Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
Vom Netzwerk:
Plastikbecher leere, fange ich an, mich darüber zu ärgern, dass ich in Rom so zimperlich war und brav nach Hause gegangen bin. Wieso bin ich nur dem Abenteuer von der Schippe gesprungen und alleine in mein Bett geflüchtet, anstatt mit Fosco etwas zu erleben? Ich rufe Ellen an.
    »Hallo Ellen, ich bin es! Dana!«
    »Hallo Liebes, wie geht es dir? Wo steckst du gerade?«
    »Ich sitze auf einem einsamen Felsen in der Bucht von Atrani, direkt neben Amalfi, halte ein Glas Spritz in der Hand und schaue aufs Meer.«
    »Das ist doch traumhaft, weshalb klingst du denn dann so bedrückt? Was meinst du, was ich dafür geben würde! Erst meldest du dich ewig nicht, dann gibst du endlich mal ein Lebenszeichen von dir, und deine Stimme klingt, als wärest du in Guantanamo und nicht an einem der schönsten Flecken Europas. Was ist da los?« Ich seufze tief, und einen Moment lang bemitleide ich mich schrecklich.
    »Ellen, ich bin so dämlich. Ich habe in Rom einen Mann kennengelernt. Er war sexy und cool, und wir hatten sofort einenraht zueinander. Da war etwas ganz Besonderes. Wir hatten einen fantastischen Abend. Und dann fahren wir mit seiner Vespa nachts durch Rom, aber anstatt dass ich ihn noch zu mir aufs Zimmer bitte, verabschiede ich mich ganz brav und lasse ihn einfach da stehen. Und das Schlimmste war, er hat nicht gesagt, dass er mich wiedersehen will, obwohl er am nächsten Tag nach Capri gefahren ist und wusste, dass ich auch ein paar Tage später an der Amalfiküste bin.«
    »Ja, was hat er denn dann gesagt?«
    »Er hat gesagt, dass wir es dem Schicksal überlassen sollen, ob wir uns wiedersehen. Das war alles.«
    »Und weißt du denn, ob er jetzt noch da ist?«
    »Ich denke schon. Aber er hat auf die SMS mit meiner Nummer nicht reagiert«, sage ich entmutigt und leere mein Glas. Dann stehe ich auf, das Handy am Ohr auf, um mir an der Strandbar Nachschub zu holen.
    »Schreib ihm doch einfach noch eine Nachricht, nur um sicherzugehen, vielleicht ist die SMS nicht angekommen. Ganz ehrlich, wenn ihm irgendwas an dir liegt, dann wird er es schon hinkriegen, dich noch mal irgendwo, irgendwann zu sehen. Und überhaupt! Seit wann lässt du dich vom Schicksal abspeisen? Nach Mario suchst du doch auch! Wie ist da eigentlich der Stand der Dinge?«
    »Ich habe ihn noch nicht getroffen. Er lebt auf Sizilien. Aber ich wollte mir die Amalfiküste nicht entgehen lassen, außerdem hoffe ich ja immer noch, Fosco zu treffen. Nach Sizilien fahre ich dann als Nächstes. Aber um auf Fosco zurückzukommen: Du hast Recht! Ich sollte ihm einfach noch eine Nachricht schreiben, ich habe ja nichts zu verlieren.«
    »Ich habe immer Recht.«
    »Darüber lässt sich streiten. Aber jetzt müssen wir aufhören.«
    »Kann die SMS nicht noch ein wenig warten?«, murrt Ellen. »Du hast noch überhaupt nichts von der Reise erzählt.«
    Nein, kann es nicht, aber ich melde mich ganz bald wieder, versprochen!« Ohne Ellens Antwort abzuwarten, lege ich auf.
    Bei dem Gedanken, Fosco noch mal zu treffen, bekomme ich Herzklopfen. Während ich einen Text formuliere, ins Handy tippe, wieder verwerfe, noch einmal von vorne beginne, erneut alles lösche, nur um kurz darauf nach Lieber Fosco innezuhalten, merke ich, dass meine Hände zittern. Ich bin tatsächlich aufgeregt. Was, wenn er wieder nicht antwortet? Oder noch schlimmer: Was, wenn seine Antwort vernichtend ausfällt? Wäre es dann nicht besser, ihn überhaupt nicht mehr zu kontaktieren? Vielleicht hat er, als er sagte, wir sollten uns, was ein Wiedersehen angeht, auf das Schicksal verlassen, auch einfach nur gemeint, dass er mir nicht mehr über den Weg laufen möchte. Und ich habe den Subtext nicht kapiert. Erneut lösche ich den Text und starre ein paar Minuten hinaus auf das Meer. Dann gebe ich mir einen Ruck und tippe mit fliegenden Fingern meine Nachricht. Wenn ich gewusst hätte, dass du dich auf das Schicksal verlässt, dann hätte ich dich wenigstens noch geküsst. Grüße aus Atrani.
    Ohne noch einmal nachzudenken, versende ich die SMS und entschließe mich, zum Dorfplatz zu laufen, um mir dort ein Zimmer zu suchen. Bevor ich jetzt stundenlang wie ein hypnotisiertes Kaninchen auf dem Felsvorsprung hocke und die Fischerboote zähle, kann ich auch gleich etwas Nützliches erledigen. Trotzdem schaffe ich es natürlich, auf dem kurzen Weg von meinem Felsen zurück zur Strandbar drei Mal auf das Handy zu schauen, aber nichts rührt sich. Fosco schweigt. Ich überprüfe den Postausgang. Gesendet

Weitere Kostenlose Bücher