die dunklen Anzüge, die nebeneinander auf der Stange hängen. Vor dem Fenster wehen die Vorhänge. Ich horche in mich hinein, und irgendwie habe ich ein merkwürdiges Gefühl im Bauch. Die Beine aus dem Bett schwingend, drapiere ich das Laken um mich und habe endlich eine Antwort auf die Frage gefunden, weshalb die Italiener sich statt mit ordentlichen Daunendecken nur mit diesen dünnen Stofffetzen bedecken: Man sieht einfach wesentich eleganter aus, wenn man in ihnen eingewickelt durch eine Villa auf Capri wandelt.
    Im Erdgeschoss stoße ich die Tür zur Terrasse auf, an die sich eine akkurat gemähte Grünfläche anschließt, in die ein nierenförmiger Pool eingelassen ist. Es muss spät sein, denn die Sonne steht bereits hoch am Himmel. Die Luft ist warm, und das blaue Wasser sieht verlockend aus. Ohne nachzudenken, schäle ich mich aus meinem Laken und hüpfe, nur mit einem Höschen bekleidet, ins Wasser. Als ich wieder auftauche, steht Fosco am Pool, er muss aufgewacht und mir nach unten gefolgt sein, kurz nachdem ich das Schlafzimmer verlassen habe.
    » Buongiorno .« Er lächelt mich an.
    » Buongiorno .« Ich drehe mich einmal um die eigene Achse und zeige auf das Wasser um mich herum. »Es war einfach zu verlockend, ich konnte nicht widerstehen. Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich den Pool benutze.« Foscos Haare sind verwuschelt. Er trägt schwarze Shorts und ein T-Shirt mit V-Ausschnitt.
    »Na klar, du kannst hier alles benutzen. Du musst nicht fragen. Willst du Kaffee?« Ohne die Antwort abzuwarten, verschwindet er im Haus und kehrt wenig später mit zwei Tassen zurück, die er auf dem Beckenrand abstellt. Dann setzt er sich auf die Kante des Pools und taucht die Beine ins Wasser. Dass seine Hosenbeine nass werden, scheint ihn nicht zu stören. Ich ziehe mich an seinem Unterschenkel hoch und lasse mich neben ihn auf den Rand des Pools gleiten. Fosco riecht gut, wie schon in Rom, nach Waschmittel und ein wenig nach Sonne, und ich überlege, wie ich es am besten anstelle, ihn zu überreden, wieder zurück ins Bett zu gehen. Er reicht mir den caffè .
    »Wie spät ist es denn?«
    »Zwei Uhr durch.« Nachdem er seine Tasse in einem Zug leergetrunken hat, stellt er sie ab und beginnt mir den Nacken zu kraulen.
    »Ziemlich spät. Wir haben den halben Tag verschlafen.«
    Wir waren ja auch die ganze Nacht wach.«
    »Da hast du auch wieder Recht.«
    »Hör zu, wenn du schwimmen möchtest, dann gibt es auf Capri definitiv bessere Orte als diesen Pool. Was hältst du davon, wenn du dich anziehst, während ich ein paar Telefonate erledige, und dann zeige ich dir die Insel?«
    Obwohl ich eigentlich auch nichts dagegen hätte, einfach mit Fosco hierzubleiben, stimme ich zu, lasse mir von ihm ein Handtuch holen, in das er mich einwickelt, und gehe nach oben, um mich anzuziehen. Als ich wieder die Treppe hinuntersteige, beendet Fosco gerade ein Telefongespräch.
    »So, das war’s! Warte kurz hier, ich bin gleich fertig.« In großen Sprüngen nimmt er die Treppe nach oben, schlüpft in seine Jeans und Turnschuhe, deren Schnürsenkel noch offen sind, während er wieder zu mir heruntergelaufen kommt. Ich wundere mich, dass er nicht fällt. Bei mir angelangt, küsst er mich aufs Schulterblatt. Dann nimmt er mich bei der Hand und zieht mich nach draußen zur Vespa.
    »Wohin fahren wir?«, will ich wissen, aber Fosco lacht nur. »Das wirst du schon früh genug sehen. Los, steig auf!« Er wirft den Motor an. Der Kies knirscht unter den Rädern, als wir das Grundstück verlassen. Auf dem Weg hinunter zur Küste überholt uns einer der orangefarbenen Inselbusse.
    »Wieso sind wir denn nicht mit dem gefahren?«, rufe ich und beobachte fasziniert, wie er sich auf der viel zu engen und kurvigen Straße an einem entgegenkommenden Bus vorbeiquetscht.
    »Bin ich lebensmüde? Schau mal, wie eng das ist!« Fosco verlangsamt sein Tempo, um etwas Abstand zu halten.
    »Ich finde, es ist völlig ungerechtfertigt, dass die Capri-Fischer in der ganzen Welt so bekannt geworden sind. Eigentlich müsste man überall von den Capri-Busfahrern sprechen. Deren Fahrkünste sind ja phänomenal!«, rufe ich, aber Fosco ist wieder schneller

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