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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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unendlich. Ich bete Klein Alex an. Ich möchte, dass er mit seiner Schwester, seinem Bruder und seiner Urgroßmutter aufwächst. Sie hat mich erzogen, seit ich zehn Jahre alt war. Ich glaube, Jannie und Damon sprechen für meine Fähigkeit, ein guter Vater zu sein. Ich habe bewiesen, dass ich - trotz all meiner Fehler, die ich habe - imstande bin, glückliche und - wenn ich so sagen darf - ziemlich erstaunliche Kinder großzuziehen.«
    Ich blickte zu Jannie, Damon und Nana hinüber. Sie lächelten mich an, aber dann fing Jannie an zu weinen. Ich musste Ben fixieren, sonst hätte ich am Ende auch noch losgeheult.
    Mir fiel auf, dass sogar Richterin Mayfield zu den Kindern geschaut hatte und dass sie beeindruckt zu sein schien.
    »Ich liebe meine Kinder mehr als alles auf der Welt«, fuhr ich fort. »Aber unsere Familie ist ohne Klein Alex, der sich jetzt gern Ali nennt, nicht vollständig. Er ist ein Teil von uns. Wir lieben ihn alle ungemein. Wir könnten ihn nie sechs Monate verlassen, nicht einmal sechs Minuten.«

    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Nana nickte. Sie wirkte unendlich weiser als Mayfield auf ihrem Podest in ihrer schwarzen Robe, besonders wenn es um Kindererziehung ging.
    »Bitte, sprechen Sie weiter«, forderte mich Ben ruhig auf. »Sie machen das sehr gut.«
    »Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte Christine Washington nie verlassen. Ali verdient es, uns beide in der Nähe zu haben. Aber wenn das nicht möglich ist, sollte er mit so viel Familie aufwachsen wie möglich. Ich glaube nicht, dass es ihm in Seattle schlecht geht, aber heute geht es doch darum, was das Beste für ihn ist. Und wie ich schon sagte: Ich liebe ihn unendlich. Er ist mein Kumpel. Er besitzt mein Herz.« Und dann brach ich in Tränen aus - gewiss nicht, um die Richterin zu beeindrucken.
    Die Aussagen dauerten noch den ganzen Nachmittag und den Großteil des nächsten Vormittagas. Zuweilen waren sie brutal. Nach den Schlussplädoyers der Anwälte warteten wir draußen auf dem Korridor des Gerichtsgebäudes, während Richterin Mayfield sich zur Beratung zurückgezogen hatte.
    »Du warst großartig, Daddy.« Jannie hielt meinen Arm und schmiegte den Kopf an meine Schulter. »Du bist großartig. Wir kriegen Alex zurück. Das spüre ich ganz deutlich.«
    Ich legte den freien Arm um ihre Schulter. »Es tut mir Leid, aber ich bin heilfroh, dass ihr alle bei mir seid.«
    In diesem Moment kam ein Gerichtsdiener und rief uns zurück in den Saal. Sein ausdrucksloses Gesicht verriet natürlich nichts.
    »Das wird lediglich eine Formalität«, sagte Ben leise zu mir auf dem Weg hinein. »Wahrscheinlich wird sie sich Bedenkzeit
ausbedingen, und wir hören wieder etwas in etwa sechs Wochen. Ich werde inzwischen Revision gegen das vorläufige Besuchsrecht einlegen. Ich bin sicher, das wird kein Problem. Sie waren im Zeugenstand großartig, Alex. Keine Sorge. Jetzt können Sie sich erst mal entspannen.«

36
    Sobald wir wieder im Gerichtssaal versammelt waren, kam Richterin Mayfield herein und nahm Platz. Sie strich ihre Robe glatt, verlor danach aber keine Zeit.
    »Ich habe sämtliche Aussagen berücksichtigt und die mir vorgelegten Beweise und bin zu einer Entscheidung gekommen. Aufgrund von allem, was ich gehört habe, scheint mir die Sachlage klar zu sein.«
    Ben schaute mich relativ entspannt an, aber ich war nicht sicher, was sein Blick bedeutete. »Ben?«, flüsterte ich.
    »Das Gericht entscheidet zugunsten der Klägerin. Das Sorge- und Aufenthaltsrecht wird bei Ms Johnson bleiben, allerdings verpflichte ich sie, einen für beide Seiten befriedigenden Besuchsplan aufzustellen. Ehe ich zustimme, Sie wieder in diesem Gerichtssaal zu sehen, haben die Parteien einen Schlichter aufzusuchen.«
    Die Richterin nahm die Brille ab und rieb sich die Augen, als würde es sie ermüden, das Leben eines Menschen zu ruinieren. Dann fuhr sie fort: »In Anbetracht der weiten geographischen Entfernung möchte ich kreative Lösungen anregen und entscheide, dass Dr. Cross pro Jahr das Äquivalent von mindestens fünfundvierzig Tagen Besuchsrecht hat. Das ist alles.«
    Damit erhob sie sich und verließ den Saal.
    Ben legte mir die Hand auf die Schulter. »Alex, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin fassungslos. In fünf Jahren habe ich nie eine derartige Entscheidung erlebt. Es tut mir so Leid.«

    Ich hörte ihn kaum und war mir kaum bewusst, dass meine Familie bei mir war. Ich blickte auf und sah, wie Christine und Anne Billingsley sich

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