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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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Uhr herrscht hier reger Verkehr, und es wäre keine gute Idee, zwischen den vielenooten in der Grotte zu schwimmen. Aber nach sechs fahren sie nicht mehr, dann gehört die grotta azzura den Schwimmern.«
    Fosco steht bereits bis zu den Knien im Wasser. »Komm!« Er streckt mir die Hand entgegen. Als ich immer noch keine Anstalten mache, ihm zu folgen, lässt er die Leiter los und taucht kurz unter, dann wieder auf und schwimmt eine Weile im Kreis, offensichtlich in der Hoffnung, ich würde es mir doch noch einmal anders überlegen.
    »Gut, dann schwimme ich jetzt alleine in die blaue Grotte, aber du verpasst was!«, ruft er mir zu. Als er Anstalten macht, mir im wahrsten Sinne des Wortes davonzuschwimmen, knicke ich ein.
    »Warte, ich komme mit!« Fosco dreht um und schwimmt mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck eine Kurve, als wolle er sagen: Hab ich’s doch gewusst .
    Nachdem ich bis drei gezählt habe, gebe mir einen Ruck und klettere so schnell ich kann die Treppe hinunter ins dunkle Wasser, wo mir gleich eine Welle ins Gesicht schwappt. Ich bekomme Salz in die Augen, es brennt, und ich mache ein paar Züge auf Fosco zu, um mich an ihn zu klammern.
    »Schau, da ist ein Seil. Halt dich daran fest, dann können dich die Wellen nicht gegen den Felsen drücken.«
    Ich mache es Fosco nach, greife nach der schmalen Schnur und ziehe mich hinter seinem Rücken durch die enge Öffnung in die Höhle hinein. Es ist stockfinster. Hinter dem Eingang endet das Seil, und ich muss loslassen, obwohl ich nichts sehe, nicht einmal die Felswände. Um mich herum herrscht totale Dunkelheit. Einen Moment lang überfällt mich Panik. Was, wenn ich aus der Grotte nicht mehr herausfinde? Woher soll ich wissen, was dort unten in der Tiefe lauert?
    »Hier bin ich«, höre ich Foscos Stimme in der Dunkelheit, kann ihn aber nicht orten. Gerade als ich umdrehen und wieder hinausschwimmen will, gewöhnen sich meine Augen an das Dämerlicht. Langsam erkenne ich die Umrisse der schroffen steinernen Wände, dann entdecke ich Fosco. Auf einmal ist die ganze Grotte zu erkennen, erst nur schemenhaft, dann aber nimmt sie klare Formen an.
    »Komm mal hierher, ganz nach hinten, und dann dreh dich um!«, ruft er. Also schwimme ich geradewegs auf ihn zu und drehe mich, kurz bevor ich bei ihm angelangt bin, um die eigene Achse, bis mein Gesicht wieder in Richtung Ausgang zeigt. Tageslicht fällt durch die Öffnung in das Innere der Höhle und lässt das Wasser in einem hellen Türkis leuchten. Es sieht aus, als schwämme man mitten in der Farbenflut. Ich spüre, wie Fosco mich unter Wasser umarmt, dann küsst er mich lange. Was ist, wenn er doch Mr. Right ist, was, wenn es ihn tatsächlich gibt, den perfekten Moment und den richtigen Mann, und was, wenn meine Freunde Recht damit hatten, dass er hier in Italien auf mich gewartet hat? Als eine Gruppe Jugendlicher lärmend in die Höhle geschwommen kommt, wird es Zeit für uns, in die Realität zurückzukehren. Fosco schwimmt voraus, ich folge ihm, und wenig später stehen wir zitternd in der kühlen Abendluft auf dem Plateau. Wir haben die Handtücher vergessen und trocknen uns notdürftig mit Foscos T-Shirt ab. Während wir auf seinem motorino heimwärts fahren, zittere ich vor Kälte.
    Am Abend wird Fosco schweigsam. Ich sitze auf dem Sofa, er ist mit seinem Handy beschäftigt, läuft hin und her; durch die Glastür sehe ich ihn im Eingangsbereich telefonieren. Wenig später kommt er zurück ins Wohnzimmer. Sein Gesichtsausdruck ist müde.
    »Ich habe versucht, meinen Flug zu verschieben. Aber es ist mir nicht geglückt. Ich wäre gern noch ein wenig länger mit dir hiergeblieben, aber ich konnte ihn nur von morgen in der Früh auf morgen Mittag legen, damit wir wenigstens noch zusammen frühstücken können. Danach war alles ausgebucht.«
    Einen Moment lang ist mein Hals wie zugeschnürt. Dann lächele ich Fosco an.
    Das macht doch nichts.« Immerhin haben wir ja, so beruhige ich mich selbst, wenn es gut läuft, noch unser ganzes Leben vor uns. Doch die Stimmung bleibt den Abend über gedämpft, und nachts liege ich wach, einen merkwürdigen Druck auf der Brust.
    Am nächsten Morgen verlassen wir gemeinsam das Haus. Fosco, um zum Flughafen nach Neapel zu fahren, während ich nach Amalfi zurückkehre, wo mein Auto hoffentlich immer noch da steht, wo ich es zurückgelassen habe. Wir haben verschlafen, weshalb nicht nur das Frühstück ausfällt, sondern der Abschied zwischen uns flüchtig und hektisch

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