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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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hören Sie, ich komme gleich zum Punkt. Wir hätten gern, dass Sie uns für den Rest der Ermittlungen dort repräsentieren. Es ist eine große Sache und für uns äußerst wichtig. Offensichtlich auch für den Direktor. Leider entwickelt sich dieser Fall zu einem Riesending.«
    Ich musste an das Zitat aus Der Pate denken: »Gerade als ich dachte, ich sei raus, da haben sie mich wieder reingeholt.«
    Aber diesmal nicht. Ich hatte in der vergangenen Nacht nicht viel geschlafen, aber ich wachte mit einem klaren
Plan für diesen Tag auf - und der hatte absolut nichts mit Mary Smith oder irgendeiner anderen Ermittlung in einem scheußlichen Mordfall zu tun.
    »Leider muss ich ablehnen. Ich habe Verpflichtungen meiner Familie gegenüber, denen ich mich auf keinen Fall entziehen kann.«
    »Ja, ich verstehe«, sagte er zu schnell, als dass man es ihm hätte glauben können. »Aber vielleicht könnten wir Sie wenigstens für ein kleines Weilchen loseisen. Ein paar Stunden pro Tag.«
    »Tut mir Leid, kann ich nicht. Nicht jetzt.«
    Am anderen Ende der Leitung seufzte van Allsburg tief. Als er wieder sprach, war sein Ton sehr gemäßigt. Ich weiß nicht, ob ich ihn richtig einschätzte, aber ich glaubte, ein wenig Herablassung herauszuhören. »Alex, ist Ihnen klar, womit wir es hier zu tun haben? Haben Sie die Nachrichten heute Morgen gesehen?«
    »Ich versuche, ein paar Tage den Nachrichten zu entfliehen. Erinnern Sie sich? Ich mache Urlaub. Ich brauche dringend Urlaub. Ich habe gerade den Wolf hinter mich gebracht.«
    »Alex, hören Sie, wir wissen beide, dass das hier nicht vorbei ist. Menschen sterben. Prominente Menschen.«
    Prominente Menschen? Was zum Teufel sollte das hei ßen?
    Ich war nicht sicher, ob ihm klar war, dass er fast jeden Satz mit meinem Namen anfing. Ich verstand in gewisser Weise, in welcher Position er war und unter welchem Druck er stand, aber diesmal würde ich fest bleiben.
    »Es tut mir Leid«, erklärte ich. »Aber die Antwort lautet: Nein.«
    »Alex, ich wüsste es zu schätzen, wenn dieses Gespräch
unter uns bliebe. Kein Grund, deshalb zu Ron Burns zu gehen, oder?«
    »Nein, wirklich nicht«, sagte ich zu van Allsburg.
    »Gut -«, fing er an, aber da legte ich auf.
    »Weil ich jetzt mein Telefon ausschalte.«

22
    Ich gebe zu, als ich den Hörer auflegte, raste mein Puls ein wenig, aber ich fühlte mich gleichzeitig auch erleichtert. Ich vermutete, Ron Burns würde mir wohl den Rücken stärken, aber ehrlich gesagt - es war mir scheißegal!
    Eine Stunde später war ich angezogen und bereit, nur noch Tourist zu spielen. »Wer möchte Frühstück mit Goofy haben?«, rief ich.
    Das Hotel bot »Charakter-Frühstücke« an, und es schien mir eine gute Methode zu sein, unsere Köpfe wieder auf Urlaub einzustimmen. Ein bisschen kitschig, zugegeben, aber manchmal ist kitschig gut, sogar sehr gut. Es rückt alles wieder in die richtige Perspektive.
    Jannie und Damon kamen ins Wohnzimmer unserer Suite, beide sahen etwas müde aus. Ich hielt beide Fäuste hoch.
    »Jeder wählt eine Hand«, sagte ich.
    »Daddy, wir sind keine Babys mehr«, erklärte Jannie. »Ich bin elf. Ist dir das schon aufgefallen?«
    Ich machte ein schockiertes Gesicht. »Nein, bist du nicht!« Das rief das Lachen hervor, das ich hören wollte.
    »Es ist wirklich ernst«, sagte ich. »Ich scherze nicht. So, wählt eine Hand. Bitte.«
    »Was ist drin?«, fragte Damon.
    Aber ich blieb stumm.
    Schließlich tippte Jannie auf meine linke Hand. Damon zuckte mit den Schultern und wählte die rechte.
    »Gute Wahl.« Ich öffnete die Finger. Beide Kinder beugten sich vor, um besser zu sehen.

    »Dein Pieper?«, fragte Damon.
    »Ich habe ihn gerade ausgeschaltet. Und jetzt warte ich mit Nana in der Hotelhalle, und ihr beide versteckt ihn irgendwo. Aber versteckt ihn gut. Ich will das Ding nicht wiedersehen, bis wir zurück in Washington sind.«
    Damon und Jannie brachen in ein Freudengeschrei aus. Selbst Nana stieß einen Jubelruf aus. Endlich waren wir im Urlaub.

23
    Vielleicht gab es in diesem Elend und dieser Trostlosigkeit doch einen Silberstreifen am Horizont. Zwar unwahrscheinlich, doch nicht unmöglich. Arnold Griner wusste, dass er die Exklusivrechte auf seine eigene Story hatte, wenn dieses schreckliche Schlamassel vorüber war. Und - er würde sich nicht mit einem Fernsehfilm zufrieden geben. Er würde versuchen, das Ganze als Serie in seiner Kolumne zu bringen und es dann als Prestigeprojekt an eines der Studios zu verkaufen.

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